Was hat der Kompetenzerwerb von Studierenden mit Hochschulsteuerung und -profilbildung zu tun?

Je nach gewähltem Modell stellen sich unterschiedliche Anforderungen an die Hochschulsteuerung. Eines aber ist klar: Die Modelle bergen auch Potenziale zur Hochschulprofilbildung.

Dies war das Fazit einer Fachtagung, die die HIS Hochschul-Informations-System GmbH vor einem Jahr veranstaltet hat. Nun werden die Ergebnisse in einem Tagungsband der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Publikation stellt u. a. sechs Beispiele aus der Praxis vor, die zugleich sechs verschiedene Wege illustrieren, wie eine Hochschule den Schlüsselkompetenzerwerb ihrer Studierenden organisieren und in die Richtung eines Profilmerkmals entwickeln kann.

Den Anfang macht ein Beitrag aus dem HIS-Institut für Hochschulforschung, der die verschiedenen Grundmodelle systematisch darstellt und aufzeigt, welche Faktoren bei der erfolgreichen Implementation eine Rolle spielen. Zu denken ist dabei etwa an die Einbettung in den Gesamtkontext aller Profilelemente der Hochschule, die hochschulinterne Kommunikation, Möglichkeiten zur Partizipation, Anreizsetzungen und schließlich die konkrete Ausgestaltung der Curricula.

Dr. Michael Jaeger erläutert: „Die Förderung studentischer Schlüsselkompetenzen zu einem Hochschulprofilmerkmal zu machen, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Wenn es aber gelingt, kann das dazu beitragen, Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Hochschule zu holen und die Vernetzung mit Kooperationspartnern zu gestalten.“

Der Band setzt zwei inhaltliche Schwerpunkte. Zum einen werden Zentren an Hochschulen vorgestellt, die in unterschiedlicher Ausrichtung auf die Förderung studentischen Schlüsselkompetenzerwerbs spezialisiert sind. Professor Dr. Jürgen Becker und Dr. Michael Stolle präsentieren das House of Competence (HoC) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Professorin Dr. Dagmar Abendroth-Timmer stellt das Kompetenzzentrum der Universität Siegen und Professorin Dr. Hannelore Küpers das Institut für Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung (IZK) an der Hochschule Bochum vor. Am Beispiel des IZK lässt sich nachvollziehen, dass ein Schlüsselkompetenzzentrum das Hochschulprofil erweitern kann, in diesem Fall, indem es das stark auf technische und wirtschaftliche Fächer ausgerichtete Angebot der Hochschule um Elemente ganzheitlicher Bildung ergänzt.

Zum anderen widmen sich drei Beiträge der inhaltlich-konzeptionellen Rahmung der Förderung des Schlüsselkompetenzerwerbs durch Service Learning. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, bei dem die Hochschullehre mit Projekten verbunden wird, die auf besondere Bedarfslagen von Non-Profit-Organisationen und Einrichtungen in der Region eingehen.

Professor Dr. Hermann G. Ebner und Carla Gellert beschreiben, wie das Konzept an der Universität Mannheim umgesetzt wird. Als relevante Aspekte erscheinen die Unterstützung durch die Hochschulleitung und eine dafür eingerichtete Stabsstelle, die Verankerung der gesellschaftlichen Verantwortung im Leitbild der Universität, die Integration von Service Learning in die Curricula einzelner Studiengänge, die regelmäßige Kommunikation zum Thema sowie feierliche Veranstaltungen, etwa zur jährlichen Verleihung eines Service-Learning-Lehrpreises.

Wettbewerbsvorteile erscheinen durch die öffentlichkeitswirksame Darstellung möglich, dass die Hochschule offen für neue Lehr/Lern-Formate ist und ihre Studierenden mit gesellschaftlichen Bedarfslagen konfrontiert. Professor Dr. Wolfgang Stark von der Universität Duisburg-Essen formuliert es in seinem Beitrag so: „Universitäten und Hochschulen, die zum notwendigen Fachwissen soziale Verantwortung und Praxisbezug vermitteln, sind wettbewerbsfähige Universitäten im Sinne zivilgesellschaftlicher Relevanz und Exzellenz.“ In der organisatorischen Umsetzung hat die Universität Duisburg-Essen mit UNIAKTIV ein „Zentrum für gesellschaftliches Lernen und soziale Verantwortung“ geschaffen.

Auch die Fachhochschule Erfurt stellt strategische Überlegungen an, ein Zentrum für nicht-studienfachbezogene Qualifikationen einzurichten. Dr. Ines Kadler-Neuhausen beschreibt den Institutionalisierungsprozess von Service-Learning-Aktivitäten, der mit einem Kooperationsvertrag mit dem Netzwerk für Demokratie und Courage Thüringen (NDC) begann und weitere Maßnahmen wie die Etablierung eines gesonderten Verfahrens zur Leistungsanerkennung und Überarbeitungen der Studienablaufpläne folgen ließ. Das Beispiel zeigt, wie die Verbindlichkeit eines Modells der fächerübergreifenden Kompetenzförderung im Rahmen der Hochschulsteuerung schrittweise geschaffen werden kann.

Sechs Beispiele aus der Praxis, sechs Wege, wie eine Hochschule den Schlüsselkompetenzerwerb ihrer Studierenden organisieren und in die Richtung eines Profilmerkmals etablieren kann. Keines der Beispiele soll als „best practice“ gekennzeichnet werden. Denn jede Praxis ist die beste, wenn sie sich sinnvoll in die strategischen Überlegungen und strukturellen Gegebenheiten an der jeweiligen Hochschule einfügt und somit die gewünschte Funktion erfüllt. In diesem Sinne soll der Band auch dazu ermutigen, eigene Lösungen zu entwickeln oder vorhandene Modelle zu modifizieren.

Die gesamte Publikation „Studentischer Kompetenzerwerb im Kontext von Hochschulsteuerung und Profilbildung“ steht als PDF-Download unter http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-201013.pdf kostenlos zur Verfügung. Eine Printversion können Interessenten gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro direkt bei der HIS GmbH bestellen.

Nähere Auskünfte:
Dr. Michael Jaeger
Tel.: 0511/1220-377
E-Mail: m.jaeger@his.de
Dr. Susanne In der Smitten
Tel.: 0511/1220-362
E-Mail: smitten@his.de
Pressekontakt:
Theo Hafner
Tel.: 0511/1220-290
E-Mail: hafner@his.de
Tanja Barthelmes
Tel.: 0511/1220-384
E-Mail: barthelmes@his.de

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