Experten warnen vor sinkender Wissensqualität: Ursache liegt im unkritischen Umgang mit Internetsuchmaschinen

„Wir müssen die Nutzer davon überzeugen, dass ein Brockhaus wesentlich wertvoller ist als Wikipedia“, sagt Christina Michel, Leiterin der Bibliothek der Fachhochschule Amberg-Weiden. „Fundierte Informationen sind nicht zum Nulltarif zu haben, das übersieht der Nutzer nur allzu leicht. Es mangelt oft an Kritikfähigkeit – gerade bei Schülern und Studenten.“

Der große Vorteil der Bibliotheken in Zeiten des World Wide Webs sei es, einen strukturierten Zugang zu Informationen mittels Datenbanken und Katalogen zu bieten. „Diese Kompetenz wird von den Nutzern im festen Glauben, man finde „sowieso alles bei Google“, zunehmend verkannt“, warnt Michael Schanbacher, Bibliotheksleiter an der Hochschule Heilbronn.

Stärken im Fokus
Es gilt für die Bibliotheken in Deutschland nicht, in Konkurrenz zum Internet zu treten. Stattdessen müssen sie sich auf ihre Stärken konzentrieren. Entscheidende Faktoren, die für ihr Angebot sprechen, sind nicht nur persönlicher Service, sondern auch Informationsqualität. „Fachreferenten und Lektoren wählen in Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen ausschließlich

qualitativ hochwertige und seriöse Medien aus, die in der Regel nicht frei über das Internet verfügbar sind“, sagt Dagmar Hesse, Teamleiterin Informationsvermittlung an der Universitätsbibliothek Chemnitz. Diese Selektion bereitet das Wissen auf und macht es übersichtlich zugänglich – ein großer Vorteil gegenüber dem World Wide Web.

Zwar bieten Suchmaschinen mittels Relevanz-Rankings scheinbar bewertete Information, allerdings ist dieses Vorgehen fragwürdig. Die verbleibende Trefferflut bei den Ergebnissen überfordert die Nutzer. Darüber hinaus mangelt es der Internetrecherche nicht nur an Qualität, sondern auch an garantierter Wiederauffindbarkeit, Beständigkeit und Werbefreiheit. „Ein Ziel der Bibliotheken muss es sein, den Nutzern mehr Informationskompetenz bei der Bewertung von Medien zu vermitteln“, meint Ato Ruppert, Leiter des EDV-Dezernats an der Freiburger Universitätsbibliothek.

Kompetenzen bündeln mit Portalen
Als verbesserungswürdig stufen viele Bibliotheken ihre Öffnungszeiten ein. Nutzer wünschen sich rund um die Uhr Zugang zu den Beständen. Eine Lösung wäre, die Katalogtitel verstärkt digital zugänglich zu machen. Doch dazu mangelt es vor allem an Personal und den nötigen Finanzmitteln. Einigkeit herrscht darüber, dass Online-Plattformen und Meta-Kataloge eine gute Möglichkeit bieten, um die Angebote der Bibliotheken prominenter zu vertreiben. „Es wäre hilfreich, wenige Portale richtig gut zu entwickeln und zu vermarkten“, sagt Rainer Pernsteiner, Projektleiter Kommunikation und Marketing von GetInfo. Das Portal für Fachinformationen aus Naturwissenschaft und Technik ist seiner Zeit bereits einen Schritt voraus. So finden Nutzer unter http://www.getinfo.de die Bibliotheksbestände der Technischen Informationsbibliothek (TIB) in Hannover sowie die der deutschen Fachinformationszentren FIZ Technik Frankfurt, FIZ Karlsruhe und FIZ CHEMIE Berlin. Im Ergebnis bekommen sie qualitativ hochwertige und von erfahrenen Editoren validierte Fachinformationen, auf die sie sich verlassen können.

An der Befragung von GetInfo haben die Bibliotheken folgender Institutionen teilgenommen: RWTH Aachen, Technische Universität Chemnitz, Universität Freiburg, Hochschule Heilbronn, Fachhochschule Amberg-Weiden, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Fachhochschule Zittau, Fachhochschule Ingolstadt, Technische Universität Freiberg und Eidgenössische Technische Hochschule Zürich.

Über GetInfo:
GetInfo ist das Wissensportal für Naturwissenschaften und Technik. Es ermöglicht die parallele Recherche von qualifizierten Fachinformationen in verschiedenen Datenbanken sowie die Lieferung der Volltexte in gedruckter oder elektronischer Form. Das GetInfo-Portal ist eine Kooperation der Technischen Informationsbibliothek (TIB) in Hannover und der deutschen Fachinformationszentren FIZ Technik Frankfurt, FIZ Karlsruhe und FIZ CHEMIE Berlin. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

http://www.getinfo.de

Ansprechpartner:
Rainer Pernsteiner
Projektleiter Kommunikation und Marketing GetInfo
c/o FIZ-Technik-Inform GmbH
Tel.: (069) 4308-227
Fax: (069) 4308-200
E-Mail: rainer.pernsteiner@fiz-technik.de

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Katrin Hanebutt idw

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