Wissens-Know-how für Mediziner und Biologen

Medizin und Biologie sammeln immer mehr Wissen an, das ohne Computer gar nicht mehr überschaut werden kann. Doch wie kann die von den Lebenswissenschaften untersuchte Realität strukturiert mit einem Computer dargestellt werden?

Mit dieser Frage befasst sich vom 1. Januar 2010 an ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt „Good Ontology Design“ (GoodOD) des Rostocker Zentrums für Logik, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte (ZLWWG). Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Medizininformatik der Universität Freiburg wird die Rostocker Forschergruppe unter der Leitung von Dr. Ludger Jansen vom Institut für Philosophie die Vorteile von formalen Ontologien untersuchen – das sind philosophisch fundierte und systematisch kontrollierte Beschreibungsmodelle für die computergestützte Erfassung und Verarbeitung biomedizinischen Wissens.

Denn ohne den Computer ist heute die Aufbereitung und Verarbeitung so großer Informationsmengen, wie sie in medizinischen und biologischen Forschungsprojekten anfallen, nicht mehr zu bewältigen. Allerdings wurden diese Daten in der Vergangenheit oft so strukturiert, dass sie nur sehr schlecht mit den Ergebnissen anderer Forschungsgebiete verknüpft werden konnten.

Wünschenswert wäre aber, wenn man beispielsweise die Diagnosen-Datenbank mit der Arzneimittel-Datenbank verknüpfen könnte. Häufig müssen dafür Forschungsergebnisse aus verschiedenen Quellen und in unterschiedlichen Formaten zusammengeführt werden, was durch die unterschiedlichen Strukturen dieser Daten erschwert wird. Ziel des Projektes ist es, einen einheitlichen Standard zu entwickeln, der die Beschreibung dieses Wissens erleichtert und die Vergleichbarkeit verschiedener Beschreibungen erhöht. Dr. Ludger Jansen, der Leiter des Rostocker Teilprojekt, hat vor einem Jahr gemeinsam mit dem amerikanischen Philosophen Barry Smith das erste Lehrbuch zur Angewandten Ontologie veröffentlicht. Im Rahmen von GoodOD wollen die Rostocker und Freiburger Wissenschaftler jetzt erstmals auch experimentell nachweisen, dass mit philosophisch fundierten Ontologien effizienter gearbeitet werden kann.

Kontakt:
Dr. Ludger Jansen
Institut für Philosophie
Universität Rostock
18051 Rostock
ludger.jansen@uni-rostock.de
http://www.iph.uni-rostock.de/GoodOD.722.0.html
Literatur:
Ludger Jansen und Barry Smith (Hrsg.), Biomedizinische Ontologie. Wissen strukturieren für den Informatik-Einsatz, vdf Zürich 2008, ISBN 978-3-7281-3183-6.
Fotos:
(1) http://home.arcor.de/metaphysicus/Bilder/jansen-gross.jpg
(2) http://home.arcor.de/metaphysicus/Bilder/3183.tif
(3) http://home.arcor.de/metaphysicus/Bilder/GoodOD-Team.jpg
Bildlegende zu (3), v.l.n.r.: Dr. Ludger Jansen (Projektleiter Rostock), Dr. Stefan Schulz (Projektleiter Freiburg), Johannes Röhl M.A. (Rostock), Dipl.-Inf. Djamila Raufie (Freiburg), Niels Grewe M.A. (Rostock), Dr. Martin Boeker, Dr. Daniel Schober (beide Freiburg)

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Ingrid Rieck idw

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