Würzburger Biologen verfolgen ehrgeizige Ziele


Pflanzen und Ameisen, Bakterien und Pflanzen, Bakterien und Tiere – das Zusammenleben von Organismen, die nicht einer Art angehören, ist genau so komplex, facettenreich und faszinierend wie das soziale Leben des Menschen: Es gibt Ausbeutung, Duldung oder die Kooperation zum gegenseitigen Nutzen. Derartige biologische Beziehungen (Symbiosen) werden seit Anfang 2001 an der Universität Würzburg in einem weltweit einzigartigen Forschungsprogramm untersucht. Davon können auch die Studierenden profitieren.

Der neue Sonderforschungsbereich (SFB) 567 „Mechanismen der interspezifischen Interaktion von Organismen“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zunächst bis Ende 2003 mit 5,3 Millionen Mark gefördert. Sprecher ist der Botaniker Prof. Dr. Markus Riederer. Der SFB besteht aus 13 Einzelprojekten, in denen 19 Wissenschaftler, ihre Mitarbeiter und externe Kooperationspartner arbeiten.

Die Forscher wollen eine allgemeine Biologie der Wechselwirkungen zwischen artfremden Organismen erarbeiten, indem sie möglichst viele unterschiedliche Arten untersuchen, und zwar vom molekularen Bereich bis hin zur Ebene der Ökosysteme. Sie betonen, dass ihr Forschungsprogramm national und international von keiner anderen Forschergruppe in vergleichbarer Weise verfolgt werde. Der SFB wolle damit eine Lücke füllen und die Entwicklung der Symbioseforschung in Deutschland und weltweit mit prägen.

Die Wissenschaftler rechnen sich sehr gute Chancen aus, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, denn sie können – was an kaum einem anderen Ort möglich ist – an der Uni Würzburg starke Gruppen aus verschiedensten Disziplinen miteinander verbinden: Im Sonderforschungsbereich arbeiten Evolutionsbiologen, Ökologen, Physiologen, Molekularbiologen und Biophysiker zusammen. Und sie können sich Wissen und Techniken aus der Infektionsbiologie, der Phytopathologie und der analytischen Chemie nutzbar machen.

Der SFB werde sich, so Prof. Riederer, auch auf die Lehre und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses auswirken, weil neueste Erkenntnisse in die Lehrveranstaltungen einfließen können. Die integrative Betrachtungsweise biologischer Phänomene werde zudem bei der Neukonzeption einer Biologie-Grundvorlesung berücksichtigt, die das gesamte Grundstudium der Studiengänge Biologie-Diplom, Bachelor of Science und Lehramt an Gymnasien abdecken soll.

Ein besonders prägnanter Einfluss des SFB sei im Bereich der praktischen Ausbildung im Hauptstudium zu erwarten: Studierende können ihre Abschlussarbeiten im Sonderforschungsbereich anfertigen, Doktoranden und Postdoktoranden können sich weiter qualifizieren.

Der SFB 567 ist fach- und fakultätsübergreifend. Seine Mitglieder gehören der Fakultät für Biologie, der Fakultät für Chemie und Pharmazie und der Medizinischen Fakultät an. Als Untersuchungsobjekte spielen die Pflanzen und ihre Beziehungen zu Viren, Bakterien, Tieren, Pilzen und anderen Pflanzen eine zentrale Rolle. Daneben werden Symbiosen zwischen Tieren und Bakterien, Tieren und Pilzen sowie von Tieren untereinander erforscht.

Symbiosen sind von großer Bedeutung für den Menschen und seine natürlichen Lebensgrundlagen: Die Kooperation von Bakterien und Pflanzen bringt den lebenswichtigen Stickstoff in die biologischen Kreisläufe. Symbiose-Bakterien im Pansen ermöglichen es Rindern, sich von Gras und Heu zu ernähren. Obstbäume und viele andere Blütenpflanzen sind für ihre Fortpflanzung und den Fruchtansatz auf die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten angewiesen.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Markus Riederer, T (0931) 888-6200, Fax (0931) 888-6235, E-Mail: riederer@botanik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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