Tabakpflanze produziert menschliche Tumorfragmente

Kalifornisches Biotech-Untenehmen fördert Projekt für „maßgeschneiderten“ Impfstoff

In den USA ist der Startschuss zu einem ambitionierten Projekt erfolgt, das eine auf jeden Menschen zugeschnittene Impfung gegen eine spezielle Krebsart, das Lymphom, ermöglichen soll. Derzeit wachsen in einem Treibhaus in Kentucky hunderte Tabakpflanzen, deren Zellen mikroskopisch kleine Fragmente menschlicher Tumore produzieren. Das „Kentucky Projekt“ wird vom kalifornischen Biotech-Unternehmen Large Scale Biology Corp. finanziert.

Aus den Fragmenten soll bereits im Frühjahr 2003 ein Impfstoff für rund 250 Lymphom-Patienten resultieren. Die Tabakpflanze gilt als kostengünstiges und schnelles Vehikel, wesentliche Tumorbestandteile zu bilden. Das Vorhaben, Medikamente in Pflanzen zu züchten, stößt aber bei Umweltgruppen auf Kritik, da es zu „Unterläuft dem Biotech-Unternehmen auch nur ein Fehler, essen wir anderer Menschen rezeptpflichtige Medikamente in unseren täglichen Cornflakes“, befürchtet der Direktor des Gesundheits- und Umweltprogrammes von Friends of the Earth, Larry Bohlen.

Das „Kentucky Projekt“ umfasst zwei Ziele, einerseits soll ein kostengünstiges Produktionsverfahren auf Pflanzenbasis eingesetzt werden und andererseits ein für Patienten „maßgeschneidertes“ Pharmazeutikum resultieren. Gewöhnlich dauert es zehn Jahre, bis ein Medikament auf den Markt kommt. Large Scale Biology-Forscher rechnen aber damit, dass die Produktion ihres Impfstoffes lediglich sechs Wochen benötige. Das ehrgeizige Ziel könnte fruchten, da der „Vater“ dieses Forschungsstrebens, Ronald Levy, bereits vor mehr als zehn Jahren bewiesen hat, dass Lymphom-Zellen mehr als andere Arten kanzerogener Zellen auf eine Impfung ansprechen. Bei einem Lymphom kommt es zu einer unkontrollierten Wucherung der B-Zellen des Immunsystems. Die Lymphomzellen besitzen an der Oberfläche eine bei jedem Patienten einzigartige Region. Theoretisch könnte der Impfstoff das Immunsystem anregen, sich diese Region als Ziel zu merken und die Zellen zu zerstören.

Für die Herstellung des Impfstoffes muss die Tabakpflanze, die Spezies Nicotiana benthamiana, nicht genetisch manipuliert werden. Es muss lediglich eine Kopie des Tabak-Mosaik-Virus eingebracht werden. Die Viren nehmen die genetische Maschinerie der Pflanze in Beschlag und produzieren virale Proteine, in diesem Fall die inserierten menschlichen Tumorgene. Daraus resultieren Millionen von Tumor-Proteinen, die mit Immunsystem-stimulierenden Substanzen gemischt werden und den Impfstoff für einen einzigen Patienten bilden. Die Kosten für eine Behandlung sollen laut einem Bericht der Washington Post zwar nicht genau ausgewiesen werden. Experten wagen grobe Schätzungen und gehen von 20.000 bis 50.000 Dollar aus.

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Sandra Standhartinger pte.online

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