Deutschland als Pionier einer nachhaltigen Bioökonomie: BioÖkonomieRat priorisiert Forschungsthemen

Mit der Schwerpunktsetzung können nach Einschätzung des Rats die Ziele der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ der Bundesregierung verwirklicht werden. Vordringlich ist es demnach, neue Nutzpflanzen und Nutztiere zu züchten, zweitens effizientere Anbautechnologien zu entwickeln und die Ernteverluste zu reduzieren sowie drittens die Ressource Boden nachhaltiger zu nutzen.

Staatssekretär Dr. Georg Schütte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erläuterte die Nationale Forschungsstrategie; die Europäische Kommission rief zur Bildung eines starken politischen Rahmens auf EU-Ebene auf, um Innovation, Wachstum und Beschäftigung durch die Entwicklung der biobasierten Wirtschaft in Europa zu fördern.

Ohne eine ausreichende Produktion und effektive Nutzung von Biomasse ist eine nachhaltige Bioökonomie nicht denkbar. Denn ohne stimmiges Gesamtkonzept wird Biomasse zu einer begrenzten Ressource, da sie schon heute nicht nur zur Energieerzeugung als Substitut für erdölbasierte Produkte sowie als Futter- und Nahrungsmittel Verwendung findet.

Nach den Worten von Staatssekretär Georg Schütte ist Deutschland eines der ersten Länder, das überhaupt über eine Forschungsstrategie zur Bioökonomie verfügt. Bei der Vorstellung der Ergebnisse des BioÖkonomieRats in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Brüssel sagte er: „Die Bundesregierung sieht nicht nur die immense wirtschaftliche Bedeutung der Bioökonomie. Sie sieht auch die Verantwortung der Industriestaaten, eine nachhaltige Bioökonomie aufzubauen, die globale Interessenkonflikte um die Ressource Biomasse abbaut und die Industrieinteressen mit der Sicherung der Welternährung in Einklang bringt. Dazu brauchen wir eine exzellent aufgestellte Forschung – die wir mit den nötigen Mitteln unterstützen werden.“ Die Bundesregierung habe auf Empfehlung des BioÖkonomieRats im November 2010 die „Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ aufgelegt und dafür 2,4 Milliarden Euro Forschungsgelder bereitgestellt.

Die Europäische Kommission erklärte, dass die Bemühungen Deutschlands bei der Weiterentwicklung der biobasierten Wirtschaft bemerkenswert seien, und betonte gleichzeitig, dass die in Kürze erscheinende EU-Strategie für die biobasierte Wirtschaft in Europa danach strebe, einen kohärenten Regierungsrahmen gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einzurichten, für welches nationale Erfahrungswerte als Vorbilder dienen. Die vorbereitete Strategie, die Innovationen in der biobasierten Wirtschaft steigern möchte, um Nachhaltigkeit zu unterstützen, beabsichtige mit ihren Aktivitäten folgende fünf Hauptziele zu fördern: nachhaltige Primärprodukte und Nahrungssicherheit, die Schaffung von wettbewerbsfähigen biobasierten Industriezweigen, die Bereitstellung von sicheren, bezahlbaren und gesunden Nahrungsmitteln; die Pflege einer starken Wissensbasis sowie der notwendigen Ausbildung und Kompetenzen und die Schaffung eines Regierungsrahmens für die biobasierte Wirtschaft.

Reinhard Hüttl, Vorsitzender des BioÖkonomieRats und Präsident von acatech, machte auf eine Parallele aufmerksam: „Ähnlich wie bei den Erneuerbaren Energien kann und sollte Deutschland in der Bioökonomie eine Vorreiterrolle einnehmen. Das deutsche Modell für das Zusammenspiel von wissenschaftlicher Politikberatung und Regierung in der Bioökonomie könnte auch auf europäischer Ebene richtungweisend sein. Gern stellt die Akademie ihre Erfahrungen und Arbeitsergebnisse für die Ausgestaltung eines europäischen Bioökonomiedialogs zur Verfügung.“ Zur Priorisierung der deutschen Strategie sagte er: „Wir können nun die wichtigen Forschungsthemen in der richtigen Abfolge angehen. Die Faktenbasis liegt vor, wir sollten schnell handeln.“

35 wichtige Forschungsthemen hatte der Rat in seinem ersten Gutachten identifiziert. Für die Priorierung haben die Experten des Rats diese Themen in ihrer wirtschaftlichen Relevanz, zeitlichen Abfolge, Priorität und in ihrem finanziellen Aufwand bewertet. Drei Themen stehen dabei im Vordergrund:

– Die Züchtung von Nutzpflanzen und -tieren, die weniger krankheitsanfällig sind, höhere Erträge ermöglichen oder aber den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

– Die Verringerung von Nachernte-Verlusten. Der BioÖkonomierat empfiehlt deshalb, Innovative Technologien und verbesserte Verfahren vordringlich zu erforschen. Sie können die Erträge der Biomasseproduktion stark verbessern.

– Der Boden als Träger von Biomasseproduktion ist bereits in erheblichem Ausmaß von Degradation bedroht. Noch weitgehend unbekannt sind beispielsweise die Auswirkungen des ökologischen Landbaus auf die Bodenfruchtbarkeit.

Der Rat weist darauf hin, dass Grundlagenforschung – etwa zur künstlichen Photosynthese oder zur Synthetischen Biologie – und Querschnittsthemen in einer langfristig angelegten Forschungsstrategie nicht vernachlässigt werden dürfen.

Ziel der Nationalen Forschungsstrategie der Bundesregierung und des BioÖkonomieRats ist es, die nachhaltige Produktion von Biomasse zu steigern und für die unterschiedlichen Verwendungszwecke qualitativ zu verbessern sowie die dazu notwendigen natürlichen Ressourcen effizient zu nutzen. Die Bioökonomie umfasst alle industriellen und wirtschaftlichen Sektoren und Dienstleistungen, die biologische Ressourcen (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) produzieren, ver- und bearbeiten oder in anderer Form nutzen.

Über den BioÖkonomieRat
2009 wurde der BioÖkonomieRat von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gegründet. Ziel ist es, über Empfehlungen zukünftigen Forschungsbedarf zu ermitteln, die Entwicklung von Technologien und Methoden zu beschleunigen und Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Wissenschaft zu verbessern. Zum Aufgabenspektrum des Rats gehört unter anderem die Analyse wissenschaftsstrategischer Zielsetzungen auf Bund- und Länderebene sowie im Bereich der EU und anderer internationaler Partnerstaaten.
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Birke Pietschmann
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungs- und Technologierat Bioökonomie
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