Neue elektronische Ressourcen für den Forschungsstandort Deutschland

Deutschlandweit sind ab sofort 30 große Datenbanken, elektronische Textsammlungen und Zeitschriften kostenfrei zugänglich. Ermöglicht wird dieses neue elektronische Informationsangebot durch Nationallizenzen. Die Text- und Werkausgaben namhafter internationaler Wissenschaftsverlage, die etwa 210 Millionen Onlineseiten umfassen, konnten jetzt freigeschaltet werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Ankauf der Datenrechte mit 21,5 Millionen Euro finanziert. Damit wird die wissenschaftliche Literaturversorgung am Forschungsstandort Deutschland nachhaltig verbessert.

Zu den neuen Forschungsressourcen zählen beispielsweise elektronische Zeitschriftenarchive des weltgrößten Wissenschaftsverlags Oxford University Press, der Verlagshäuser Elsevier, Springer oder Wiley-VCH. Allein das „Springer Online Journal Archive“ umfasst mehr als 800 Zeitschriftentitel, die zwischen 1860 und 2000 erschienen sind. Ein weiterer Schwerpunkt der international ausgerichteten Förderinitiative liegt bei chemischen Fachzeitschriften. Dazu gehören die berühmten Fachorgane der American Chemical Society für die Jahrgänge 1879 bis 1995 oder die der Royal Society of Chemistry, erschienen zwischen 1841 und 2004.

Die Nationallizenzen-Initiative setzt darüber hinaus einen Akzent auf Informationen sowohl zum klassischen als auch zum modernen China. Die digitale Büchersammlung „Chinese Classic Ancient Books“ umfasst mehr als 10 000 klassische Werke in chinesischer Sprache. Die Datenbank „China Academic Journals“ bietet mit ihren mehr als 18 Millionen Fachaufsätzen eine umfassende Fundgrube für die Forschung vieler Disziplinen in China.

An allen Universitäten und Forschungseinrichtungen können nun auch die „Testaments to the Holocaust“ online studiert werden. Die Dokumentensammlung enthält handschriftliche Aufzeichnungen und selten gedrucktes Material aus der Wiener Library in London, dem ältesten Holocaust-Museum der Welt. So werden persönliche Zeugnisse und Bilder zum jüdischen Leben in Deutschland unter dem NS-Regime, in den Konzentrationslagern, im Untergrund und Exil in neuer Weise zugänglich.

Das Ziel der Förderinitiative der DFG ist, die überregionale Literatur- und Informationsversorgung mit digitalen Medien weiter voranzutreiben. In strukturbildender Absicht fördert die DFG seit langem über Hochschulbibliotheken mit Sondersammelgebieten die Bereitstellung spezieller Literatur für Wissenschaft und Forschung. Im Rahmen dieser Sondersammelgebiete konnten elektronische Publikationen bislang kaum berücksichtigt werden, da für diese Nationallizenzen angekauft werden müssen. Die Kosten solcher Lizenzen waren in der normalen Förderung der Sondersammelgebiete und der dabei von den Sondersammelbibliotheken selbst zu erbringenden Eigenleistung nicht abzudecken. Vor diesem Hintergrund hat die DFG erstmals im Jahr 2004 den Ankauf von nationalen Datenrechten für elektronische Publikationen gefördert. Damit sollen gezielt Schritte in Richtung auf eine Digitalisierung der DFG-Sondersammelgebiete unterstützt werden, um in Deutschland eine einheitliche und effektive Informationsversorgung auf hohem Niveau sicherzustellen.

Folgende sieben Informationseinrichtungen haben für die Sondersammelgebiete die Lizenzen erworben und die Freischaltung der digitalen Medien organisiert: Staatsbibliothek zu Berlin, GESIS / Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn, Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main, Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Technische Informationsbibliothek Hannover, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Bayerische Staatsbibliothek München.

Eine vollständige Liste DFG-finanzierter Nationallizenzen sowie weiterführende Informationen sind abrufbar unter www.dfg.de/lis/nationallizenzen sowie unter www.nationallizenzen.de.

Veranstaltungshinweis: Am 5. Oktober 2006 findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse eine Informationsveranstaltung zum Thema „Nationallizenzen“ statt. Unter dem übergreifenden Thema „Rohstoff digitale Information – Was dient dem Forschungsstandort Deutschland?“ diskutieren Vertreter von Bibliotheken, Verlagen und der DFG über Herausforderungen, Ziele und Visionen der Literaturversorgung in Deutschland (Messegelände Frankfurt/Main, Halle 4.2, Forum Innovation, 14:30 bis 17:00 Uhr).

Ansprechpartner bei der DFG sind Dr. Ralf Goebel, Bereich Wissenschaftliche Informationssysteme, Tel. 0228 885-2358, E-Mail: ralf.goebel@dfg.de, und Dr. Rembert Unterstell, Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 0228 885-2275, E-Mail: rembert.unterstell@dfg.de.

Media Contact

Dr. Eva-Maria Streier idw

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