Genomtechnologie aus Deutschland kommt in den USA zum Zuge

Abb. 1: Expressionsmuster des Gens RORb im Querschnitt des erwachsenen Maushirns. RORb ist ein nuklearer Rezeptor, der besonders stark in einer spezifischen Schicht der Großhirnrinde und im so genannten suprachiasmatischen Kern - dem Zentrum der inneren Uhr - aktiv ist. <br> <br>Foto: Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie <br>

Innovative Genomtechnologie aus dem Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie sorgt nicht in Deutschland, sondern in den USA für Furore

GenePaint, eine im Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie entwickelte Technologie, findet weltweit Anerkennung: Sie dient als Grundlage für ein neues neurowissenschaftliches Institut in Seattle/USA, das am 16. September offiziell eröffnet wird. 100 Millionen Dollar fließen aus der Paul Allen-Stiftung in dieses Institut, das die Gehirnforschung revolutionieren soll. Denn die Molekularbiologie wird in Kombination mit den klassischen Disziplinen der Neuroanatomie und Physiologie völlig neue Erkenntnisse über unser Gehirn erbringen. Das erste ehrgeizige Projekt heißt „Allen´s Brain Atlas“ und ist nichts geringeres als eine vollständige Kartierung der Aktivität aller Gene im erwachsenen Mausgehirn in seiner Bedeutung vielleicht vergleichbar mit dem historischen Anatomieatlas „De Fabrica“, in dem Andreas Vesalius im 16. Jahrhundert neue Einblicke in den Menschen gewährte. Die Technologie für den „Brain Atlas“ kommt von Professor Gregor Eichele, Direktor des Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie, der mit GenePaint ein Verfahren entwickelt hat, das die Aktivitätsmuster von Tausenden von Genen in kurzer Zeit analysiert.

Zu diesem Thema findet ein Pressegespräch statt. Professor Eichele wird seine Pläne erläutern und die GenePaint-Technologie vorführen,
am Freitag, dem 19. September um 11 Uhr,
im Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie, Hannover,
Feodor-Lynen-Str. 7

Das Projekt in Seattle ist eine logische Fortsetzung des Humangenomprojektes. Nach der Sequenzierung der Gene folgt nun die Entschlüsselung ihrer Funktionen. Um diese zu verstehen, ist es notwendig, die Genexpression bzw. -aktivität im Gewebe und in den Zellen zu studieren. Denn es werden immer nur die Gene aktiviert und in Proteine umgesetzt, die in bestimmten Organen auch benötigt werden. Seit Ende der 90er Jahre arbeitet Eichele an der GenePaint-Technologie, die er hier in Hannover und parallel am Baylor College of Medicine in Houston, Texas, gemeinsam mit den Firmen Tecan, Leica und Orgarat bis zur Marktreife entwickeln konnte. Im Hochdurchsatzverfahren werden Genaktivitäten in Gewebeschnitten sichtbar gemacht. Die Expressionsmuster werden digitalisiert und in einer Datenbank zugänglich gemacht.

„Im vergangenen Jahr konnten wir am Chromosom 21 zeigen, dass eine genomumfassende Kartierung der Genaktivität mit GenePaint machbar ist“, erklärt Eichele den Stand der Technik. Bei der großen Ähnlichkeit der Genome von Maus und Mensch verspricht er sich von einem vollständigen molekularen „Gehirnatlas“ der Maus weitreichende Erkenntnisse über die Funktionen von Genen im Gehirn und damit auch die Entdeckung neuer Medikamente für Gehirnerkrankungen. „Ich bedauere es sehr, dass eine in Deutschland entwickelte Technologie nun hier nicht zum Einsatz kommt“, so die Einschätzung des Wissenschaftlers, der sich darum bemüht, ein weiteres großes Projekt mit Gene Paint in Deutschland durchzuführen.

Im Rahmen von „Allen´s Brain Atlas“ wird zunächst die Aktivität für etwa 20.000 Gene im Gehirn der Maus bestimmt. Die entstehenden Muster wandern in eine Datenbank, die für Wissenschaftler weltweit zugänglich sein wird. Hinter dem Projekt steht eine Gruppe von anerkannten Forschern, unter anderem James Watson, der mit der Entdeckung der DNA den Grundstein für die Genomforschung legte. Der Gründer des Instituts, Paul Allen, bekannt als finanzkräftiger Gründer von Microsoft, fördert über Stiftungen zahlreiche Projekte, die medizinische Fortschritte versprechen. Allen´s Brain Atlas wird so die Erwartungen die Forschungen über Gehirnerkrankungen wie z. B. Alzheimer, Schizophrenie und Depressionen weiter voranbringen.

Karola Neubert
Max-Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie, Hannover
Tel.: 0511 5359 120
Fax.: 0511 5359 186
E-Mail: karola.neubert@mpihan.mpg.de
www.mpg.de/instituteProjekteEinrichtungen/institutsauswahl/endokrinologie/index.html

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