Nuklearstudium erlebt Renaissance

Im Jahr 2002 wurde Helmuth Böck, Betriebsleiter des Forschungsreaktors am Atominstitut der Österreichischen Universitäten, beauftragt einen Überblick über das Ausbildungsangebot auf dem Gebiet der Kerntechnik an europäischen Forschungseinrichtungen zusammenzustellen. Auf der Basis von Fragebögen ermittelten Böck und sein Team über zwei Jahre hinweg Informationen zu verschiedensten Kursen in 14 Kategorien (u.a. Strahlenschutz, Radiochemie, Thermohydraulik, Experiment, Theorie). Das Netzwerk dient beispielsweise der Vermeidung von Duplizierungen bei Kursen. Die Mobilität von LehrerInnen und StudentInnen soll erhöht werden. Eine bessere Koordination des Ausbildungsziels sowie die gegenseitige Anerkennung der Kurse (Credits) stehen ebenfalls im Vordergrund.

Aus dem ENEN-Netzwerk entstand in weiterer Folge die ENEN-Association mit Sitz in Saclay, Frankreich. Bietet eine Forschungseinrichtung einen Kurs an, so wird dies der ENEN-Association mitgeteilt. Die Organisation rief auch den „European Master of Science in Nuclear Engineering“ ins Leben. Diesen Titel bekommen StudentInnen verliehen, die an einer europäischen Universität Physik studiert haben (Schwerpunkt Kerntechnik) und Kurse im Ausmaß von rund 20 ECTS-Punkten (Leistungspunkte) an einer anderen Universität absolviert haben. „Wer diesen Titel mitbringt sichert sich eine Eintrittskarte bei der Industrie. KernphysikerInnen sind mittlerweile wieder sehr gefragt. In den letzten 10 Jahren war das Nuklearstudium eher unpopulär. Jetzt erleben wir wieder eine 'Renaissance' der Kernenergie. Es gibt Firmen im Ausland, die im Monat bis zu 20 Diplomingenieure 'anheuern'. Die Nachfrage an Fachkräften ist wieder stark angestiegen“, erläutert Helmuth Böck.

Eine direkte Auswirkung des ENEN-Projekts, das mehrmals verlängert wurde, ist der Eugene-Wigner-Kurs, eine Kooperation des Atominstituts der Österreichischen Universitäten mit der TU Budapest, TU Prag und TU Bratislava. Bei einem 21tägigen Kurs, der heuer zum fünften Mal stattfindet und am 15. April beginnt, bietet man StudentInnen die Möglichkeit drei Forschungsreaktoren (Wien, Budapest, Prag) kennenzulernen. Teilnahmeberechtigt sind PhysikstudentInnen europäischer Universitäten und „young professionals“, deren Firmen die Ausbildungskosten übernehmen.

Böck: „Meine Vorlesungen am Atominstitut verzeichnen einen regen Zulauf. Eine Spezialvorlesung zum Thema „Nuclear Engineering“ wird von 40 Leuten besucht – das ist sehr gut. In Österreich ist die Kernenergie zwar per Gesetz verboten. Ich möchte aber betonen, dass die Ausbildung ein sehr breites Spektrum aufweist und wir nicht nur in der Kerntechnik ausbilden. Es gibt sieben Abteilungen am Atominstitut. Unsere Diplomingenieure werden beispielsweise auch von der IAEA oder der CTBTO angeworben, die beide einen Sitz in Wien haben.

Rückfragehinweis:
Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Helmuth Böck
Atominstitut der Österreichischen Universitäten
Stadionallee 2/141, 102 Wien
T +43/1/58801 – 14168
F +43/1/58801 – 14199
E helmuth.boeck@tuwien.ac.at
Aussender:
Mag. Daniela Ausserhuber
TU Wien – PR und Kommunikation
Karlsplatz 13/E011, A-1040 Wien
T +43-1-58801-41027
F +43-1-58801-41093
E daniela.ausserhuber@tuwien.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer