Neue Aspekte in der Stammzellentwicklung

Sensorische Neuronen, die durch die Einwirkung von "Wnt" aus Neuralleisten-Stammzellen entstanden sind. <br> <br>Bild: ETH Zürich/Lee, Kléber und Sommer

Forscher der ETH Zürich und vom Freiburger Max-Planck-Institut für Immunbiologie entdecken neue Rolle des Signalproteins „Wnt“

Bislang war bekannt, dass das Signalprotein „Wnt“ eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der Vermehrung von Stammzellen spielt. Forscher der ETH Zürich und vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg haben nun herausgefunden, dass dieses Protein bei Stammzellen des peripheren Nervensystems nicht die Vermehrung dieser Zellen steuert, sondern vielmehr deren künftiges Schicksal beeinflusst, also die Art der Nervenzellen, die aus diesen Stammzellen hervorgehen (Science Express, 8. Januar 2004). Danach scheinen Stammzellen verschiedener Herkunft unterschiedlich auf Signalproteine zu reagieren.

Aufgrund ihres therapeutischen Potenzials bilden Stammzellen heute ein Schwerpunktthema biomedizinischer Forschung. Um aber dieses Potenzial auch verwirklichen zu können, muss man jene Signalfaktoren kennen, die die Entwicklung einer Stammzelle in die verschiedenen Zelltypen eines Organismus steuern. Ein wichtiger Faktor in der Stammzellbiologie ist das Signalprotein „Wnt“. Bei etlichen Arten von Stammzellen, wie zum Beispiel embryonalen Stammzellen oder Stammzellen des Zentralnervensystems, führt „Wnt“ zur Zellvermehrung, während gleichzeitig die Entstehung ausgereifter Zelltypen unterdrückt wird.

Wissenschaftler vom Institut für Zellbiologie der ETH Zürich haben nun in Zusammenarbeit mit Kollegen des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg eine neue Rolle von „Wnt“ entdeckt. In ihrer Studie, die vom Wissenschaftsmagazin „Science“ am 8. Januar 2004 vorab in „Science Express“ veröffentlicht wird, zeigen die Forscher, dass „Wnt“ in Stammzellen des peripheren Nervensystems keinen Einfluss auf deren Vermehrung hat, sondern im Gegenteil die Entstehung bestimmter Nervenzellen anregt. Stammzellen verschiedener Herkunft scheinen also recht unterschiedlich auf die gleichen Signale aus ihrer Umgebung zu reagieren. Für eine zurzeit noch visionäre Stammzelltherapie könnte das bedeuten, dass ein bestimmter Stammzelltyp zwar für die Behandlung einer bestimmten Nervenkrankheit in Frage käme, hingegen ungeeignet für die Therapie einer anderen Krankheit oder Verletzung wäre.

Originalveröffentlichung:

Hye-Youn Lee, Maurice Kléber, Lisette Hari, Véronique Brault, Ueli Suter, Makoto M. Taketo, Rolf Kemler, and Lukas Sommer
Instructive role of Wnt/ß-catenin in sensory fate specification in neural crest stem cells

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Prof. Lukas Sommer
Institut für Zellbiologie, ETH Zürich, Zürich/Schweiz
Tel.: +41 (0)1-633 33 49
Fax: +41 (0)1-633 10 69
E-Mail: sommer@cell.biol.ethz.ch

Prof. Rolf Kemler
Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg
Tel.: 0761 5108-470
Fax: 0761 5108-474
E-Mail: kemler@immunbio.mpg.dekemler@immunbio.mpg.de

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Prof. Rolf Kemler Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

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