Maus im Hautpanzer

Maus mit Fatp4-Gen. / Foto: Medizinische Universitätsklinik Heidelberg.

Heidelberger Wissenschaftler untersuchten den Fett-Transport im Darm und fanden ein mögliches Schlüsselgen für schwere Hautkrankheiten

Eigentlich wollten sie herausfinden, wie bestimmte Nahrungsfette aus dem Darm ins Blut wandern. Entdeckt haben die Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg in Zusammenarbeit mit Kollegen des EMBL Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg und der Universität Regensburg, dass Mäuse, denen Fatp4 – ein Gen für den Fettsäuretransport – fehlt, unter einer extremen Fehlbildung der Haut leiden. Möglicherweise wurde damit ein wichtiger Beitrag zur Klärung der Ursachen schwerer Hautkrankheiten beim Menschen geleistet.

Die Mitglieder der Fatp (fatty acid transport protein)-Familie sind am Transport von Fettsäuren in Zellen des Körpers beteiligt. Bislang wurden sechs verschiedene Gene identifiziert, über deren Funktion allerdings bislang wenig bekannt ist. Das Heidelberger Wissenschaftlerteam unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen, und seinem Oberarzt Dr. Thomas Herrmann züchtete sogenannte Knock-out-Mäuse, denen das Fatp4-Gen fehlt. Die Internisten hatten dieses Gen vor sechs Jahren selbst entdeckt und in der Folge charakterisiert.

Das Ergebnis des Züchtungs-Experiments war überraschend: Mäuse ohne Fatp4 sind nicht lebensfähig und sterben direkt nach der Geburt. Sie haben eine verdickte, fast panzerartige Haut und können dadurch den Brustkorb nur sehr eingeschränkt bewegen, so dass sich ihre Lungen nicht vollständig entfalten. Außerdem verlieren die Mäuse neunmal so viel Wasser über die Haut wie gesunde Tiere.

Schutzstoffe der Haut enthalten die falschen Fettsäuren

Wissenschaftler der Abteilung Klinische Chemie der Universität Regensburg nahmen die Tiere genauer unter die Lupe. Sie entdeckten, dass in den „Ceramiden“, Schutzstoffen der Haut, die sie normalerweise geschmeidig und gleichzeitig robust machen, zu wenig langkettige Fettsäuren enthalten waren. Offensichtlich hatte das fehlende Fatp4-Gen den Fettsäurestoffwechsel in der Haut beeinträchtigt und damit zu der beobachteten Verhornungsstörung geführt.

Möglicherweise halten die Wissenschaftler damit einen Schlüssel zur Behandlung von Hautkrankheiten beim Menschen in der Hand. Denn das Fatp4-Gen beim Menschen ist dem der Maus sehr ähnlich und besitzt wahrscheinlich eine ähnliche Funktion. Sollte sich herausstellen, dass auch Menschen, die an schweren Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Fischschuppenerkrankung (Ichthyose) leiden, ein fehlerhaftes oder kein Fatp4-Gen haben, könnte ein neuer Ansatzpunkt für eine Therapie gefunden sein.

Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter
contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden.

Kontakt: Dr. Thomas Herrmann, Oberarzt der Abteilung Innere Medizin IV: Thomas_Herrmann@med.uni-heidelberg.de

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Dr. Annette Tuffs idw

Weitere Informationen:

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