Lachen keine rein menschliche Geste

Ein amerikanisch-deutsches Forscherteam hat bei Orang Utans eine Fähigkeit entdeckt, die Wissenschaftler als Vorstufe zum Lachen bezeichnen. Die nächsten Artverwandten des Menschen sind in der Lage, Gesichtsausdrücke des Gegenübers nachzuahmen, berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin Biology Letters.

Die Forscherinnen Marina Davila Ross von der University of Portsmouth und Elke Zimmermann von der Veterinärmedizinischen Universität in Hannover haben 25 junge Orang Utans in vier Primatenzentren untersucht.

„Die Reaktion der Tiere war überraschend“, so Zimmermann im pressetext-Interview. Bei dieser emotionalen Ansteckung zur Nachahmung wird ein Mechanismus auf vorsprachlicher Ebene klar. Ein Gesicht regt sozusagen ein anderes Gesicht dazu an. „Wenn wir einen Film ansehen oder mit einem alten Freund Kaffee trinken, übernehmen wir schnell und unwissentlich die Gesichtsexpressionen jener Menschen, die wir gerade ansehen“, schreiben die Forscher im Wissenschaftsmagazin ScienceNow. Lächeln, Lachen und Grimassen der Ablehnung sind ansteckend. Warum Menschen diese Mimik kopieren, ist bisher nicht ganz geklärt. Manche Forscher vermuten, dass die Gesichtsmimikry eine Interpretationshilfe darstellt. Um einen Ausdruck besser zu verstehen, bildet das Gehirn diesen nach.

„Beim Spielen haben die Tiere eine Mimik gezeigt, die unserem Lachen entspricht“, erklärt die Forscherin. Dass es sich dabei um einen Reflex handelt, verneinen beide Wissenschaftlerinnen. „Das Interessante daran war, dass es nämlich nicht alle Tiere machen, sondern nur ein Teil von ihnen. Daraus schließen wir, dass auch andere Komponenten, wie der Bekanntheitsgrad eine wesentliche Rolle für dieses Verhalten spielen“, vermuten die Forscherinnen.

„Beim Menschen kann dieses nachahmende Verhalten freiwillig oder unfreiwillig geschehen“, erklärt Ross. Ein solches Verhalten sei bei Tieren bisher unbekannt gewesen. „Was nun klar ist, ist die Tatsache, dass der Baukasten der positiven emotionalen Ansteckung und dem Einfühlungsvermögen, die zur raschen unfreiwilligen Gesichtsmimik beim Homo sapiens führen, sich bereits vor der Menschwerdung entwickelt hat.“ Die Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf das Einfühlungsvermögen und ihrer Wichtigkeit für in Gruppen lebenden Tieren wie zum Beispiel Orang Utans.

„Rein von der Gesichtsmuskulatur her sind die Menschenaffen sehr gut gerüstet. Die menschliche Gesichtsmuskulatur ist in ihrer Differenziertheit allerdings noch feiner“, so Zimmermann. Die Forscherinnen wollen nun in weiteren Untersuchungen feststellen, welche anderen Faktoren bei dieser Ausprägung der Mimik eine Rolle spielen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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