Wo die Wafer wachsen

Vielfältige Nachwuchsförderung am FBH: von Girls’ Day über Schülerlabor bis zum Ausbildungsplatz

Auch in diesem Jahr beteiligt sich das Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) wieder aktiv am Girls’ Day. Das Forschungsinstitut, das selbst MikrotechnologInnen und IndustriemechanikerInnen ausbildet, öffnet am 28. April 2005 seine Pforten für mehr als 60 interessierte Mädchen, darunter Schülerinnen der FBH-Partnerschule Alexander-von-Humboldt Oberschule (AvH) und eine Mädchengruppe aus der Berliner Senatsverwaltung. Drei Gruppen schnuppern an diesem Tag Reinraumluft in Laboren, wo auf Wafern hauchdünne Kristallschichten Atomlage für Atomlage kontrolliert wachsen. Wafer sind runde Halbleiterscheiben und das Ausgangsmaterial für Chips, aus denen am FBH sandkorngroße Laser und Mikrowellenbauteile entstehen.

Die Gäste bekommen einen Einblick, welchen Weg ein Bauteil vom Entwurf, über die Realisierung bis hin zu Zuverlässigkeitstests nimmt. Aber nur gucken gilt nicht: Die Mädchen führen selbst kleinere Experimente durch, hantieren mit hoch empfindlichen Wafern und lernen ein Arbeitsumfeld kennen, in dem man sich in Reinraumkleidung in speziell gefilterter Luft bewegt.

Nachhaltige Nachwuchsförderung – lebendige Wissenschaft

Neben Aktivitäten wie Girls’ Day, Lange Nacht der Wissenschaften oder Schüler- und Studentenführungen initiiert und unterstützt das FBH langfristige Projekte im Bereich der Nachwuchsförderung. Im Rahmen der kürzlich gestarteten Schulpartnerschaft mit der AvH-Oberschule bauen Schüler des Physikkurses gemeinsam mit den Wissenschaftlern ein Schülerlabor am FBH auf. Dort können sie Versuche entwickeln, Demonstrationsobjekte aufbauen und haben Platz zum Experimentieren. „So wird Wissenschaft lebendig und verständlich“, sagt Günther Tränkle, Direktor des FBH und Professor an der TU Berlin. „Schließlich möchten wir junge Menschen jenseits der trockenen Theorie im Physikunterricht für zukunftsfähige Berufe in der Wissenschaft begeistern.“ Damit auch die Lehrer die Faszination und Bedeutung von Physik im Unterricht anschaulich vermitteln können, fördert das Ferdinand-Braun-Institut die Schule bei der Erweiterung von praxisnahen Unterrichtsmaterialien. Gemeinsam mit dem Verlag Spektrum der Wissenschaft stellt das FBH im Rahmen der Initiative „Wissenschaft in die Schulen!“ dem Physikkurs einen Klassensatz der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ und eigens dazu aufbereitetes didaktisches Material für den Lehrer zur Verfügung. Das Ferdinand-Braun-Institut unterstützt die Schülerinnen und Schüler außerdem über Praktika und Projektarbeiten bei der beruflichen Orientierung. Dieses Angebot gilt übrigens nicht nur für die Partnerschule, sondern für alle interessierten Schüler und Schulen.

Ausgezeichnete Ausbildung – Mikrotechnologen am FBH

Das FBH bildet jährlich vier Lehrlinge zu MikrotechnologInnen mit Schwerpunkt Halbleitertechnik aus. Für sein langjähriges Engagement im Bereich Ausbildung und Nachwuchsförderung wurde das FBH von der IHK ausgezeichnet. Das Berufsbild Mikrotechnologe ist erst 1998 entstanden. Prof. Dr. Günther Tränkle, Direktor des FBH, freut es besonders, dass die Initiative der TU Berlin und von Berliner Forschungseinrichtungen ein neues Berufsbild geschaffen hat. „Damit schließen wir erfolgreich die Lücke zwischen Ingenieuren und angelernten Kräften,“ erläutert er die Bedeutung. Geleitet wird die Ausbildung übrigens von einer Frau. Die Ausbildungsleiterin Marlies Gielow ist von den Perspektiven des relativ neuen Berufes überzeugt. „Mikrotechnologen arbeiten nicht nur in einem hoch spannenden Umfeld, auch die Chancen später übernommen zu werden, sind sehr gut“, sagt sie. Zusätzlich zu den Mikrotechnologen bildet die institutseigene Werkstatt des Ferdinand-Braun-Instituts auch jeweils eine Industriemechanikerin bzw. einen Industriemechaniker aus.

Über „Wissenschaft in die Schulen!“

Forschung und Wissenschaft sind wesentliche Grundlagen für Innovation und Fortschritt. Angesichts des vergleichsweise schwachen Abschneidens deutscher Schüler bei internationalen Vergleichsstudien in naturwissenschaftlichen Fächern hat der Verlag Spektrum der Wissenschaft die bundesweite Aktion „Wissenschaft in die Schulen!“ ins Leben gerufen. Die Initiative bietet Oberstufenklassen die Möglichkeit, didaktisch aufbereitete und praxisnahe Zeitschriften wie „Spektrum der Wissenschaft“ ergänzend zum Unterricht zu nutzen. Für die Schüler ist das Angebot kostenfrei, die Kosten übernehmen je zur Hälfte der Verlag und die Partnereinrichtung. Durch die Patenschaft soll zwischen Wissenschaft und Schule eine tragfähige Brücke entstehen und der Nachwuchs fundierter und praxisnäher ausgebildet werden.

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Josef Zens idw

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