Widerstandsfähige Prionen

Ob die ähnlichen BSE- und CWD-Erreger genauso widerstandsfähig sind, ist noch nicht geklärt.

Eine Herde Schafe auf der Weide – ein idyllisches Bild. Der Eindruck kann jedoch täuschen: Leiden die Tiere an der Krankheit Scrapie, sterben oft ganze Herden. Bei dieser Seuche zerstören Prionen das Gehirn der Tiere, ähnlich wie bei BSE. Es bekommt Löcher, die Schafe sind orientierungslos, haben einen ausgeprägten Juckreiz und scheuern sich die Wolle ab. Schließlich sterben die infizierten Tiere.

Die Krankheit einzudämmen ist schwierig – oft bricht die scheinbar besiegte Krankheit nach Monaten oder Jahren auf dem gleichen Hof erneut aus. Werden die Prionen nicht nur durch direkten Kontakt weitergegeben, sondern auch über die Umwelt – etwa über die Weiden? Wie lange überdauern Prionen, die etwa über Speichel und Fäkalien der kranken Tiere auf die Weide gelangen, im Boden?

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Schmallenberg untersuchten diese Zusammenhänge mit ihren Kollegen des Berliner Robert-Koch-Instituts und dem Riemser Friedrich-Loeffler-Institut – im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU. „Wir haben Bodenproben mit Scrapie-Erregern vermischt und untersucht, wie lange die Erreger überleben“, sagt Dr. Björn Seidel, der die Untersuchungen am IME geleitet hat.

„Selbst nach 29 Monaten, also nach mehr als zwei Jahren, konnten wir noch Prionen im Boden nachweisen.“ Doch sind diese Prionen auch noch infektiös? „Der Boden scheint die Infektiösität der Erreger sogar zu steigern. Die Inkubationszeit – die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit – ist auch nach 29-monatigem Überdauern der Prionen im Boden sehr kurz.

Sämtliche Tiere, die kontaminierten Boden verabreicht bekamen, erkrankten innerhalb kürzester Zeit. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass neu auftretende Scrapie-Fälle bei Schafen auf Prionen-verseuchte Weiden zurückzuführen sind“, fasst Seidel zusammen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Schafe sich möglicherweise selbst über Oberflächenwasser anstecken könnten, auch wenn hier die Ansteckungsgefahr weit geringer ist. Für Menschen besteht jedoch keine Gefahr: Ihnen scheint der Scrapie-Erreger nichts anhaben zu können.

Auch die Krankheit „Chronic Wasting Disease CWD“ erregt Besorgnis: Ebenso wie BSE und Scrapie wird sie durch Prionen ausgelöst, befällt jedoch vor allem Rotwild. In Nordamerika steigen die Zahlen infizierter Tiere stark an. Wie lange überdauern die BSE- und CWD-Prionen im Boden? „Hierzu wären dringend weitere Untersuchungen nötig, entsprechende Forschungsanträge wurden bereits gestellt“, sagt Seidel.

Ansprechpartner:
Dr. Björn Seidel
Telefon: +49 2972 302330, Fax: +49 2972 302319
Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME-AE
Auf dem Aberg 1, 57392 Schmallenberg

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Dr. Björn Seidel idw

Weitere Informationen:

http://www.ime.fraunhofer.de

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