Empowerment durch Bildung: EU-Forschungsprojekt bringt neue Ergebnisse

Die Bildungsbedürfnisse von MigrantInnen und ihre Integration in Prozesse der Erwachsenenbildung standen im Mittelpunkt des länderübergreifenden EU-Projekts „ENTER – Adult Educational Development for Migrants and Ethnic Minorities“. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wurde die Studie von einem Team um Christoph Reinprecht vom Institut für Soziologie. Reinprecht ist auch Mitglied der neuen Forschungsplattform „Migration and Integration Research“ der Universität Wien, die Migrationsforschung über traditionelle und disziplinäre Grenzen hinweg realisiert.

Vom Innsbrucker „Verein Multikulturell“ koordiniert, widmeten sich akademische Institutionen und Bildungsorganisationen in fünf europäischen Ländern der Integration bildungsferner Angehöriger ethnischer Minderheiten und MigrantInnen der Altersgruppe über 45 in Prozesse der Erwachsenenbildung. Wissenschaftlich begleitet wurde das länderübergreifende Bildungsprojekt von Christoph Reinprecht und Gülay Ates vom Institut für Soziologie der Universität Wien.

Evaluation der Bildungsbedürfnisse

Über ein Netzwerk kooperierender Bildungseinrichtungen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Slowakei und Rumänien wurde das generelle Interesse für Erwachsenenbildung, die spezifischen Bildungsbedürfnisse und etwaige Hürden auf dem Weg dorthin erhoben. Weiters wurde untersucht, wie sich der Alltag der Befragten strukturiert, welche Aktivitäten sie ausüben und welche Werte eine Rolle spielen. Die Ergebnisse dieser Bedarfserhebung flossen in die Konzeption verschiedener Bildungsmodule ein. Begrenzte Zeitressourcen, finanzielle Aspekte und der Wunsch nach geographischer Nähe der Veranstaltungsorte mussten dabei mitgedacht werden.

Lebensqualität: Voraussetzung für Teilnahme an Bildungsprozessen

Die ebenfalls von Reinprecht und Ates durchgeführte Evaluation der Module verdeutlichte, dass die gewünschten Bildungsinhalte, die in den jeweiligen Ländern stark variieren, in engem Zusammenhang mit der Lebenswelt der Personen stehen. So ergab sich für die Gruppe der Roma ein direkter Bezug zu arbeitsmarktrelevanten Fertigkeiten, in anderen Ländern standen kreative und sportliche Aktivitäten an erster Stelle. Die Stärkung der Lebensqualität ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an Bildungsprozessen. „Es geht darum, psychosoziale Voraussetzungen zu schaffen, damit Zugänge überhaupt möglich werden“, so Christoph Reinprecht.

Bildungsinteresse stärkt Partizipation am gesellschaftlichen Leben

Die interkulturellen und pädagogischen Kompetenzen der ErwachsenenbildnerInnen spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. Es braucht ein Umfeld, das das Entstehen sozialer Beziehungen ermöglicht. Reinprecht: „Die Räume, in denen man Probleme einbringen kann, sind für diese Gruppe sehr eng. Dadurch, dass dieses Bedürfnis in den Kursen Platz hatte, wurde der Bildungsfunktion der Module überhaupt erst Genüge getan.“

Finanzierung der Kurse darf keine Barriere sein

Insgesamt überwiegen die positiven Rückmeldungen der TeilnehmerInnen. Eine Hürde bleibt. „Leider bewegen sich die Gebühren für Erwachsenenbildungskurse auf einem für viele nicht leistbaren Niveau“, bedauert Christoph Reinprecht eine nicht zu unterschätzende Zugangsselektion. Die Ergebnisse des Projekts sind ein Appell an Bildungseinrichtungen, Barrieren für ethnische Minderheiten und MigrantInnen abzubauen.

Information zum EU-Projekt ENTER: http://www.enter-eu.info/

Forschungsplattform „Migration and Integration Research“
Um in der Migrationsforschung den Austausch zwischen den Disziplinen zu fördern und die Stärken zu bündeln, richtete die Universität Wien im Oktober 2009 die interdisziplinäre Forschungsplattform „Migration and Integration Research“ ein. Geleitet wird die Forschungsplattform von Heinz Fassmann, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie der Universität Wien.

Weitere Informationen: http://migration.univie.ac.at/

Wissenschaftlicher Kontakt
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christoph Reinprecht
Institut für Soziologie
1090 Wien, Rooseveltplatz 2
T +43-1-4277-481 35
christoph.reinprecht@univie.ac.at
Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart@univie.ac.at

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Veronika Schallhart idw

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