PISA und die Folgen für die Weiterbildung

„Was Hänschen nicht lernt, muss Hans nachholen“

Seit Jörg Pilawas TV-Sendung „Pisa – Der Ländertest“ wissen wir: Bremen hat im Bildungsvergleich der Bundesländer die Nase vorn. Dass die Realität anders aussieht, zeigen die jetzt veröffentlichten Ergebnisse des PISA Bundesländervergleichs. An der Spitze liegt erneut Bayern, die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen sind Schlusslicht.

Dabei konzentriert sich der Ländervergleich, der sog. „PISA E 2003“, besonders auf den Zusammenhang von Migrationshintergrund und Bildungserfolg. Mit rund 10% Ausländeranteil müssen Deutschlands Schulen gegenüber Ländern wie Finnland mit einem Anteil von 1,2% weitaus mehr Integrationsarbeit leisten. Mit ernüchterndem Ergebnis: 10% aller Jugendlichen verlassen in Deutschland Jahr für Jahr die Schule ohne einen Schulabschluss. Jeder fünfte Schulabbrecher ist nicht-deutscher Herkunft. Ein Trend, der sich bezogen auf die Weiterbildung fortführt: Nur 18% der in Deutschland lebenden Ausländer nehmen an Weiterbildung teil (ein Großteil davon an Sprachkursen). Dem stehen rund 30% der Deutschen zwischen 19-64 Jahren gegenüber.

„Deutschland hat nicht nur ein gravierendes Leistungsproblem, sondern auch ein besorgniserregendes Gerechtigkeitsproblem. Das gilt für die schulische Bildung wie auch für die Weiterbildung“, so der Kommentar von Hans Ulrich Nordhaus, Vorsitzender der Konzertierten Aktion Weiterbildung (KAW). Zwar ließen sich in Deutschland bei PISA 2003 gegenüber der 2000er Studie Verbesserungen feststellen, diese sind aber ausschließlich auf die Verbesserungen in Gymnasien zurückzuführen. In den Hauptschulen hat sich seither nichts getan. Ein Umstand, der sich auch in der Weiterbildungsbeteiligung niederschlägt. Von Personen mit niedriger schulischer oder beruflicher Bildung nimmt nur jeder fünfte an Weiterbildung teil, dagegen sind es bei den Hochqualifizierten über 60 Prozent.

In Reaktion auf PISA hat sich die bildungspolitische Debatte bislang fast ausschließlich auf frühkindliche und schulische Bildung konzentriert. Was fehlt, ist eine Architektur des lebensbegleitenden Lernens. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr – dieses Sprichwort ist in einer Gesellschaft, in der Bildung und Wissen zu den Innovationstreibern gehören, längst überholt“, so Nordhaus. „Wir brauchen ein durchlässiges Bildungssystem, dessen Fundament eine gute Vorschulerziehung und Schulbildung ist, das jedoch ständige Weiterbildung gewährleistet, Bildungsabbrechern eine 2. Chance eröffnet und „Bildungsarme“ an Weiterbildung heranführt.“

Die Konzertierte Aktion Weiterbildung (KAW) ist ein unabhängiges Sachverständigengremium für alle Bereiche der Weiterbildung. Sie fungiert – unabhängig und überparteilich – als Ansprechpartner und Impulsgeber für Lebenslanges Lernen und wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

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Christina Marx presseportal

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