Lebendes Fossil zeigt schnellste evolutionäre Entwicklung

Die Brückenechse – auch Tuatara genannt – ist nach jüngsten Forschungsberichten das Lebewesen mit der schnellsten evolutionären Entwicklung. Für die Forscher um David Lambert vom Allan Wilson Centre der Massey University in Palmerston North ist das erstaunlich, da die Echse, die ausschließlich auf den kleinen Eilanden vor der Küste Neuseelands lebt, sich seit den Zeiten der Dinosaurier nicht mehr verändert hat – zumindest laut Lehrbuch. Offensichtlich trifft das auf die DNA allerdings nicht zu, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

Das Forscherteam um Lambert hat die mitochondriale DNA von verschiedenen Brückenechsenfunden, die zwischen 650 und 8.000 Jahre alt waren, mit jener der noch heute lebenden Nachkommen der Tiere verglichen. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Akkumulationsrate von 1,37 Substitutionen pro Base pro Million Jahre den Durchschnitt der meisten Tiere von 0,2 deutlich übertraf. Für die Forscher war das eine Sensation.

Das Besondere an der Brückenechse ist, dass sie nicht zur Ordnung der Echsen zählt, sondern der letzte verbliebene Vertreter der Ordnung Sphenodontia ist. Die etwa 65 Zentimeter lange Tuatara – so nennen sie die Ureinwohner Neuseelands – weist im Vergleich zu herkömmlichen Echsen einige Besonderheiten auf. Dazu gehören das vollständige Fehlen eines Kopulationsorgans und die beiden knöchernen Schläfenbogen am Schädel. Selbst im Vergleich zu anderen Echsen ist die Tuatara ein sexueller „Spätzünder“, da sie erst mit 15 Jahren geschlechtsreif wird und auch dann nur alle zwei bis fünf Jahre Nachwuchs hervorbringt. Zudem läuft der gesamte Metabolismus des Tieres sehr langsam ab. Experten gehen davon aus, dass die Tuatara bis zu 120 Jahre alt werden kann. Andere Angaben sprechen sogar von 150 Jahren.

„Dass man die Tiere als lebende Fossilien bezeichnet, ebenso wie etwa den Quastenflosser, hat den Grund, dass sie sich morphologisch seit Millionen von Jahren kaum verändert haben“, erklärt der Evolutionsbiologe Hannes Paulus von der Universität Wien gegenüber pressetext. Das bedeute aber nicht, dass es im Genom keine Veränderungen gegeben habe. Skeptisch lassen den Wissenschaftler zwei Dinge werden. „Zum einen suchen Forscher bei molekularen Analysen immer nach solchen Sequenzen, die sich kaum verändert haben und errechnen daraus die Mutationsgeschwindigkeit.“ Der zweite Faktor sei die so genannte molekulare Uhr. Hier gehe man viel zu oft davon aus, dass diese kontinuierlich gelaufen sei. „Das trifft in den meisten Fällen aber nicht zu, denn die molekulare Uhr läuft nicht konstant“, meint der Forscher. Es werde sich sehr bald zeigen, ob die Forschungsergebnisse tatsächlich bahnbrechende Erkenntnisse geliefert haben oder nicht.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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