Die Turbo-Evolution in ostafrikanischen Seen

Entwicklungsprozesse in der Evolution sind zumeist eines: äußerst langwierig. Zumindest für das menschliche Zeitempfinden entstehen neue Tier- oder Pflanzenarten innerhalb sehr langer Zeiträume. „In der Regel handelt es sich dabei um mehrere Hunderttausend oder Millionen Jahre“, betont Prof. Dr. Martin S. Fischer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Doch es gibt Ausnahmen. „Die Artbildungsprozesse ostafrikanischer Buntbarsche ist geradezu sensationell schnell verlaufen“, so der Inhaber des Lehrstuhls Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie weiter. Innerhalb nur weniger Generationen seien Hunderte vielgestaltiger und farbenprächtiger Arten aus wenigen unspezialisierten Arten hervorgegangen. „Damit handelt es sich um die schnellsten bekannten Evolutionsprozesse bei Wirbeltieren überhaupt.“

Diesem als adaptive Radiation bezeichneten Prozess – der Auffächerung von unspezialisierten Arten in neue Arten, die spezifisch an bestimmte ökologische Nischen angepasst sind – hat das Phyletischen Museum der Jenaer Universität eine neue Vitrine in seinem Evolutionssaal gewidmet. Die Vitrine ist am heutigen Freitag (29. Februar) feierlich eingeweiht worden. Zu sehen sind darin rund 50 verschiedene im Tanganjikasee (Tansania) beheimatete Buntbarsche. „Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lebensweise und Gestalt erheblich“, sagt Museums-Direktor Prof. Fischer.

Möglich wurde die Präsentation der bis ins Detail präparierten Exemplare durch eine großzügige Spende der JENOPTIK AG. Der Vorstandsvorsitzende der JENOPTIK AG, Dr. Michael Mertin, sagte anlässlich der Einweihung: „Die Naturwissenschaften, vor allem die Biologie und Genetik, haben in der modernen Welt wesentlich zu einem aufgeklärten Weltbild beigetragen. Die Evolution macht uns vor, wie Neues entdeckt, Neuland betreten werden kann, ohne funktionierende und etablierte Mechanismen über Bord zu werfen. Das ist ein perfekter Innovationsprozess.“

Die neue Buntbarsch-Vitrine haben die Zoologen des Phyletischen Museums in Zusammenarbeit mit Dr. Stefan Hertwig, einem Spezialisten für die Evolution von Fischen vom Naturhistorischen Museum Bern, konzipiert. Die ausgestellten Exemplare hat der Jenaer Präparator Michael Nickel angefertigt.

Die Vitrine ist, wie die gesamte Ausstellung, auch während der Umbauarbeiten weiter täglich von 9-16 Uhr geöffnet. Adresse: Vor dem Neutor 1, Telefon 03641 / 949180.

Kontakt:
Prof. Dr. Martin S. Fischer
Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erbertstraße 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949140
E-Mail: martin.fischer[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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