Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund verbessern

Von den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund waren es rund 54 %. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Schulabgängerbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Fast jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund (23,2 %) mündet demnach in eine Berufsfachschule ein, die keinen Berufsabschluss vermittelt, absolviert eine Berufsgrundbildung oder nimmt an einer Berufsvorbereitung teil (Jugendliche ohne Migrationshintergrund: 13,1 %). Weitere rund 15 % sind arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung. Bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind es lediglich 5,5 %.

„Diese Zahlen belegen“, so BIBB-Präsident Manfred Kremer, „dass die Chancen auf eine qualifizierte Berufsausbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich verbessert werden müssen. Es gilt zum Beispiel, zielgruppendifferenziert ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, für junge Erwachsene ohne Berufsabschluss eine Nachqualifizierung zu ermöglichen und die Anerkennung und Nutzung von interkulturellen Kompetenzen zu stärken.“

Das BIBB analysiert regelmäßig auf Basis der Berufsbildungsstatistik sowie der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes die Ausbildungssituation ausländischer Jugendlicher im dualen System. 2005 hatten von allen Auszubildenden rund 67.600 einen ausländischen Pass. Dies entspricht einem Anteil von rund 4 %. Der Anteil junger Ausländer und Ausländerinnen an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung ist mit rund 10 % hingegen mehr als doppelt so hoch. Ausländische Auszubildende sind demnach in der beruflichen Ausbildung stark unterproportional vertreten. Dies gilt sowohl für die alten als auch für die neuen Bundesländer.

Auch die Ausbildungsbeteiligungsquote ausländischer Jugendlicher (Anteil der ausländischen Auszubildenden an allen ausländischen Jugendlichen im Alter zwischen 18 und 21 Jahren) ist deutlich gesunken. Sie lag 2005 nur noch bei 24 % gegenüber 34 % im Jahr 1994. Zum Vergleich: Die Ausbildungsbeteiligungsquote deutscher Jugendlicher ist im vergangenen Jahrzehnt ebenfalls, allerdings in deutlich geringerem Ausmaß zurückgegangen: Sie lag 2005 mit 58 % mehr als doppelt so hoch wie die der ausländischen Jugendlichen.

Die Schwierigkeiten junger Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Weg in eine berufliche Ausbildung belegt zusätzlich eine gemeinsame Untersuchung der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des BIBB unter 5.100 Lehrstellenbewerbern und -bewerberinnen, die sich 2004 bei der BA gemeldet hatten: Bewerbern und Bewerberinnen mit Migrationshintergrund gelang es mit 29 % erheblich seltener als einheimischen Jugendlichen (40 %), einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu erhalten. Junge Erwachsene mit Migrationshintergrund (zwischen 25 und 35 Jahren) bleiben zudem mit 41 % wesentlich häufiger ohne einen Berufsabschluss als diejenigen ohne Migrationshintergrund (15 %).

Selbst bei gleichen schulischen Voraussetzungen haben ausländische Bewerber und Bewerberinnen deutlich schlechtere Chancen als deutsche. Besonders stark ausgeprägt sind diese Unterschiede bei Absolventen und Absolventinnen mit mittlerem Abschluss. Während von den Realschulabsolventen/-innen aus Migrantenfamilien nur 34 % einen Ausbildungsplatz fanden, waren es bei den einheimischen Bewerbern und Bewerberinnen mit den gleichen Schulabschlüssen 47 %.

Weitere Informationen finden Sie im Beitrag „Integration und berufliche Ausbildung“ im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/de/wlk28963.htm

Inhaltliche Auskünfte im BIBB erteilen:
Dr. Alexandra Uhly, Tel.: 0228 / 107-1905, E-Mail: uhly@bibb.de
Dr. Mona Granato, Tel.: 0228 / 107-1227, E-Mail: granato@bibb.de
Michael Friedrich, Tel.: 0228 / 107-2023, E-Mail: friedrich@bibb.de

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Andreas Pieper idw

Weitere Informationen:

http://www.bibb.de/

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