DFG richtet 13 neue Schwerpunktprogramme ein

Welche Auswirkungen haben die ökonomischen, technologischen und demografischen Entwicklungen in der globalisierten Welt auf den Arbeitsmarkt in Deutschland? Wie passen sich Individuen, Populationen und Lebensgemeinschaften in aquatischen Systemen an den globalen Wandel an und was bedeutet dies für das Verständnis von ökologischen Systemen und deren Servicefunktionen für die Menschen? Mit welchen Algorithmen lassen sich die in allen Bereichen der Gesellschaft anfallenden immer größeren Datenmengen noch effizienter bearbeiten?

Dies sind nur einige der grundlegenden wissenschaftlichen Fragestellungen, die in den kommenden Jahren in neuen Schwerpunktprogrammen (SPP) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht werden sollen.

Insgesamt 13 dieser neuen Programme richtete der Senat der DFG jetzt auf seiner Frühjahrssitzung in Bonn ein. Sie sollen ab Anfang 2014 ihre Arbeit aufnehmen und die in Deutschland und darüber hinaus vorhandene wissenschaftliche Expertise zu besonders aktuellen oder sich gerade bildenden Forschungsgebieten vernetzen.

Die neuen SPP decken die gesamte fachliche Breite von den Geistes- und Sozialwissenschaften über die Lebenswissenschaften und Naturwissenschaften bis zu den Ingenieurwissenschaften ab. Das Themenspektrum reicht dabei vom Konzept der linguistischen Pragmatik in den Sprachwissenschaften, das mit experimentellen Methoden aus den Kognitions- und Neurowissenschaften verknüpft werden soll, bis zu den Gliazellen als dominante Zellpopulation im Gehirn und der Molekülgruppe der nichtkodierenden RNAs und deren regulierender Rolle bei zahlreichen Zellfunktionen, die beide hochaktuelle Forschungsobjekte der Neurowissenschaften sind.

Weitere Einrichtungen verfolgen das Ziel, erstmals eine vollständig vorhersagbare Beschreibung von Gas-Flüssig-Reaktoren in der chemischen Verfahrenstechnik zu erreichen oder die Grundlagen für die gezielte Schaffung metastabiler Materialien mit teilweise unbekannten Eigenschaften zu schaffen. Ein anderer SPP befasst sich mit den biologischen und synthetischen Systemen der sogenannten „Mikroschwimmer“, deren interner Antriebsmechanismus ebenso bedeutsam wie bislang nur ungenügend verstanden ist; ein besseres Verständnis könnte es hier ermöglichen, künstliche Schwimmer herzustellen und damit biologische Systeme zu imitieren oder gezielt zu beeinflussen.

Alle Programme sind in hohem Maße interdisziplinär ausgerichtet und zeichnen sich durch den Einsatz innovativer Methoden aus. So sollen etwa durch die intensive Zusammenarbeit zwischen der Mechanik und der Mathematik neuartige mathematische Methoden durchdrungen und numerische Verfahren für eine neue Qualität zuverlässiger und robuster Simulationen in der Festkörper- und Strömungsmechanik entwickelt werden. Aus den Blickwinkeln der Produktionstechnik, Werkstoffkunde und der Mechanik wiederum sollen in einem weiteren SPP die Grundlagen der Fertigung, Charakterisierung und Auslegung von sogenannten intrinsischen Hybridverbunden geklärt werden, die sich besonders für den Einsatz in lasttragenden Tragwerkstrukturen eignen. Hohen Stellenwert hat in allen Einrichtungen darüber hinaus die Einbindung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Einrichtung eines neuen Schwerpunktprogramms ist.

Die 13 neuen SPP wurden aus insgesamt 61 eingereichten Konzepten ausgewählt, die in acht thematischen Gruppen gebündelt und begutachtet worden waren. Die nun bewilligten Konzepte beschreiben dabei jeweils das Oberthema des Schwerpunktprogramms. Alle 13 SPP werden in den kommenden Monaten von der DFG einzeln ausgeschrieben, die daraufhin eingehenden Förderanträge in einem strengen Begutachtungsverfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität und ihren Beitrag zum jeweiligen Hauptthema geprüft.

Für alle 13 neuen SPP stehen dabei in einer ersten Förderperiode in den kommenden drei Jahren insgesamt 64 Millionen Euro zur Verfügung. In der Regel arbeiten die Schwerpunktprogramme sechs Jahre. Mit den nun bewilligten Einrichtungen fördert die DFG ab 2014 insgesamt 90 SPP.

Die neuen Schwerpunktprogramme, geordnet nach den Wissenschaftsbereichen, sind:

Geistes- und Sozialwissenschaften

XPrag.de: New Pragmatic Theories based on Experimental Evidence
(Koordinator: PD Dr. Ulrich Sauerland, Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. – GWZ / Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaften – ZAS – Berlin)
The German Labor Market in a Globalized World: Challenges through Trade, Technology and Demographics

(Koordinator: Professor Dr. Bernd Fitzenberger, Universität Freiburg)

Lebenwissenschaften

Dynamics of Thiol-based Redox Switches in Cellular Physiology
(Koordinatorin: Professor Dr. Katja Becker, Universität Gießen)
Functional Specializations of Neuroglia as Critical Determinants of Brain Activity

(Koordinatoren: Professor Dr. Frank Kirchhoff, Universität des Saarlandes, Professor Dr. Christine R. Rose, Universität Düsseldorf)

Emerging Roles of Non-coding RNAs in Nervous System Development, Plasticity and Disease

(Koordinator: Professor Dr. Gerhard Martin Schratt, Universität Marburg)

Naturwissenschaften

Materialsynthese nahe Raumtemperatur
(Koordinator: Professor Dr. Michael Ruck, Technische Universität Dresden)
Flexibility Matters: Interplay between Trait Diversity and Ecological Dynamics Using Aquatic Communities as Model Systems (DynaTrait)

(Koordinatorin: Professor Dr. Ursula Gaedke, Universität Potsdam)

Microswimmers – From Single Particle Motion to Collective Behaviour
(Koordinator: Professor Dr. Gerhard Gompper, Forschungszentrum Jülich)
Ingenieurwissenschaften
Intrinsische Hybridverbunde für Leichtbautragstrukturen – Grundlage der Fertigung, Charakterisierung und Auslegung

(Koordinator: Professor Dr.-Ing. Jürgen Fleischer, Karlsruher Institut für Technologie – KIT)

Algorithms for Big Data
(Koordinator: Professor Dr.-Ing. Ulrich Carsten Meyer, Universität Frankfurt/Main)
Strong Coupling of Thermo-chemical and Thermo-mechanical States in Applied Materials

(Koordinator: Professor Dr. Ingo Steinbach, Ruhr-Universität Bochum)

Einfluss lokaler Transportprozesse auf chemische Reaktionen in Blasenströmungen
(Koordinator: Professor Dr.-Ing. Michael Schlüter, Technische Universität Hamburg-Harburg)
Zuverlässige Simulationstechniken in der Festkörpermechanik – Entwicklung nichtkonventioneller Diskretisierungsverfahren, mechanische und mathematische Analyse

(Koordinator: Professor Dr.-Ing Jörg Schröder, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen)

Weiterführende Informationen

Medienkontakt: Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2443, presse@dfg.de

Informationen erteilen auch die Koordinatorinnen und Koordinatoren der neuen Schwerpunktprogramme.

Zu DFG-Schwerpunktprogrammen siehe auch: www.dfg.de/spp

Media Contact

Marco Finetti idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de/spp

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