Asiatische Tigermücke erstmals im Mückenatlas registriert

Aedes albopictus Dr. Doreen Werner

Seit 2012 senden interessierte Bürgerinnen und Bürger Mücken für den Mückenatlas, den Wissenschaftler des ZALF in Müncheberg und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald betreuen. Sie wollen so herausfinden, welche Mückenarten wann und wo in Deutschland vorkommen.

Der „Mückenatlas“ ist derzeit eines der erfolgreichsten Citizen Science-Projekte Deutschlands, bei denen die Bevölkerung und die Wissenschaft in verschiedenen Aktivitäten kooperieren. Der neue Fund bestätigt die hohe Effizienz des Projekts als Instrument der passiven Mückenbeobachtung.

Nachdem über den „Mückenatlas“ 2012 und 2013 bereits zwei Populationen der Asiatischen Buschmücke Aedes japonicus in Deutschland entdeckt worden waren, konnten die Wissenschaftler nun erstmals ein Exemplar der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus im „Mückenatlas“ verzeichnen.

Die Mücke war Mitte August in dem im Osten von Freiburg gelegenen Stadtteil Waldsee gefangen worden. Damit lag der Fundort außerhalb des Gebietes, in dem bereits seit einiger Zeit aktiv nach dieser Art gesucht wird.

Besonders Autobahnraststätten an der A5 in Süddeutschland werden seit 2011 intensiv mit speziellen Stechmückenfallen beprobt, um die Einschleppung der Tigermücke über den Fernverkehr aus Südeuropa zu beobachten.

Als aggressiver Stecher verfolgt die Asiatische Tigermücke Menschen bis in ihre Fahrzeuge, so dass sie als blinder Passagier über größere Strecken mitreisen kann.

Da die Mücke einen durchschnittlichen Aktionsradius von nur wenigen Hundert Metern hat, vermuten die Wissenschaftler, dass das eingesandte Exemplar entweder per Fahrzeugtransport (aus Südeuropa oder aus der Umgebung einer süddeutschen Autobahnraststätte) nach Freiburg-Waldsee gelangte oder dass sich die Tigermücke am Oberrhein im Sommer unbemerkt vermehrt und abseits von der Autobahn verbreitet habe.

Da die Mücke noch nicht ausreichend an das mitteleuropäische Klima angepasst ist, wird eine Überwinterung und eine dauerhafte Etablierung in Deutschland derzeit jedoch für unwahrscheinlich erachtet.

Ursprünglich ist die Asiatische Tigermücke in Asien beheimatet. Da sie über ihre Eier besonders häufig interkontinental verschleppt wird, zählt sie zu den sogenannten invasiven Stechmückenarten. Sie ist als Überträger zahlreicher Krankheitserreger bekannt. Auch in Europa kam es bereits zu Krankheitsfällen durch die Tigermücke, etwa des Dengue-Fiebers in Südfrankreich und Kroatien und des Chikungunya-Fiebers in Norditalien.

Der Mückenatlas

Um die Verbreitung von Mückenarten in Deutschland flächendeckend erfassen zu können, hatten die Wissenschaftler des ZALF und des FLI im Jahr 2012 das Citizen Science-Projekt „Mückenatlas“ ins Leben gerufen. Das Forscherteam bittet darin um die Einsendung von Stechmücken aus allen Teilen Deutschlands. Die Stechmücken sollen unbeschädigt eingefangen, tiefgefroren und anschließend an das ZALF geschickt werden. Die Mückenfänge werden in eine zentrale deutsche Datenbank eingegeben, mit deren Hilfe die räumliche und geografische Verbreitung der Stechmückenarten Deutschlands kartografiert wird. Die erhaltenen Daten dienen der Bewertung des Risikos, das von der Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken in Deutschland ausgehen könnte. Mehr Informationen zum „Mückenatlas“ und dem Fangen von Mücken sind unter www.mueckenatlas.de  zu finden.

http://www.zalf.de
http://www.fli.bund.de
http://www.mueckenatlas.de

Media Contact

Monique Luckas idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer