Sechs neue Forschergruppen eingerichtet

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sechs neue Forschergruppen zur orts- und fächerübergreifenden Kooperation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein. Dies beschloss der Senat der DFG auf seiner Sommersitzung im Rahmen der Jahresversammlung in Berlin. Die neuen Verbünde sollen Forscherinnen und Forschern Gelegenheit bieten, sich aktuellen und drängenden Fragestellungen in ihren Fächern zu widmen und neue Arbeitsansätze zu entwickeln.

Die jetzt eingerichteten Forschergruppen befassen sich etwa mit der Rolle von Molekülgruppen in neurophysiologischen Prozessen oder der Frage, wie sich korrelierte Festkörper mithilfe von Computer-Berechnungen optimal analysieren lassen. Eine der Einrichtungen ist eine Kolleg-Forschergruppe, die speziell auf die Arbeitsweise in den Geistes- und Sozialwissenschaften zugeschnitten ist. Sie zeichnet sich durch einen besonders langfristigen und zudem internationalen Ansatz aus, mit dem weitgefasste Fragestellungen, wie in diesem Fall zur Epoche der Mamluken, bearbeitet werden können. Mehrere der eingerichteten Forschergruppen arbeiten interdisziplinär und international: Kooperationen gibt es mit Indien, Österreich und der Schweiz.

In der ersten Förderperiode erhalten die neuen Forschergruppen über einen Zeitraum von drei Jahren (bei der Kolleg-Forschergruppe: vier Jahre) insgesamt 15,3 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit 215 Forschergruppen.

Die neuen Forschergruppen im Einzelnen (alphabetisch nach Sprecherhochschule):

Einen neuen Standard in der computergestützten Untersuchung korrelierter Festkörper zu entwickeln – daran arbeitet die Forschergruppe „Dynamical Mean-Field Approach with Predictive Power for Strongly Correlated Materials“. Elektronisch korrelierte Materialien verfügen über ungewöhnliche Eigenschaften und sind deshalb nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für zukünftige technologische Anwendungen von großem Interesse. Basierend auf der „Dynamischen Molekularfeld-Theorie“ will die Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Eigenschaften komplexer elektronisch korrelierter Materialien berechnen und vorhersagen.

(Sprecher: Professor Dr. Dieter Vollhardt, Universität Augsburg)

Eine kleine Gruppe chemisch verwandter Moleküle, sogenannte biogene Amine, regulieren verschiedene neurophysiologische Prozesse und Verhaltensmuster. Um deren genaue Funktionsweise aufzuklären, analysiert die Forschergruppe „Biogenic amines in insects: coordination of physiological processes and behaviour“ das vergleichsweise einfach aufgebaute Nervensystem verschiedener Insektenarten – etwa von Honigbiene und Heuschrecke. Durch die Untersuchungen auf verschiedenen Systemebenen des Insektengehirns will die Gruppe zu einem umfassenden Verständnis biogener Amine gelangen, durch das auch wichtige Rückschlüsse auf die Funktion der Molekülgruppe bei Wirbeltieren möglich werden sollen.

(Sprecher: Professor Dr. Hans-Joachim Pflüger, Freie Universität Berlin)

Die Kolleg-Forschergruppe „Gesellschaft und Kultur der Mamlukenzeit (1250-1517)“ bringt die internationale Forschung zur Mamlukenzeit und deren einmaligen Gesellschaftsmodell zusammen. In diesem Gesellschaftsmodell wurde eine vornehmlich arabische Bevölkerung von einer durchweg turkstämmigen Elite freigelassener Militärsklaven beherrscht. Mit globalgeschichtlichen Fragestellungen und transkulturellen Vergleichen wollen die Mamluken-Forscherinnen und -Forscher dieses besondere System analysieren, wobei die thematischen Schwerpunkte auf Herrschaft, Erzählstrategien, Wirtschaft und globalen Verflechtungen liegen.

(Sprecher: Prof. Dr. Stephan Conermann, Universität Bonn)

Verbrennungsprozesse spielen bei vielen Anlagen und Apparaten in der chemischen Industrie und der Energietechnik eine große Rolle. Zu den Sicherheitsaspekten bei Zündvorgängen gibt es bisher allerdings nur wenig Grundlagenforschung. Zündvorgänge unter Verwendung neuer messtechnischer und numerischer Methoden zu untersuchen – das ist daher zentrales Anliegen der Forschergruppe „Physicochemical-based Models for the Prediction of safety-relevant Ignition Processes”.

(Sprecher: Professor Dr. Ulrich Maas, Karlsruher Institut für Technologie)

Die Untersuchung der Variabilität des indischen Sommermonsuns im Holozän, dem jüngsten Zeitabschnitt der Erdgeschichte – das ist das Thema der Forschergruppe „Himalaya: Modern and Past Climates (HIMPAC)”. Mithilfe von Informationen aus geologischen und biologischen Archiven sollen Ursachen und Konsequenzen extremer Klima-Ereignisse, wie etwa Dürren oder Überflutungen, erforscht werden. Die Untersuchungen des deutsch-indischen Projekts konzentrieren sich auf ausgewählte klimasensitive Regionen des Himalajas und Zentralindiens, um regionale Unterschiede im Klimageschehen zu charakterisieren und zu quantifizieren.

(Sprecher: Dr. Sushma Prasad, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum; Professor Dr. Manfred R. Strecker, Universität Potsdam)

Das grundlegende Verständnis von Strukturen und Prozessen an der Grenzfläche zwischen Elektrode und Elektrolytlösung steht im Mittelpunkt der Arbeit der Forschergruppe „Elementary reaction steps in electrocatalysis: Theory meets Experiment”. Elektrochemische und elektrokatalytische Prozesse auf atomarer Ebene sind nicht nur aus der Sicht der Grundlagenforschung interessant, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Umwandlung und Speicherung von Energie, so in Brennstoffzellen und Batterien. Die geplanten Arbeiten gründen auf modernen analytischen Methoden und leistungsfähigen theoretischen Werkzeugen, durch die die Erforschung der elementaren Prozesse erst möglich wurde.

(Sprecher: Professor Dr. Axel Groß, Universität Ulm)

Weiterführende Informationen
Ausführliche Informationen über Forschergruppen finden sich unter:
www.dfg.de/for
Weitere Informationen erteilen die Sprecherinnen und Sprecher der Forschergruppen.

Media Contact

Marco Finetti idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de

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