Älteste Spinnentiere enteckt

Zusammen mit britischen und Berliner Kollegen hat Prof. Dr. Hans Kerp vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Münster im schottischen Rhynie Chert die bisher ältesten und am besten erhaltenen Spinnentiere entdeckt. Es handelt sich dabei um Weberknechte mit extrem langen Beinen. Wie die Forscher jetzt im Wissenschaftsmagazin „nature“ berichteten, wurden drei fossile Exemplare, ein Weibchen und zwei Männchen, dicht nebeneinander in einem Bestand der ältesten Landpflanzen gefunden.

Pflanzen und Weberknechte lebten vor etwa 400 Millionen Jahren am Rand eines Systems heißer vulkanischer Quellen. Durch die aus den vulkanischen Wässern ausfallende Kieselsäure wurden Pflanzen und Tiere in eine glasähnliche Substanz eingeschlossen und fast unverändert überliefert. Besonders ungewöhnlich ist nach Angaben von Prof. Kerp, dass auch innere Organe der Weberknechte, wie Verdauungstrakt, Atmungsorgane und Geschlechtsorgane, erhalten sind.

Die entdeckten Weberknechte besaßen Röhrensysteme als Atmungsorgane. Diese „Tracheen“ sind hochspezialisierte Anpassungen von Tieren an die Luftatmung und an das Leben auf dem Land. Ihre evolutionäre Entwicklung benötigte viele Millionen Jahre. Die aufgefundenen Weberknechte können somit nach Meinung von Prof. Kerp als „die ältesten nachweislichen Landtiere überhaupt“ gelten. Ihre voll ausgebildeten Tracheensysteme legten die Vermutung nahe, dass die Festländer bereits von Landtieren besiedelt wurden, noch bevor sich höhere Landpflanzen entwickelt hätten. Das pflanzliche Leben auf dem Land wurde vor etwa 450 Millionen Jahren von Algen, Pilzen und Flechten geprägt.

Die gefundenen Spinnentiere weisen Geschlechtsorgane auf, die weitgehend denen heutiger Weberknechte entsprechen. Die Männchen besaßen einen mit Fühlhaaren besetzten Penis von etwa Zweidrittel-Körperlänge. Das Weibchen war mit einer Legeröhre ausgestattet, die auf ein Mehrfaches der Körperlänge ausgefahren werden konnte, um die Eier in den Boden zu versenken. Dies belegt nach Ansicht der Forscher, dass das Geschlechtverhalten der heutigen Weberknechte bereits vor 400 Millionen Jahren fest etabliert war, zu einer Zeit, als die Besiedlung der Festländer durch noch sehr primitive höhere Landpflanzen gerade erst begonnen hatte.

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Norbert Frie idw

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