TU Ilmenau erhält 3,73 Millionen Euro zur Erforschung biomedizinischer Techniken

Von den Forschungen erhoffen sie sich beispielsweise eine kürzere Rehabilitation von Schlaganfallpatienten und eine bessere geistige Leistungsfähigkeit von Alzheimerpatienten.

Am 21. Januar wird der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, der TU Ilmenau die Fördermittelbescheide für die Projekte EyeTSS und MAMUD übergeben.

Die erwarteten neuen Forschungsergebnisse der Projekte EyeTSS und MAMUD werden künftig Millionen von Patienten auf der ganzen Welt helfen – wesentlich begünstigt durch die Millionenförderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. In der Tat trägt die Bewilligung der zwei Projekte dazu bei, die im Bereich Biomedizintechnik ohnehin bereits intensive Kooperation der TU Ilmenau mit Unternehmen der Region weiter auszubauen, was es diesen Unternehmen wiederum ermöglicht, innovative Produkte zu entwickeln und damit ihre Weltmarktführerschaft auszubauen. Für die außerordentlich erfolgreiche bisherige wissenschaftliche Arbeit des Teams um den Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik und Informatik der TU Ilmenau, Prof. Jens Haueisen, bedeutet die Förderung durch den Bund eine große Anerkennung.

Die Projekte EyeTSS und MAMUD werden im Rahmen der Innovationsinitiative für die Neuen Länder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, „Unternehmen Region“ gefördert. Unternehmen Region steht für den Auf- und Ausbau besonderer technologischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Kompetenzen in ostdeutschen Regionen. Ziel ist ihre nachhaltige Umsetzung in Innovationen, mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.

Projekt EyeTSS
In dem Projekt EyeTSS werden die Ilmenauer Wissenschaftler biomedizinische Techniken zur Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfall, Alzheimer, Demenz, Epilepsie, Migräne, Depressionen oder Multiple Sklerose entwickeln. So unterschiedlich diese in Deutschland häufig auftretenden Leiden sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit, die sich die Forscher zunutze machen wollen: Bei allen sind Veränderungen der elektrischen Vorgänge im Gehirn und damit der Hirnfunktion vorhanden. Betroffene Personen leiden dadurch häufig unter enormen Einschränkungen der geistigen oder auch der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Zur Behandlung neurologischer Erkrankungen ist für die Medizin die transkraniale Stromstimulation (TSS) überaus vielversprechend. Dabei wird mit geringen Dosen elektrischer Energie direkt auf die Nervenzellen des Patienten eingewirkt und so deren Aktivität beeinflusst. Bereits seit einigen Jahren wird bei neurologischen Erkrankungen elektrische Stromstimulation als Therapiemethode mehr und mehr mit Erfolg eingesetzt, ohne dass den Wissenschaftlern aber die genaue Wirkung der Stimulation bekannt wäre. Hinzu kommt, dass für die Therapie jedes Patienten eine Stimulation an ganz bestimmten Orten im Gehirn notwendig wäre, die von Ärzten jedoch bisher nicht gesteuert werden kann. Es gibt also derzeit noch keine effektive, weil auf das jeweilige Krankheitsbild zugeschnittene und örtlich exakt fokussierte Stromstimulation. Im EyeTSS-Projekt streben die Forscher der TU Ilmenau nun eine elektrische Stromstimulation an, die zum einen für die jeweilige Erkrankung des Gehirns optimal wirkt und die andererseits individuell auf jeden Patienten ausgerichtet ist. Alzheimerpatienten erhielten dadurch eine bessere geistige Leistungsfähigkeit, Schlaganfallpatienten eine schnellere Rehabilitation. Durch die Verbindung von Forschungsmethoden der Neurophysiologie und der Ophthalmologie, also der Augenheilkunde, versprechen sie sich Erkenntnisse über die Dynamik, den Verlauf und die exakte Ausprägung der biologischen Prozesse, die durch die Stimulation mit Strom ausgelöst werden.

Das Projekt EyeTSS hat ein Gesamtvolumen von knapp 2,42 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2 Millionen Euro für drei Jahre gefördert. An dem Projekt sind neben der TU Ilmenau und der Universitätsklinik Göttingen auch drei Unternehmen aus der Region beteiligt, die durch die Zusammenarbeit die Möglichkeit erhalten, therapeutisch einsetzbare Produkte rasch und in großem Umfang zu vermarkten.

Projekt MAMUD

Ärzten bietet die Kombination so genannter multimodaler Daten, also von Daten verschiedener Messverfahren, zusätzliche Informationen zur frühzeitigen Erkennung der verschiedensten Erkrankungen. Daher werden medizinische und technische Diagnosesysteme in zunehmendem Maße miteinander vernetzt, und sie produzieren immer komplexere und größere Datenmengen. Mit dem Anstieg der Datenmenge nimmt aber systembedingt die Unsicherheit bei Messdaten und Auswertungen dieser komplexen technischen Systeme zu, wodurch die Ergebnisse der Datenauswertungen verfälscht und so Fehldiagnosen erstellt und falsche Therapien eingeleitet werden könnten. Die Wissenschaftler der TU Ilmenau wollen daher neue Verfahren entwickeln, mit denen multimodale Daten unter Berücksichtigung und Minimierung der auftretenden Unsicherheiten erstellt und ausgewertet werden.
Das Projekt MAMUD („Modellbasierte Analyse multimodaler Daten unter Unsicherheiten“) hat ein Gesamtvolumen von gut 2,6 Millionen Euro und wird zu 100 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für fünf Jahre gefördert. Zusätzlich sind an den geplanten Forschungsarbeiten neben der TU Ilmenau fünf Unternehmen dadurch beteiligt, dass sie insgesamt weitere 425.000 Euro für eine Stiftungsprofessur „Multimodale Datenanalyse in der Biomedizintechnik” bereitstellen, die im Zusammenhang mit dem Projekt neu eingerichtet wird. Der Stiftungsprofessor wird die MAMUD-Forschergruppe von fünf Wissenschaftlern leiten. Die fünf beteiligten Unternehmen der Region versprechen sich von dem Forschungsprojekt ganz konkrete Anwendungen zur breiten, weltweiten Vermarktung:

• Untersuchung sehr kleiner Blutgefäße am Augenhintergrund
• Frühzeitige individuelle Erkennung von Erkrankungen des Auges
• Messung von Eintrübungen des Auges
• Sicherung der Qualität von Leiterplatten
• Erkundung von Rohstofflagerstätten

So unterschiedlich diese Anwendungen klingen, liegt ihnen doch allen dieselbe mathematische Problemstellung zugrunde. Diese möchten die Wissenschaftler der TU Ilmenau im Projekt MAMUD lösen.

Die Übergabe der Fördermittelbescheide für die Projekte EyeTSS und MAMUD durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, an den Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik und Informatik der TU Ilmenau, Prof. Jens Haueisen, findet am 21. Januar um 16.30 Uhr in der TU Ilmenau, Zusebau, Raum 4005, Helmholtzplatz 5, statt. Die Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen. Eine Demonstration biomedizinischer Technologie ist vorgesehen.

Kontakt:
Prof. Jens Haueisen
Leiter Institut für Biomedizinische Technik und Informatik
Tel.: 03677 / 69-2861
Email: jens.haueisen@tu-ilmenau.de

Media Contact

Bettina Wegner idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-ilmenau.de

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