Nationaler Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten berufen

Bulmahn: „Statistische Daten für Wissenschaft und Politik erschließen“

Die mit hohem Aufwand erhobenen statistischen Daten über das Leben und Arbeiten in Deutschland sollen besser als bisher wissenschaftlich ausgewertet und praktisch genutzt werden. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn berief am Montag in Berlin den nationalen Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten ein. „Wir werden die in Deutschland vielfältig erhobenen statistischen Daten noch stärker für die Wissenschaft erschließen. Das wird auch der Politikberatung zugute kommen.“ Das Bundesministerium für Bildung und Forschung investiert in die wissenschaftliche Aufarbeitung statistischer Daten rund 10 Millionen Euro.

Der Rat soll die Arbeitsmöglichkeiten der empirischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften verbessern. Dabei geht es vor allem um die intensivere Nutzung vorhandener Daten und die Erhöhung der Synergie zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten. Damit sollen etwa Erkenntnislücken im Bereich der Bildungs- und Integrationsforschung geschlossen werden. Außerdem können unnötige Doppelerhebungen bei Befragten vermieden werden.

Bulmahn nannte als Beispiel für die effektive Zusammenarbeit von Sozialwissenschaft und Statistik den Ersatz aufwändiger Volkszählungen durch die Nutzung vorhandener Behördenregister, die mit stichprobenartigen Erhebungen in größeren Gemeinden ergänzt werden. Damit könnten von den Kosten der eine Milliarde Euro teuren klassischen Volkszählung zwei Drittel eingespart werden. „Wir erhalten damit die aussagekräftigen statistischen Informationen zur Situation und Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, die wir für gute politische Entscheidungen brauchen.“

Sie werde sich weiter mit Nachdruck für die geregelte Freigabe von Daten für wissenschaftliche Zwecke einsetzen. „Wissenschaftlicher Fortschritt lebt vom Wettbewerb der Wissenschaftler untereinander, deshalb ist ein freier Datenzugang so wichtig.“ Mit öffentlichen Mitteln erzeugte Daten sollten grundsätzlich für die Wissenschaft verfügbar gemacht werden, sie dürften nicht in Schubladen verschwinden. Schon jetzt gebe es anonymisierte Mikrozensus-Daten, die als Scientific Use Files an wissenschaftliche Institute weitergegeben werden. Studierende werden in der Ausbildung mit speziellen „Campus Files“ unterstützt. Außerdem seien gemeinsam mit dem Statistischen Bundesamt und den Statistischen Ämtern der Länder, der Bundesagentur für Arbeit und dem Verband der Rentenversicherungsträger Forschungsdatenzentren mit Wissenschaftlerarbeitsplätzen eingerichtet worden.

Die Ministerin wies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Datenschutzes hin. So müssten die Daten nicht nur hinreichend anonymisiert werden. Auch die Forscherinnen und Forscher müssten in ihrer Arbeit einen zuverlässigen Datenschutz garantieren und praktisch umsetzen.

Dem Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten gehören an:

Prof. Jutta Allmendinger, Ph.D.Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung,
Johann Hahlen Präsident des Statistischen Bundesamts und Bundeswahlleiter,
Eckart Hohmann Präsident des Hessischen Statistischen Landesamtes,
Prof. Dr. Steffen Kühnel Professor für quantitative Methoden in den Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen,
Prof. Dr. Heiner Meulemann Professor für Soziologie an der Universität zu Köln,
Prof. Dr. Peter Ph. Mohler Direktor der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) und Direktor des ZUMA Mannheim,
Uwe Rehfeld Abteilungsleiter beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger,
Prof. Regina T. Riphan Professorin für Statistik und Ökonometrie an der Universität Basel,
Prof. Dr. Heike Solga Professorin für Soziologie an der Universität Leipzig,
Prof. Dr. Gert G. Wagner Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der TU Berlin, Leiter der Längsschnittstudie SOEP am DIW Berlin,
Prof. Dr. Joachim Wagner Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Lüneburg,
Prof. Dr. Bettina Westle Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg

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Silvia von Einsiedel BMBF

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