Wahrnehmung von Düften bei Insekten erforscht

Nicht nur Düfte sind geheimnisvoll, auch wie sie wahrgenommen werden, ist erst teilweise geklärt. Vor kurzem wurden etwa 60 Gene identifiziert, die möglicherweise die „Betriebsanleitung“ für das Riechen liefern. Dass Geruchssinneszellen tatsächlich nach dem Programm dieser Rezeptorgene funktionieren, hat Dr. Klemens Störtkuhl jetzt erstmals nachgewiesen und zugleich spezielle Düfte charakterisiert. Die Forschungsergebnisse stehen in der aktuellen Ausgabe von RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB, das soeben erschienen ist.

Dufterkennung: Mehrere Schlüssel für ein Schloss

Indem die Forscher Taufliegen mit einem einzigen Geruchsrezeptor in fast allen Sinneszellen der Antennen erzeugten, konnten sie die Schlüssel/Schloss-Beziehung zwischen Geruchssinneszellen und einzelnen Düften prüfen. Es zeigte sich, dass ein Rezeptor (Geruchssinneszelle) mehrere Düfte erkennt. Die Taufliege unterscheidet die verschiedenen Düfte durch die gezielte Verschaltung von Sinneszellen. Hinter jedem einzelnen Duft steht somit ein individuelles Sinneszellen-Aktivitätsmuster. Es bildet die Grundlage der sog. Geruchskodierung. Mit Hilfe von Verhaltenstests untersuchen die Forscher, welche Duftstoffe von den genetisch veränderten Fliegen erkannt werden.

Hoffen auf technische und medizinische Anwendungen

Die Entschlüsselung der Geruchswahrnehmung kann für den Menschen von großem Nutzen sein. Schon heute werden in der biologischen Landwirtschaft – z.B. zur Schädlingsbekämpfung – Duftfallen eingesetzt und mit technischen Anwendungen wie der „künstlichen Nase“ lassen sich Testverfahren in der Parfüm- oder Lebensmittelindustrie standardisieren. Besondere Chancen bieten sich auf medizinischem Gebiet: So ließe sich z.B. die Geruchswahrnehmung der Anopheles-Mücke (überträgt Malaria) blockieren, die ihren Wirt am Geruch erkennt.

Weitere Informationen

Dr. Klemens Störtkuhl, AG Molekulare Zellbiochemie, Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: 0234/ 32-26246, Fax: 0234/32-06246, E-Mail: klemens.stoertkuhl@ruhr-uni-bochum.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer