Chemie-Gipfel in Frankfurt – Ergebnisse zweitägiger Konsultationen

Repräsentanten der großen chemischen Gesellschaften aus den USA, aus Japan, Deutschland, Großbritannien sowie den Niederlanden und Frankreich trafen sich am 21. und 22. Juni auf Einladung der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Frankfurt, um die wichtigsten Felder künftiger Aktivitäten und Kooperationen zu diskutieren. Dem Treffen waren ähnliche Veranstaltungen in Washington, DC, und bei Ascot (GB) vorangegangen.

Die chemischen Gesellschaften des Chemie-Gipfels sprachen sich für Allianzen zum Nutzen der Chemiker in den verschiedenen Kontinenten aus. Entsprechende Vereinbarungen wollen die chemischen Gesellschaften vorbereiten, und es soll sich ein Netzwerk bilateraler Kooperationen bilden.

Wissenschaftler aus zahlreichen kleinen wissenschaftlichen Gesellschaften sollen auch als Mitglieder der großen Gesellschaften mit ihrem umfangreichen Leistungsangebot gewonnen werden. Dabei dürfte das Angebot der Fachgruppen von besonderem Interesse sein. Vorgeschlagen wurden auch Kooperationen, um herausragende interdisziplinäre Konferenzen zu organisieren.

Das öffentliche Ansehen der chemischen Wissenschaften, die Grundlage unserer jetzigen Lebensqualität sind und diese sicherstellt, muss unbedingt verbessert werden. Das „Jahr der Chemie 2003“ in Deutschland, die Feiern zum 125jährigen Bestehen der japanischen chemischen Gesellschaft und zum 100jährigen Bestehen der niederländischen chemischen Gesellschaft sowie ähnliche Ereignisse bei anderen Gesellschaften sind gute Gelegenheiten, mit entsprechenden Programmen öffentliche Aufmerksamkeit für die chemischen Wissenschaften zu erzielen.

Die Verbesserung der naturwissenschaftlichen Bildung wird von allen Teilnehmern des Chemiegipfels als besonders wichtig angesehen. Die Stärken und Schwächen der Bildungssysteme in Grund- und höheren Schulen im Bereich des naturwissenschaftlichen Unterrichts wurden in Frankfurt analysiert. Es ist wichtig, schon früh im Kindergarten und in der Grundschule mit naturwissenschaftlichen Phänomenen zu beginnen, um das Interesse für den späteren Fachunterricht und ggf. für anspruchsvolle Studiengänge in den Naturwissenschaften zu wecken. Die Qualität der Schulbücher ist entscheidend, nicht nur in Bezug auf den wissenschaftlichen Inhalt, sondern auch mit Blick auf die gesellschaftliche Relevanz. Die Qualifizierung und der soziale Status der Lehrer sind wichtige Anliegen der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Evaluation und/oder Akkreditierung von universitären Studiengängen sind wichtig, um die Qualität und die internationale Kompatibilität der Ausbildung und so die Mobilität der Studenten zu verbessern. Die Erfahrungen auf diesem Gebiet sind in den vertretenen Ländern sehr unterschiedlich. Teilweise nehmen die wissenschaftlichen Gesellschaften im staatlichen Auftrag Akkreditierungen vor, in anderen Fällen bewerten sie Curricula und fordern deutlich über Mindeststandards liegende Angebote. Man stimmte überein, dass ausländische Experten in den jeweiligen Akkreditierungskomitees vertreten sein sollten.

Die großen in Frankfurt vertretenen chemischen Gesellschaften befürchten, dass sich die Schere in naturwissenschaftlicher Ausbildung und Forschung zwischen den industrialisierten und den wirtschaftlich benachteiligten Ländern weiter öffnet. Die Beiträge der einzelnen Gesellschaften zur Förderung der Chemie in benachteiligten Ländern wurden vorgestellt.

Die großen wissenschaftlichen Gesellschaften können auch eine wichtige Rolle in der Definition ertragreicher Forschungsfelder und der Strukturierung der internationalen Kooperationen spielen, da sie über ihre umfassende Mitgliedschaft die Voraussetzung zur Bildung von Kompetenznetzwerken haben. Diese Herausforderung trifft auf das 6. EU-Rahmenprogramm besonders zu; die American Chemical Society wies auf den Informationsbedarf des neu gebildeten National Department of Homeland Security im Bereich Chemie und Toxikologie hin.

Elektronisches Publizieren ist für alle großen wissenschaftlichen Gesellschaften ein wichtiger Punkt, da sie alle erstklassige wissenschaftliche Zeitschriften herausgeben. Unabhängig von der technologischen Plattform muss weiterhin die Qualitätssicherung an erster Stelle stehen; sie sprechen sich gegen die Vorabveröffentlichungen auf beliebigen Servern ohne peer-review-Kontrolle aus.

Standardisierung und Normung in der Chemie ist als direktes Betätigungsfeld für die chemischen Gesellschaften von unterschiedlicher Bedeutung; hier sind eher Industrieverbände betroffen. Die weitere Entwicklung soll aber aufmerksam beobachtet werden, zumal ISO für das Jahr 2003 eine Initiative im Chemiebereich initiiert hat.

Das nächste Treffen wird auf Einladung der Chemischen Gesellschaft in Japan stattfinden, deren Delegation von Nobelpreisträger 2001 R. Noyori angeführt wurde.

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Dr. Kurt Begitt idw

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