Das 3. Bildungsbarometer liegt vor: Bürger wünschen effektivere Schulen

Fasst man die Ergebnisse des dritten Bildungsbarometers zusammen, so wird deutlich, dass die Deutschen immer mehr in Richtung einer effektiveren Schule votieren: Die Ferienzeit soll um durchschnittlich etwa zwei Wochen verkürzt werden – zugunsten von mehr Lernen. Und: Lehrer müssen zukünftig nicht mehr verbeamtet und sollen nach Leistung bezahlt werden. Das Bildungsbarometer wird vom Zentrum für empirisch pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau erstellt.

Wie bewerten die Deutschen das Bildungswesen, wie können die erwarteten Mehrausgaben finanziert werden, welche Vorschläge zur Veränderung werden angenommen, in welchem Ausmaß sind Deutsche bereit, heilige Kühe des Bildungswesens zu schlachten? Insgesamt wurden in der Zeit vom 3. bis zum 12. Juli 1.146 Frauen und Männer aus allen Bildungsschichten, Altersgruppen und Bundesländern befragt. Sie beantworteten insgesamt 39 Fragen – 21 aus den ersten beiden Bildungsbarometern, 10 zu „heiligen Kühen“ und 8 zu aktuell diskutierten Problemen der Bildung.

Nach wie vor zeigt Bildungsindex – eine aus mehreren Antworten berechnete Benotung des Bildungswesens -, dass Bildung in Deutschland nur als „gut ausreichend“ eingestuft wird. Offensichtlich kommt nicht an, was die Bildungspolitik seit dem eher schlechten Abschneiden seit PISA 2000 in Gang gesetzt hat. Dennoch kann sich die Bevölkerung noch nicht mit eher radikalen Veränderungen anfreunden, wie etwa einer Abschaffung Sitzenbleibens oder von Noten, zu sehr ist offensichtlich diese „traditionelle“ Praxis der Schule noch fest im Bewusstsein der Bevölkerung verankert.

Es bestätigt sich aber ein Trend des zweiten Bildungsbarometers: Die vielfach erhobene Forderung nach mehr Unterricht in den Fächern Mathematik und Deutsch ist bei gleich bleibender Stundenzahl pro Woche nur durch Kürzungen in anderen Schulfächern erreichbar. Es entsteht somit eine Art „Verteilungskampf“ zwischen den Fächern. In diesem Verteilungskampf gibt es einen klaren Verlierer: das Fach Religion. Fast die Hälfte der Bevölkerung (46%) würde hier den Rotstift ansetzen. Nimmt man jetzt noch die Fächer „Ethik und Philosophie“ mit 15% hinzu, dann ergibt sich ein eher „wertfreier“ Stundenplan. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich gegenüber dem letzten Bildungsbarometer ein nahezu unverändertes Bild ergibt, was zeigt, dass dieses Ergebnis keine „Eintagsfliege“ darstellt.

Die Forschungsgruppe Bildungsbarometer des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, geht davon aus, dass mit dieser 3. Untersuchung wichtige Daten bereit gestellt werden, die zunehmend zwischen Bevölkerung, Schulen, Ministerien und Bildungspolitik diskutiert werden. Entscheidungen der Bildungspolitik gehen hierdurch auf den Prüfstand und neue Ideen werden getestet, bevor sie in Bildungsinstitutionen umgesetzt werden.

Die Ergebnisse des dritten Bildungsbarometers werden heute, 23. Juni, in der Sendung Kulturzeit von 3sat ausgestrahlt und in der heutigen Ausgabe der ZEIT veröffentlicht.

Ein Newsletter zu den aktuellen Ergebnissen steht ab dem 24.6.2005 unter www.bildungsbarometer.de/informationen/downloads.html
zur Verfügung.

Der umfangreiche Bericht kann ab Ende Juli erworben werden. Er enthält eine Kommentierung der wichtigsten Aussagen, Teilauswertungen zu einzelnen Fragen sowie alle Fragen mit den Antworten aller 1146 Befragten. Der Bericht ist über folgende Adressen gegen eine Gebühr von 10 Euro zu beziehen:

www.bildungsbarometer.de
oder
www.vep-landau.de

Kontakt:
Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23
D-76829 Landau/Pfalz

Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Tel.: 06341-906-175
Fax: 06341-906-166
Email: jaeger@zepf.uni-landau.de

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Bernd Hegen idw

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