ETH-Forschende machen Proteine in der Oberfläche eines Zellkerns sichtbar

Der Zellkern, in welchem die genetische Information sitzt, kommuniziert mit dem Rest der Zelle durch so genannte Kernporen. Wie ändern diese Kernporen ihre Struktur, wenn speziell präparierte Moleküle andocken? Warum bleiben einige Moleküle regelrecht in der Pore stecken, während andere elegant hindurchgleiten? Die Januar-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Biophysical Journal“ berichtet von dieser Forschungsarbeit, für die Wissenschaftler aus den Disziplinen Biologie und Physik ihre Kräfte gebündelt haben.

Im Zellkern ist nicht nur die genetische Information der einzelnen Zelle, sondern auch des gesamten Organismus gespeichert. Jede Zelle eines mehrzelligen Lebewesens, z.B. des Menschen, verfügt über den gleichen DNA-Satz. Die Kommunikation des Zellkerns mit dem Rest der Zelle und umgekehrt entscheidet darüber, dass die Zellen richtig funktionieren und somit das Überleben des Organismus garantieren. Der Kernporenkomplex stellt den einzigen Weg für die makromolekulare Kommunikation zwischen Zellkern und dem Rest der Zelle dar.

Strukturelle Eigenschaften korrelieren mit funktionellen Eigenschaften

Forschende der ETH-Institute für Festkörperphysik und für Biochemie haben die Struktur des Kernporenkomplexes genauer untersucht und dabei die Frage geklärt, ob sich die Struktur durch das Binden von Molekülen ändert. Bei diesen Molekülen handelt es sich einerseits um so genannte Transportrezeptoren, von denen man weiss, dass sie den Transport in den Zellkern vermitteln, und anderseits um Alkohole. Aus früheren biochemischen Untersuchungen war bereits bekannt, dass die Transportkapazitäten des Porenkomplexes durch das Binden dieser Moleküle verändert wird. Die Untersuchungen zeigten nun tatsächlich, dass sich auch die Struktur der Porenkomplexe ändert, d.h. Änderungen in der Transportkapazität in und aus dem Kern korrelieren mit Änderungen in der Struktur des Kernporenkomplexes.

Brücke von der Physik in die Biologie

Für die Untersuchungen verwendeten die Forschenden die so genannte Rasterkraftmikroskopie. Dabei tastet eine feine Spitze die Oberfläche ab und erstellt so ein Profil. Durch das Zusammensetzen aller gemessenen Profile entsteht ein dreidimensionales Bild der untersuchten Oberfläche. Biologische Strukturen unterscheiden sich aber stark von denjenigen, die üblicherweise in der Physik untersucht werden. Am Institut für Festkörperphysik der ETH Zürich wurde die Methode der Rasterkraftmikroskopie optimiert, um auch weiche biologische Oberflächen mit grosser Genauigkeit abzubilden. Die ETH-Physiker haben damit einen Weg gefunden, wie biologische Strukturen – in diesem Fall Kernporenkomplexe – in annähernd natürlichem Zustand untersucht werden können. Dazu haben sie sich mit Forschenden aus dem Institut für Biochemie zusammengeschlossen.

Media Contact

Beatrice Huber idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer