Europas Affen und ihr Netzwerk

Den meisten Göttingern ist sicherlich bekannt, dass es in ihrer Stadt ein „Deutsches Primatenzentrum“ gibt. Dass das DPZ aber auch Koordinator eines „Europäischen Primatennetzwerkes“ ist, wird vielen Einwohnern jedoch neu sein.

Das Europäische Primatennetzwerk – „European Primate Network (EUPRIM-Net)“ – ist ein Zusammenschluss von derzeit acht Primatenzentren in Europa: aus Deutschland, den Niederlanden, England, Schweden, Frankreich und Italien. Ziel dieser Zusammenarbeit ist der gegenseitige Informationsaustausch, die Standardisierung des wissenschaftlichen Methodeninventars und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Haltungsstandards von Primaten.

Diese Woche (04. – 07.02.08) geht die erste Staffel von insgesamt sechs EUPRIM-Net Kursen zum Umgang mit Primaten in der Obhut des Menschen zu Ende, die sich an Wissenschaftler, Veterinäre und Tierpfleger gleichermaßen wandte. Noch einmal ist das DPZ Gastgeber für ca. 30 Primatologen aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern des zumeist europäischen Auslands.

Diesmal ist das Hauptthema „Ernährung der Primaten“. Denn wie beim Menschen führen auch bei den Tieren falsche Ernährung zu Fettleibigkeit, Stoffwechselerkrankungen oder Organschäden. Wissenschaftler berichten aus dem Freiland über das Verhalten der Tiere bei der Nahrungsaufnahme und machen daraus abgeleitete Vorschläge für die Zusammensetzung des Futters und die Art und Weise, wie man es den Tieren darreicht. Erfahrungen aus den beteiligten Instituten bereichern den Informationsaustausch darüber, wie sich durch die Fütterungen ein „Environmental Enrichment“ (eine Lebensraumbereicherung) der Tiere in ihren Gehegen erreichen lässt.

Auch jeder der vorherigen, mehrtägigen Kurse war von einem Großthema überschrieben und behandelte Erkenntnisse aus der Freilandforschung genauso wie praktische Aspekte im täglichen Umgang mit den Tieren. Kurse zur Anatomie und zur Motorik der Primaten gaben wichtige Hinweise auf die Gestaltung der Lebensräume der Tiere in Zoologischen Gärten und Forschungseinrichtungen. Tierärzte referierten zu den Krankheiten und Parasiten der Primaten und thematisierten die gegenseitige Ansteckungsgefahr von Mensch und Tier. Einen Schwerpunkt bildeten darüber hinaus die ethischen Aspekte des tierexperimentellen Vorgehens in der Wissenschaft.

Weitere Kurse werden sich speziell der praktischen Arbeit der Tierpfleger widmen. Sie werden in den jeweiligen Partnerinstituten und in der entsprechenden Landessprache gehalten. Als „Nebenprodukt“ soll ein Handbuch entstehen, das die Inhalte der Kurse aufgreift und als Ratgeber für die Primatenhaltung fungieren soll.

Zudem haben sich im EUPRIM-Net Arbeitsgruppen etabliert, die sich mit der Etablierung alternativer Methoden zum Tierversuch beschäftigen, um eine Reduzierung der bislang noch notwendigen Experimente in der Grundlagenforschung und den angewandten Wissenschaften zu erreichen, oder sich dem Aufbau von BioBanken widmen, um biologische Proben zwischen den primatenforschenden Instituten auszutauschen und damit medizinische Eingriffe auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Die Initiative zum EUPRIN-Net ging vom DPZ aus. Die EU übertrug dem Deutschen Primatenzentrum als dem Institut mit der größten wissenschaftlichen Breite in Europa die Federführung in dem Projekt und fördert es über vier Jahre mit 4.8 Millionen Euro.

Media Contact

Dr. Dr. Michael Schwibbe idw

Weitere Informationen:

http://dpz.eu/ http://www.euprim-net.eu/

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