Wo im Studium der Schuh drückt…

Erstsemester an der Universität Münster: Was erwarten sie vom Studium?

Als erste deutsche Hochschule hat die Universität Münster ihre 43.500 Studierenden von einer unabhängigen Stelle umfassend und detailliert um eine Bewertung ihrer Studienbedingungen gebeten. Die jetzt vorliegende Untersuchung „Studieren an der Universität Münster“ vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover liefert interessante, teilweise überraschende Ergebnisse, die vom Rektorat der Universität zum Anlass für konkrete Verbesserungen genommen werden. Die Befragung soll in gut einem Jahr über das Internet wiederholt werden, um Änderungen festzustellen.

Wo im Studium der Schuh drückt – die Universität Münster wollte es als erste deutsche Hochschule ganz genau wissen und beauftragte das unabhängige „Hochschul-Informations-System“ (HIS) in Hannover mit einer umfassenden und repräsentativen Befragung ihrer 43.500 Studierenden. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse zeigen eine große Zufriedenheit der Studierenden mit ihrer Universität insgesamt und auch mit der Hochschulstadt Münster, aber auch deutliche Kritik an den Studienbedingungen in verschiedenen Fachbereichen.

Ziel der in dieser Form und in diesem Umfang bundesweit erstmals durchgeführten Aktion war es, die Einschätzungen, Motive und Wünsche der Studierenden zu erfahren, um auf diese Weise die Qualität der Lehre und die Bedingungen des Studiums an der drittgrößten deutschen Hochschule weiter zu verbessern. Diese Maßnahmen sieht Rektor Prof. Dr. Jürgen Schmidt in engem Zusammenhang mit der Anstrengungen der Universität Münster, „im internationalen Wettbewerb der Hochschulen durch leistungsorientierte Profilierung einen Spitzenplatz zu behaupten“.

Von den an 12.000 ausgewählte Studierende verschickten umfangreichen Fragebögen sind bis zum Ende des Wintersemesters 2000/2001 insgesamt 3.755 ausgefüllt zurückgegeben worden und von HIS in den letzten Monaten ausgewertet worden. Die hohe Rücklaufquote von fast einem Drittel erlaubt repräsentative Aussagen für alle 43.500 Studierenden der Universität Münster, aber auch zur Situation den verschiedenen Fachbereichen. Der am Montag, 29. Oktober 2001, in einer Pressekonferenz in Münster erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Abschlussbericht von Christoph Heine und Franz Durrer zeichnet auf insgesamt 153 Seiten ein differenziertes Meinungsbild mit interessanten und teilweise überraschenden Ergebnissen.

Insgesamt sind die Studierenden in Münster mit ihrer Universität und der Stadt, in der sie studieren und leben, durchaus zufrieden: Mehr als drei Viertel aller Studierenden gab an, gern an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu studieren. Nur für sechs Prozent trifft das Gegenteil zu. Folgerichtig würden auch zwei Drittel der Studierenden sich wieder für Münster als Studienort entscheiden. Bei der Wahl der Universität Münster als Studienplatz spielt die „Atmosphäre der Hochschulstadt“ neben der Nähe zum Heimatort eine entscheidende Rolle. Wichtig sind aber auch das breite Studienangebot und der gute Ruf der Universität. Die in den letzten Jahren immer häufiger veröffentlichten Ranglisten von Hochschulen spielen dagegen für Studienanfänger kaum eine Rolle: Nur zwei Prozent gaben an, sich bei der Entscheidung für Münster an solchen Rankings orientiert zu haben.

Deutlich kritischer fallen die Bewertungen der befragten Studierenden aus, wenn konkret nach den Bedingungen im jeweiligen Fachstudium gefragt wird. 42 Prozent aller Studierenden ist alles in allem mit den Studienbedingungen im Hauptfach sehr oder doch überwiegend zufrieden, 37 Prozent sind unentschlossen und 19 Prozent äußern sich unzufrieden. Dabei zeigt sich, dass Studentinnen durchweg die Studienbedingungen in Münster schlechter beurteilen als ihre männlichen Kommilitonen. Deutliche Unterschiede ergab die Befragung auch bei der Studienzufriedenheit in den verschiedenen Fachbereichen: Besser als der universitätsweite Durchschnitt von 42 Prozent schnitten die Fachbereiche Physik, Katholische Theologie, Evangelische Theologie, Mathematik/Informatik, Chemie/Pharmazie, Geowissenschaften, Medizin und Geschichte/Philosophie ab. Darunter blieben die Fachbereiche Psychologie/Sport, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Biologie und Philologie.

Besonders bemängelt wird von den Studierenden eine unzureichende Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden und fehlende Beratungsmöglichkeiten. Kritisiert werden auch Defizite bei der Einübung in wissenschaftliches Arbeiten und bei der Vorbereitung auf die Berufspraxis. Gut zwei Drittel aller Studierenden hält Rückmeldungen des Lernerfolgs durch Professoren und Dozenten für sehr wichtig, aber nur 17 Prozent vergeben für diesen Studienaspekt gute Noten.

Die Untersuchung „Studieren an der Universität Münster“ liefert auch interessante und teilweise überraschende Hinweise zum sozialen Umfeld des Studiums. So zeigt sich, dass eine Erwerbstätigkeit neben dem Studium inzwischen eher die Regel als die Ausnahme darstellt. Nur ein Fünftel der Studierenden ist nicht neben dem Studium erwerbstätig, knapp die Hälfte jobbt ständig, auch während der Vorlesungszeit. Bei 28 Prozent der Studierenden nimmt der Zeitaufwand für den Job den gleichen Teil in Anspruch wie das Studium oder überwiegt sogar. 16 Prozent definieren sich selbst als „Teilzeitstudierende“.

Während sechs Prozent aller Studierenden behindert sind oder an chronischen Krankheiten leiden, gab jeder Fünfte an, im Studium durch psychische Schwierigkeiten beeinträchtigt zu sein oder gewesen zu sein. Im Vordergrund stehen dabei Prüfungsangst, depressive Stimmungen, mangelndes Selbstwertgefühl und Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten. Probleme mit Alkohol, Drogen und Medikamenten gaben vier Prozent an. Für etwa ein Zehntel aller Studierenden besteht großer persönlicher Bedarf an Beratung und Hilfestellung wegen psychosozialer Schwierigkeiten.

Rektor Prof. Schmidt setzt auf eine breite Diskussion der vielfältigen und für die Fachbereiche sehr unterschiedlichen Ergebnisse der Studierendenumfrage im Wintersemester, „um anschließend zu konkreten Verbesserungen bei Studium, Lehre und Serviceangeboten zu gelangen“. Das umfangreiche Datenmaterial diene als wichtige Arbeitsgrundlage für die Strukturdiskussion vor allem in den Fachbereichen, „denn nur in den Fachbereichen selbst können möglichst zielgenaue und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung von Studium, Lehre und studienbezogener Infrastruktur entwickelt und umgesetzt werden“.

Die Universität Münster will es nicht bei der jetzt vorliegenden Bestandsaufnahme bewenden lassen. Rektor Prof. Schmidt kündigte an, das Projekt werde in etwa einem Jahr mit einer Folgebefragung durch HIS fortgesetzt, dann allerdings über das Internet und per E-Mail. Zum einen sollen auf diese Weise Veränderungen in den Einschätzungen und Urteilen der Studierenden über ihre Studiensituation ermittelt werden, zum anderen werde danach gefragt, wie die auf Basis der jetzigen Befragung bereits eingeleiteten Verbesserungsmaßnahmen von den Studierenden bewertet werden. Dies zeige die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit, mit der die Universität Münster ihr Ziel einer Qualitätsverbesserung verfolge.

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Norbert Frie idw

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