Schule allein ist manchen nicht genug

Etwa 1700 Schüler pro Jahr nutzen die Möglichkeit des Frühstudiums – also bereits die Universität zu besuchen, während sie noch zur Schule gehen. Mehr als 50 Universitäten und zahlreiche Fachhochschulen bieten mittlerweile eine solche Möglichkeit an.

Die aktuelle Ausgabe der „Beiträge zur Hochschulforschung“ nimmt das zunehmende bildungspolitische Interesse an der Thematik zum Anlass, in vier Artikeln wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Frühstudium zu behandeln.

Frühstudium ist das Thema der gesamten Ausgabe 1/2011 der „Beiträge zur Hochschulforschung“. Befragt nach ihren Motiven, geben die Schülerstudierenden an: ihre Interessen vertiefen zu können, die Abläufe und Anforderungen der Universität kennen zu lernen sowie eine bessere Studien- und Berufsorientierung zu bekommen. Viele berichten, dass sie sich in der Schule langweilen und mehr lernen möchten. „Das Frühstudium kann ein besonders wichtiges Instrument für die Motivation derjenigen (hoch)begabten Jugendlichen sein, die sich aufgrund von Langeweile aus dem Schulsystem absentieren“, schreibt Claudia Solzbacher in der neuesten Ausgabe der „Beiträge zur Hochschulforschung“. Im Jahr 2007 hat die Professorin für Schulpädagogik im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung die erste bundesweite Studie zum Thema durchgeführt. Mehr als 50 Universitäten und zahlreiche Fachhochschulen bieten mittlerweile ein Frühstudium an.

Ein Kritikpunkt der Wissenschaftlerin betrifft die Auswahl der Schülerstudierenden: „Es werden nicht die Falschen ausgesucht, aber auch

nicht alle, für die das Frühstudium geeignet oder wichtig sein könnte.“ Vernachlässigt würden Jugendliche aus sozial schwächeren Familien, Migranten, so genannte „Underachiever“ (Minderleister, die in der Schule unter ihren Fähigkeiten bleiben) und Mädchen in den MINT-Fächern.

Mit den Faktoren, die zum Gelingen eines solchen Studiums beitragen, befassen sich Eva Stumpf, Richard Greiner und Wolfgang Schneider in ihrem Aufsatz. Basis ihrer empirischen Studie ist das Modell der Universität Würzburg, welches seit 2005 durch eine begabtenpsychologische Beratungsstelle betreut und wissenschaftlich begleitet wird. Dabei wird deutlich, dass neben den Rahmenbedingungen der Hochschule vor allem die Motivation und die aktive Unterstützung durch Familie und Schule wichtig sind.

Nicht jeder Schüler wohnt in der Nähe einer Hochschule. Auf das Problem langer und zeitintensiver Fahrstrecken sowie des Unterrichtsausfalls reagiert das Modell des mediengestützten Schülerstudiums an der Universität Rostock, welches Maria Neumann und Christoph Perleth in Ihrem Aufsatz vorstellen.

Als eine der ersten Universitäten hat die Universität Köln im Jahr 2000 im Rahmen des Projekts „Schüler an der Universität“ begabten und leistungsstarken Schülern vor dem Abitur den Zugang zu Vorlesungen ermöglicht. Ulrich Halbritter, der Koordinator dieses Projekts, setzt sich in seinem Artikel insbesondere mit dem Selbstbild der Frühstudierenden und ihrer Wahrnehmung durch das Umfeld auseinander.

Die „Beiträge zur Hochschulforschung“ sind eine der führenden wissenschaftlichen Zeitschriften im Bereich der Hochschulforschung im deutschen Sprachraum. Sie zeichnen sich durch hohe Qualitätsstandards, ein breites Themenspektrum und eine große Reichweite aus. Die Zeitschrift veröffentlicht quantitative und qualitative empirische Analysen, Vergleichsstudien und Überblicksartikel, die ein anonymes Peer Review-Verfahren durchlaufen haben.

Die Ausgabe 1/2011 kann entweder in gedruckter Form per E-Mail (sekretariat@ihf.bayern.de) beim IHF bestellt oder über die Homepage www.ihf.bayern.de als pdf-Datei herunter geladen werden.

Media Contact

Dr. Lydia Hartwig idw

Weitere Informationen:

http://www.ihf.bayern.de

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