Universität Bonn legt Konzept für die Lehrerausbildung vor

Die PISA-Studie hat gezeigt: Deutschland braucht gute Lehrerinnen und Lehrer. Zu deren Ausbildung möchte die Universität Bonn auch in Zukunft beitragen. In ihrem Bemühen um den Erhalt der Lehrerausbildung hat die Hochschulleitung dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung (MSWF) termingerecht ein Konzept für die konsekutive d.h. auf einem Bachelor- und Masterstudiengang basierende Lehrerausbildung vorgelegt. Das Rektorat ist zuversichtlich, dass die Lehramtsausbildung damit in Bonn erhalten bleibt. Wenn die Landesregierung zustimmt, könnten angehende Pädagogen schon zum Wintersemester 2002/2003 im neuen Stil in Bonn unterrichtet werden.

Im vergangenen Jahr hatte die Landesregierung beschlossen, die bisherige Lehrerausbildung in Bonn einzustellen mit der Option, an einem Modellversuch zur Einführung neuer konsekutiver Lehramtsstudiengänge teilzunehmen. Daraufhin hatte eine Arbeitsgruppe um den Prorektor für Studium und Lehre, Professor Matthias Herdegen, das jetzt vorgelegte Ausbildungskonzept entwickelt.

Alle Bonner Fakultäten, die bislang Lehramtsstudiengänge angeboten haben, wollen an dem Modellversuch teilnehmen, die Philosophische, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Landwirtschaftliche Fakultät sowie die Katholisch- und die Evangelisch-Theologische Fakultät. Das neue Bachelor- und Master-Studium mit einer Regelstudienzeit von neun Semestern umfasst 176 bis 190 Semesterwochenstunden. Es stehen 18 Studienfächer mit 88 Kombinationsmöglichkeiten zur Auswahl, darunter auch die Lehramtsfächer Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft und Lebensmitteltechnologie, die in Nordrhein-Westfalen nur in Bonn studiert werden können.

Zunächst erhalten die Studierenden in einer sechssemestrigen Ausbildung zum „Bachelor of Communication“ (B.Com.) eine grundlegende fachwissenschaftliche Ausbildung in zwei Fächern. Die Universität Bonn zählt neben dem hohen Standard ihrer fachwissenschaftlichen Ausbildung die große Vielfalt von Studienfächern zu ihren Stärken. Darum will sie möglichst viele Fächerkombinationen anbieten, die in Hinblick auf einen problemlosen Berufseinstieg sinnvoll erscheinen. Dies können neben gleichgelagerten Fächern (z.B. zwei Sprachen oder zwei Naturwissenschaften) auch fakultäts-übergreifende Kombinationen sein, oder „Bonn-typische“ Kombinationen von hermeneutischen Fächern (Philosophie, Theologien) mit naturwissenschaftlichen Disziplinen.

20 Prozent des Bachelor-Curriculums sind für den Erwerb reflektions- und vermittlungswissenschaftlicher Kenntnisse reserviert. Das geplante Angebot an Ausbildungsmodulen reicht von Statistik und Informatik bis hin zu Psychologie, Recht und Wissenspräsentation. Damit soll sichergestellt werden, dass Absolventen des Bachelor-Studiengangs nicht nur der Weg zur Weiterqualifikation für das Lehramt offensteht, sondern auch in andere interessante Berufsfelder, wie beispielsweise Kulturmanagement, Erwachsenenbildung, Beratungsdienstleistungen, Medien oder Technik. Auch eine Fortsetzung des Studiums in einem anderen, nicht zum Lehramt führenden Master-Studiengang ist möglich.

In der dreisemestrigen Master-Phase zum „Master of Education“ (M.Ed.) erhalten diejenigen Bachelor-Absolventen, die das Lehramt anstreben, die didaktische Qualifikation für den Lehrerberuf. Schulbezogene Fachdidaktik und Erziehungs-wissenschaften machen dabei rund 60 Prozent des Lehrplans aus, während in der restlichen Zeit die fachwissenschafltiche Ausbildung aus der Bachelor-Phase fortgesetzt und vertieft wird. Eine „Bildungslücke“ wird so vermieden.

Um die neue Form der Lehrerausbildung in angemessener Weise anbieten zu können, haben sich die Fakultäten auf den Ausbau der für die Fachdidaktik zur Verfügung stehenden Professuren und Mitarbeiterstellen verständigt. Zusätzlich sollen fach-übergreifende Didaktik-Angebote geschaffen werden. Unterstützt werden diese Angebote durch das Bonner Ausbildungszentrum für Lehrerinnen und Lehrer (BALL). Außerdem setzt die Universität auf die traditionell gute Zusammenarbeit mit Schulen in Bonn und Umgebung, die sie im Zuge des Modellversuchs weiter vertiefen möchte.

„Dieses Konzept stellt eine erhebliche Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums dar“, betont der Rektor der Universität, Professor Klaus Borchard. Damit sei es der Bonner Universität in kürzester Zeit gelungen, trotz massiven Stellenabbaus zu einer zukunftsweisenden, soliden Neukonzeption ihrer Lehramtsausbildung zu gelangen. Darum fordert Professor Borchard: „Es ist nun am Düsseldorfer Wissenschaftsministerium, unserem Konzept die Chance zu geben, die es verdient!“

Media Contact

Dr. Andreas Archut idw

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