Kreativität braucht Freiraum

Wissenschaft lebt von originellen und bahnbrechenden Erkenntnissen. Wie Kreativität am besten gedeiht, hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe mit Partnern in den USA und England am Beispiel von zwanzig besonders kreativen Forschergruppen in den Feldern Nanotechnologie und Humangenetik untersucht.

Die CREA-Studie („Creative Capabilities and the Promotion of Highly Innovative Research“) nahm insbesondere das Arbeitsumfeld dieser Gruppen unter die Lupe, um herauszufinden, wie Organisationsstrukturen, Finanzierungsmuster und Führungsverhalten die wissenschaftliche Arbeit prägen. Die wichtigsten Ergebnisse:

– Kreative Forschung findet ausnahmslos in kleinen Gruppen statt (ca. zwei bis acht Wissenschaftler), die im Wettbewerb und in Kooperation mit zahlreichen anderen Gruppen forschen. In kleinen Teams ist das Verhältnis zwischen erfahrenen und jungen Wissenschaftlern enger, auch können neue thematische Entwicklungen schneller und effektiver in die Forschung integriert werden. Große Arbeitsgruppen werden dagegen zur Kreativitätsfalle, wenn die Gruppenleiter zu stark mit Management- und Repräsentationsaufgaben beschäftigt sind und selbst kaum noch im Labor arbeiten.

– Forscherteams sind kreativ, wenn ihr Arbeitsumfeld Gelegenheiten für Kontakte zu Gruppen mit komplementären Arbeitsschwerpunkten ermöglicht. Die Fächer- und Themenvielfalt an Universitäten ist hier von Vorteil, allerdings bedarf es aktiver Forscherpersönlichkeiten, die diese Vielfalt für ihre Gruppe nutzen. Überraschend ist der Befund, dass Grundlagenlabors der Industrie erfolgreich sind, wissenschaftliche Vielfalt effektiv zu organisieren.

– Kreative Forscherteams brauchen möglichst viel Freiraum, insbesondere frei verfügbare Zeit. Dabei werden sie von Finanzierungsmustern unterstützt, die auf die Forschung zugeschnitten sind, beispielsweise mehrjährig angelegte Preisgelder, institutionelle Grundfinanzierung oder ein weit gefächertes Angebot von Drittmittelgebern. Wichtig ist zudem, dass die Arbeitsgruppen nicht hierarchisch geführt werden und junge Wissenschaftler bereits früh unabhängig forschen können.

– Forschungseinrichtungen sind für kreative Wissenschaftler unattraktiv, wenn die Belastungen durch Verwaltung und Management die für Forschung verfügbare Zeit zu stark begrenzen. Eine weitere Barriere für kreative Forschung sind festgefügte Fakultätsstrukturen und ausschließlich an Fächern orientierte Drittmittelförderung. Beide können den Wechsel zu neuen Themen oder Forschungsfeldern verhindern.

Kontakt:
Dr. Thomas Heinze
School of Management and Governance
University of Twente
Capitool 15
P.O. Box 217
7500 AE Enschede, The Netherlands
t.heinze@utwente.nl
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht Marktpotenziale technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und die Innovationspolitik.

Media Contact

Bernd Müller idw

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