Hochlastfaulung in Klärwerken: Weniger Klärrückstände, mehr Energie

Vorgeschaltete Hochlastfaulung im Klärwerk Heidelberg

Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik hat ein Hochlastverfahren für die Klärschlammentsorgung entwickelt, das vor einem Jahr im kommunalen Klärwerk Heidelberg in die bestehende Entsorgungslinie integriert wurde. Eine erste Bilanz zeigt: Mit dem Verfahren lassen sich Platz und Kosten sparen, Energie gewinnen und gleichzeitig der ausgefaulte Schlamm wesentlich reduzieren.

Im Auftrag des Abwasserzweckverbands Heidelberg hat das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) im April letzten Jahres das Heidelberger Klärwerk um eine Hochlaststufe erweitert. Ziel war, die Wirtschaftlichkeit der Klärschlammentsorgung zu erhöhen, ohne die Entsorgungslinie außer Kraft zu setzen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IGB haben den herkömmlichen eiförmigen Faultürmen im Heidelberger Klärwerk einen Hochlast-Faulturm vorgeschaltet. Er arbeitet mit einer Raumbelastung von 8-10 kg organischer Trockensubstanz pro Kubikmeter und Tag und benötigt lediglich einen Faulraum von vier Litern statt 60 Litern pro Einwohnergleichwert.

Der feststoffreiche Schlamm aus der Hochlastfaulung bietet den Mikroorganismen beste Lebensbedingungen. Das erste Betriebsjahr zeigt, dass sie den Schlamm innerhalb von etwa fünf Tagen – statt 20-30 Tagen beim herkömmlichen Verfahren – zu Biogas umsetzen.

Erfreuliches Plus: Die Biogasausbeuten von 0,6 Kubikmeter pro Kilo zugeführter organischer Trockensubstanz fließen in die Energieversorgung der Stadt Heidelberg.

Im Zuge der erhöhten Biogasproduktion reduzieren die Mikroorganismen die Organik um 50 bis 60 Prozent – gegenüber rund 40 Prozent bei der herkömmlichen Schlammentsorgung. Dadurch fallen geringere Mengen ausgefaulten Schlamms an, die das Klärwerk leichter entwässern und günstiger entsorgen kann als bisher.

Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums bietet Ihnen der Abwasserzweckverband Heidelberg die Möglichkeit, am 24. September 2002 die Hochlastfaulung im Klärwerk Heidelberg zu besichtigen. Der verantwortliche Wissenschaftler des Fraunhofer IGB, Professor Walter Trösch, und der technische Leiter des Klärwerks, Jürgen Weber, sind vor Ort und stehen Ihnen gern für Fragen zur Verfügung.

Ansprechpartner:
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart

Institutsleitung:
Prof. Dr. Herwig Brunner

Media Contact

Henrike Henschen idw

Weitere Informationen:

http://www.igb.fraunhofer.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer