Breites Themenspektrum bei Forschergruppen

DFG bewilligt 19 Neueinrichtungen

Nr. 2
18. Januar 2006

Mit etwa 30,6 Millionen Euro unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren 19 neue Forschergruppen. Dies beschloss der Hauptausschuss in seiner Sitzung am 12. Januar 2006. Das Spektrum der Neubewilligungen zeigt die Attraktivität des Programms für alle Disziplinen: Von Archäologie bis Zellbiologie sind alle Fachbereiche vertreten. Derzeit fördert die DFG insgesamt 151 Forschergruppen, in denen mehrere Forscherinnen und Forscher interdisziplinär an einer besonderen wissenschaftlichen Fragestellung zusammenarbeiten. Die Förderung dieser Gruppen soll helfen, für eine mittelfristig – meist auf sechs Jahre – angelegte, enge Zusammenarbeit die notwendige personelle und materielle Ausstattung bereitzustellen, und dazu beitragen, neue Arbeitsrichtungen zu etablieren.

Sechs Forschergruppen im Profil

Das Ziel der Forschergruppe „Anfänge (in) der Moderne: Theoretische Konzepte, literarische Figurationen, historische Konstruktionen“ ist die Erforschung der Faszination, die von Ursprüngen und Ursprungsmythen ausgeht. Dabei soll insbesondere die These von der progressiven Entzauberung oder Entmythisierung der Welt in der Moderne kritisch reflektiert werden. Denn die Konstruktionen des Anfangs in der Moderne sind immer im Zusammenhang mit Strategien der Begründung und Legitimation verwendet worden. Die Untersuchung entsprechender Zusammenhänge, Denkmodelle und Narrative soll hier für den Zeitraum der letzten drei Jahrhunderte (mit exemplarischen Ausgriffen in die Vormoderne und die Antike) in enger Zusammenarbeit zwischen Literaturwissenschaftlern, Philosophen und Theologen erfolgen.

Zunehmender Stress ist eines der charakteristischen Merkmale der modernen Informations- und Leistungsgesellschaft. Wie wirkt sich diese Belastung auf das menschliche Gehirn, insbesondere auf seine Gedächtnis bildenden Funktionen aus? Welche Verhaltens- und Fehlverhaltensweisen resultieren daraus und wie spiegeln sich diese in der Gesellschaft wider? Diesen Fragen will die Forschergruppe „The Science of Social Stress (SOSS): Understanding the Interaction of Mind, Brain and Culture in the Response and Adaptation to Stress“ nachgehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Konstanz konzentrieren sich dabei erstmals auf das Zusammenspiel von biologischen und sozialen Faktoren bei der Stressentstehung.

Die Rwenzori-Berge sind Teil des ostafrikanischen Riftsystems in Uganda und mit mehr als 5000 Metern von ungewöhnlicher Höhe für ein Gebiet, in dem ansonsten Grabenbrüche vorherrschen. Die Forschergruppe „Rift Dynamics, Uplift and Climate Change in Equatorial Africa: Interdisciplinary Research linking Asthenosphere, Lithosphere, Biosphere and Atmosphere“ will untersuchen, wie es zu dieser Gebirgsbildung kam und welchen Einfluss sie auf das Klima und damit auch auf das Ökosystem und die Evolution des Menschen in der Region hatte. Fragestellungen aus der Geodynamik, Sedimentologie, Paläontologie, Hominiden- und Atmosphärenforschung beschäftigen dabei die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Universitäten Frankfurt am Main, Heidelberg und Mainz, der TU Darmstadt, der FU Berlin sowie am GeoForschungsZentrum Potsdam.

Stillstand ist hinderlich für den Fortschritt. Das ist auch der Fall, wenn Werkzeugmaschinen unvorhergesehen ausfallen und es zu einem Produktionsstopp kommt. Ziel der Forschergruppe „Gezielte vorbeugende Wartung durch automatisierte Zustandsbeobachtung“ ist, eine Methodik zur automatisierten Schadensvorhersage zu entwickeln. Grundlage dieser Vorhersage ist die systematische Analyse von Steuerungs- und Antriebssignalen, durch die Maschinenausfälle prognostiziert und dadurch Kosten minimiert werden können. So könnte man in Zukunft rechtzeitig gezielte Wartungsmaßnahmen planen und zu günstigen Zeiten durchführen, um Produktionsausfälle zu vermeiden.

Beim Kauf von Fleisch entscheiden neben dem Preis vor allem Qualität und Geschmack. Hochwertiges Fleisch zeichnet sich unter anderem durch einen bestimmten Wassergehalt aus. Entscheidend ist dabei das Wasserbindungsvermögen des Fleisches, das unter anderem von der Muskelstruktur und von Umweltfaktoren wie Stress abhängig ist. Die Forschergruppe „Genetisch funktionelle Grundlagen des Wasserbindungsvermögens im Schweinefleisch (DRIP)“ will bestimmte Genomregionen identifizieren, die Einfluss auf diese charakteristische Eigenschaft im Schweinefleisch haben. Die interdisziplinäre Gruppe wird neben der genetischen Untersuchung physiologische Prozesse und funktionelle Studien betrachten und sowohl die Biochemie, die Produktkunde, die Tierzucht als auch die Bioinformatik miteinbeziehen.

Im Fokus der Forschergruppe „Mechanisms of Compatibility: Reprogramming of Plant Metabolism by Fungal Effector Molecules“ stehen Wirt-Parasit-Wechselwirkungen von Getreidepflanzen und pilzlichen Mikroorganismen. Anhand von Mais, Gerste und Arabidopsis (Ackerwinde) wollen die Forscherinnen und Forscher die Verträglichkeit zwischen Wirtspflanzen und Pilzen studieren, um das so genannte „Metabolic Reprogramming“, die Umprogrammierung der pflanzlichen Stoffwechselvorgänge nach Besiedelung durch den Pilz, zu verstehen. Von ihrem Projekt erhoffen sie sich unter anderem einen konkreten Nutzen für die Landwirtschaft: Die Ergebnisse versprechen neue Möglichkeiten der Ertragssteigerung sowie eine Verbesserung der Widerstandskraft von Nutzpflanzen.

Die neuen Forschergruppen:

RWTH Aachen: „Maschinen-, Werkzeug- und Prozessentwicklung für neue Verfahren zur Herstellung von Mikrobauteilen über flüssige Phrasen“ (Sprecher: Prof. Walter Michaeli)

Universität Bayreuth: „Electron Transfer Processes in Anoxis Aquifers“ (Sprecher: Prof. Stefan Peiffer)

Universität Bochum: „Die Aggregation kleiner Moleküle mit präzisen Methoden verstehen – Experimente und Theorie im Wechselspiel“ (Sprecher: Prof. Wolfram Sander)

Universität Bonn: „Quantum Control and Simulation with Distributed Neutral Atom Systems“ (Sprecher: Prof. Dieter Meschede)

Universität Bonn: „Genetisch funktionelle Grundlagen des Wasserbindungsvermögens im Schweinefleisch (DRIP)“ (Sprecher: Prof. Karl Schellander)

Universität Darmstadt: „Verbesserung der Qualität von Peer-to-Peer-Systemen durch die systematische Erforschung von Qualitätsmerkmalen und deren wechselseitigen Anhängigkeiten“ (Sprecher: Prof. Ralf Steinmetz)

Universität Frankfurt/Main: „Rift Dynamics, Uplift and Climate Change in Equatorial Africa: Interdisciplinary Research linking Asthenosphere, Lithosphere, Biosphere and Atmosphere“ (Sprecher: Prof. Georg Rümpker)

Universität Gießen: „Mechanisms of Compatibility: Reprogramming of Plant Metabolism by Fungal Effector Molecules“ (Sprecher: Prof. Karl-Heinz Kogel)

Medizinische Hochschule Hannover: „Molekulare Mechanismen zellulärer Motilität“ (Sprecher: Prof. Dietmar Manstein)

Universität Hannover: „Mikrostrukturierung thermomechanisch hoch beanspruchter Oberflächen“ (Sprecher: Prof. Berend Denkena)

Universität Hannover: „Earth Rotation and Global Dynamic Processes“ (Sprecher: Prof. Jürgen Müller)

Universität Heidelberg: „Biologische Funktion von Organometallverbindungen“ (Sprecher: Prof. Nils Metzler-Nolte)

Universität Konstanz: „The Science of Social Stress (SOSS): Understanding the Interaction of Mind, Brain and Culture in the Response and Adaptation to Stress“ (Prof. Thomas Elbert)

Universität Leipzig: „Analysis and Stochastics in Complex Physical Systems“ (Sprecher: Prof. Wolfgang König)

Universität Leipzig: „Grammatik und Verarbeitung verbaler Argumente“ (Sprecher: Prof. Gereon Müller)

Universität Marburg: „Polymere Nanocarrier zur pulmonalen Verabreichung von Wirkstoffen“ (Sprecher: Prof. Thomas Kissel)

LMU München: „Anfänge (in) der Moderne: Theoretische Konzepte, literarische Figurationen, historische Konstruktionen“ (Sprecher: Prof. Inka Mülder-Bach)

Universität Stuttgart: „Gezielte vorbeugende Wartung durch automatisierte Zustandsbeobachtung“ (Sprecher: Prof. Uwe Heisel)

Universität Stuttgart: „Positioning of Single Nanostructures – Single Quantum Divices“ (Sprecher: Prof. Peter Michler)

Media Contact

Dr. Jutta Rateike idw

Weitere Informationen:

http://www.dfg.de http://www.dfg.de/for/

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