Astrozyten spielen offenbar wichtige Rolle bei Hirntumoren

In seinem Vortrag beleuchtete Dr. Siebzehnrubl aus dem Labor von Prof. Dennis Steindler das Wechselspiel zwischen Tumorstammzellen und extrazellulärer Matrix (EZM). Letztere hält das Gewebe zusammen und bietet zum Beispiel der Invasion von Tumorzellen Einhalt. Astrozyten bilden während der Entwicklung des Nervensystems Barrieren, die durch die Vermittlung der EZM zustande kommt. Diese unreifen Astrozyten haben Ähnlichkeiten mit neuralen Stammzellen.

„Zellen, die diesen unreifen Astrozyten ähneln, könnten ebenfalls bei Hirntumoren eine Rolle spielen“, vermutet Dr. Siebzehnrubl. Der Grund – diese unreifen Astrozyten sind Stammzellen sehr ähnlich. Das Steindler-Labor hatte vor einigen Jahren als erstes in Glioblastomen, den häufigsten und aggressivsten Hirntumoren, Krebsstammzellen entdeckt. Die Wissenschaft vermutet, dass solche stammzellähnlichen Tumorzellen Krebs auslösen und auch daran schuld sind, dass Tumore trotz Behandlung wieder auftreten können.

„Bei der Entstehung und Ausbreitung von Hirntumoren kommt der EZM eine entscheidende Rolle zu“, sagte Dr. Siebzehnrubl. Auf der Tagung präsentierte er neue Erkenntnisse über Krebsstammzellen des Gehirns, die ein einzigartiges molekulares Profil (ZEB1) haben. Nach Aussage des Forschers sind diese Zellen verantwortlich dafür, dass Medikamente (Chemotherapeutika) unwirksam werden und der Hirntumor wieder ausbricht.

Vor wenigen Jahren hatte das Labor von Prof. Helmut Kettenmann vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) zusammen mit den Neurochirurgen Dr. Darko. S. Markovic (Helios Klinikum Berlin-Buch) und Dr. Michael Synowitz (Charité – Universitätsmedizin Berlin) zeigen können, dass Mikrogliazellen die EZM mit ganz bestimmten Enzymen auflösen und Glioblastomen den Weg frei machen, sich im Gehirn auszubreiten.

Jetzt fanden Prof. Steindler und seine Mitarbeiter Dr. Siebzehnrubl und Dan Silver in Tiermodellen heraus, dass Tumorzellen, die schnell ins Gewebe einwachsen, die molekulare Zusammensetzung der EZM anders beeinflussen, als Tumorzellen, die wenig invasiv sind. Die Forscher vermuten, dass das veränderte Verhalten der EZM möglicherweise auf den Einfluss der Tumorstammzellen zurückzuführen ist. Es gebe deshalb bereits erste Versuche, die EZM und weitere Moleküle, die im Zusammenhang mit der Krebsentwicklung stehen, so zu modulieren, dass Hirntumore abgekapselt werden und damit verhindert wird, daß sie ins gesunde Gehirn vordringen.

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
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