Atemluft von Heuschrecken analysiert

Wissenschaftler aus Berlin und Aberdeen haben nachgewiesen, dass weibliche Heuschrecken ihren Stoffwechsel mit den Inhaltsstoffen eines Brautgeschenkes betanken. Die Brautgeschenke werden den Weibchen bei der Paarung von den Männchen übergeben. Durch Füttern der Männchen mit Sushi reduziert sich der Anteil des schweren Kohlenstoffs in den Brautgeschenken.

Die Weibchen veratmen in der Folge weniger schweren Kohlenstoff, womit gezeigt werden konnte, dass der weibliche Stoffwechsel schnell auf den Inhalt der Brautgeschenke zugreift.

An der Studie beteiligt waren Forscher der Freien Universität Berlin, dem Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der Humboldt-Universität und der britischen Universität Aberdeen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift „Biology Letters“ veröffentlicht.

Bei Laubheuschrecken übertragen die Männchen während der Paarung ein sehr großes Brautgeschenk. Diese Brautgeschenke wiegen bis zu einem Drittel des gesamten Körpergewichts der Männchen. Die sogenannte Spermatophore bleibt nach der Paarung am Hinterleibsende der Weibchen haften. Sie besteht aus zwei Teilen: In einem sind die Spermien enthalten, in dem anderen viele Proteine. Sofort nach der Paarung fressen die Weibchen von dem proteinreichen Spermatophorenteil.

Es konnte in früheren Untersuchungen gezeigt werden, dass Inhaltsstoffe aus den Brautgeschenken erst nach Tagen in den abgelegten Eiern auftauchen. Die Frage war, ob es auch einen kurzfristigen Nutzen der Brautgeschenke gibt. Möglich wurde die Antwort durch sogenannte Isotopenuntersuchungen an der Atemluft der Weibchen. In der Natur kommt neben dem normalen Kohlenstoffisotop C 12 auch in geringer Dosis das schwerere Isotop C 13 vor.

Für das Experiment wurden Männchen in zwei Gruppen eingeteilt, die entweder Futter mit normalem Anteil an den Kohlenstoffisotopen C 13 erhielten oder Sushi-Blätter mit niedrigerem Anteil. Anschließend wurden diese Männchen verpaart. Innerhalb von drei Stunden war die Atemluft der Partnerinnen entsprechend ihrem männlichen Partner reich oder arm an C 13. Dieses Ergebnis unterstützt die Annahme, dass die Weibchen große Vorteile von einer Spermatophore haben, weil sie die gewonnene Energie sofort für ihren Stoffwechsel verwenden können. Damit wird eine seit 20 Jahren in der Fachwelt geführte Diskussion über den Nutzen von Brautgeschenken in eine neue Richtung gelenkt.

Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Dr. Gerlind Lehmann, Evolutionäre Biologie, Institut für Biologie der Freien Universität Berlin, E-Mail: gerlind.lehmann@t-online.de

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Kerrin Zielke idw

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