Auf dem Weg zu wirksameren und risikoärmeren Immuntherapeutika

Diesen wesentlichen Fortschritt in der Entwicklung neuer Immuntherapeutika hat die Gruppe von Prof. Dr. Falk Nimmerjahn an der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen zusammen mit Forschungspartnern in New York, Kalifornien und England erreicht.

Die Wissenschaftler kamen den letzten noch fehlenden Einzelheiten in der molekularen Struktur auf die Spur, die für die Wirksamkeit des Medikaments ausschlaggebend sind. Die Behandlung von Autoimmunkrankheiten verspricht dadurch besser und sicherer zu werden.

Eine steigende Anzahl von Menschen ist von chronischen Autoimmunerkrankungen betroffen, bei denen es zur Zerstörung von gesundem Gewebe durch das eigene Immunsystem kommt. Eine hocheffiziente Therapieform für eine Vielzahl von Autoimmunerkrankungen ist die intravenöse Gabe von hochdosierten Immunglobulinen (kurz IVIG-Therapie). Dieses Medikament wird aus dem Serum vieler tausend gesunder Blutspender gewonnen. Aufgrund der großen Nachfrage kommt es jedoch häufig zu Engpässen in der Verfügbarkeit. Weiter besteht bei der Gewinnung eines Medikamentes direkt aus menschlichem Serum immer eine geringe Gefahr an Verunreinigungen mit bisher unbekannten Erregern.

Aktive Komponenten bestimmt

Da der genaue Wirkmechanismus dieses Medikamentes bisher unbekannt war, konnten keine im Reagenzglas hergestellten analogen Substanzen produziert werden. Wie im August 2007 berichtet, ermittelte die Gruppe von Prof. Nimmerjahn, Inhaber einer durch das Bayerische Genomforschungsnetzwerk geförderten Professur für Experimentelle Immunologie und Immuntherapie in Erlangen, in Zusammenarbeit mit der Gruppe um Prof. Ravetch an der Rockefeller Universität in New York die aktiven Komponenten dieses Therapeutikums. Obwohl dies ein wichtiger Fortschritt war, blieben einige grundlegende Details unklar, die unabdingbar für eine Herstellung dieses Medikaments im Reagenzglas waren.

In einer kürzlich in dem Fachmagazin Science veröffentlichten Studie konnten die Gruppen von Prof. Nimmerjahn und Prof. Ravetch in Zusammenarbeit mit Teams der Durham University und des Scripps Forschungszentrums in Kalifornien nun erstmalig die genaue molekulare Zusammensetzung – sozusagen den Bauplan dieser aktiven Komponente – identifizieren und rekonstruieren. Es gelang ihnen, im Reagenzglas ein aktives Therapeutikum herzustellen, das im Tierversuch genauso effektiv wie klassisch gewonnenes IVIG in der Lage war, Autoimmunerkrankungen zu unterdrücken. Diese Versuche lassen hoffen, dass Engpässe in der Verfügbarkeit dieses wichtigen Medikamentes in Zukunft vermieden werden können und dass bisher vorhandene Nebenwirkungen, die mit der Verwendung primären menschlichen Serums einhergehen, in Zukunft vermieden werden können. In weiterführenden Studien sollen nun effiziente Verfahren entwickelt werden, um große Mengen dieses Medikamentes zu gewinnen, die für die Anwendung in einem klinischen Vorversuch geeignet sind.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.200 Studierenden, 550 Professoren und 2000 wissenschaftlichen Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in enger Verknüpfung mit Jura, Theologie, Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

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