Sargasso-Genom-Studie: 1.800 unbekannte Mikroben

Forschungsexpedition Sorcerer2

Verständnis wesentlicher Zusammenhänge der Meeresbiologie erwartet

Genomexperten haben in der Sargasso-See vor der Küste der Bermuda-Inseln im Atlantik mindestens 1.800 bisher unbekannte Mikroben entdeckt. Nach Angaben der Forscher, unter anderem auch der Genforscher Craig Venter, wird dadurch das Verständnis wesentlicher Vorgänge in der Meeresbiologie erweitert, berichtet das Environmental News Network.

Venter, der von Experten auch als Genom-Pionier bezeichnet wird, hatte die Ozeanproben bei der Forschungsexpedition Sorcerer2 gesammelt und anschließend mit dem System dekodiert, das er auch bei der genetischen Erforschung des Menschen angewendet hatte. Bei dem Screening, das „Whole-Genome-Shotgun-Sequencing“ genannt wird, konnten die Forscher 1,2 Mio. neue Gene ausmachen. Diese Zahl basiert auf Vergleichszahlen von bisher bekannten Lebewesen, daher schätzen die Experten die Zahl der neuen Mikroben auf mindestens 1.800. Venter, der in der Zwischenzeit das Maryland Institute for Biological Energy Alternatives leitet, war angesichts der relativ geringen Wasserproben von der Menge der gefundenen Mikroben überrascht.

Venter glaubt, dass mehr als 99 Prozent der Lebewesen im Meer noch entdeckt werden müssen. „In einer Umgebung wie der Sargasso-See, von der Forscher eigentlich angenommen haben, dass sie artenarm ist, waren wir erstaunt über die Vielzahl der gefundenen Lebewesen“, so Venter, der erklärt, dass wesentliche Zusammenhänge der Meeresbiologie bisher noch weitgehend ungelöst sind. Besonders überraschend war auch der Fund von mehr als 800 Genen für Photorezeptoren: Strukturen, die von Lebewesen verwendet werden, um Licht zu sammeln und energetisch zu verwerten. Venter meinte anlässlich einer Pressekonferenz zur Expedition, dass Sonnenlicht möglicherweise eine viel wichtigere Rolle im ökologischen Kreislauf des Ozeans spiele als bisher angenommen. Raymond Orbach vom US-Department of Energy sieht darin sogar eine Möglichkeit der Energierzeugung für die Zukunft. Insbesondere für die Herstellung großer Mengen von Wasserstoff scheinen solche Kleinstlebewesen eventuell geeignet.

Die Sargasso-See, die vom nährstoffreichen Golfstrom umgeben ist, ist selbst ein nährstoffarmes Gebiet, das von Meeresbiologen häufig mit einer Wüste verglichen wurde. Die Expedition von Venter, die vom Department of Energy mit neun Mio. Dollar finanziert wird, will weltweit Meerwasserproben auf Mikroorganismen hin untersuchen. Finanzspritzen erhält Venter auch vom Institute for Genomic Research, das von seiner Frau Claire Fraser geleitet wird.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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