Finanzkonzept zur vbw-Bildungsstudie in Berlin vorgestellt

Rodenstock: „Bildungspolitik ist die beste Sozialpolitik“

Investitionen in Bildung sind der sicherste Schutz davor, dass Menschen in eine soziale Schieflage geraten. Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft der Arbeit. So gesehen ist gute Bildungspolitik auch die beste Sozialpolitik.“ Mit dieser Feststellung haben Randolf Rodenstock, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, und Prof. Dr. Dieter Lenzen, Bildungsexperte und Präsident der Freien Universität Berlin, die Studie „Bildung neu denken! Das Finanzkonzept“ in Berlin vorgestellt. Die von der vbw herausgegebene Studie wurde von Professor Dr. Dieter Lenzen (wissenschaftliche Koordination), der Prognos AG (ökonomische Analyse) und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, DIW (volkswirtschaftliche Expertise) erstellt. Die Studie knüpft an den 2003 erschienenen ersten Band „Bildung neu denken! Das Zukunftsprojekt“ an und entwirft ein Finanzkonzept für das deutsche Bildungswesen.

Zwar koste gute Bildung Geld, schlechte aber noch viel mehr, so Rodenstock. Unter dem Strich zahlten sich Investitionen in Bildung aber aus. Bester Beweis dafür sei die Tatsache, dass die ersten sieben PISA-Nationen auch zu den „Top Ten“ der wirtschaftlichen Wachstumsnationen gehörten. In Deutschland seien nicht nur die Bildung selbst, sondern auch die Ausgaben für Bildung auf dem Rückzug. „Wir erleben die Folgen des Staatsversagens in Bildungsfragen. 10% der Schulabgänger bleiben ohne Abschluss, 20% sind nicht berufsbildungsfähig. Dies spricht eine deutliche Sprache,“ sagte Rodenstock. „Wir müssen uns auf das besinnen, was Benjamin Franklin einst sagte: Investition in Bildung zahlt die besten Zinsen.“

Ein zukunftsweisendes deutsches Bildungssystem koste zwar rund 25% mehr als das heutige. Es sei aber finanzierbar, da die Ausgaben für Soziales signifikant reduziert werden könnten. Denn der Staat gebe für Sozialleistungen heute sechs Mal mehr aus als für Bildung, sagte Rodenstock.

Die vbw sei bisher die einzige Organisation, die mit Band I von „Bildung neu denken!“ das erste ganzheitliche Konzept für ein neues deutsches Bildungswesen vorgelegt habe und die mit Band II heute auch das dazugehörende Finanzkonzept präsentiere. Diese Folgestudie nenne ganz konkret die Kosten, mit denen die notwendigen Reformen verbunden seien.

Nicht alle Maßnahmen zur Steigerung der Bildungsqualität seien tatsächlich mit Kosten verbunden, legte Lenzen dar. Beispielsweise wirkten die dringend notwendige Neugestaltung der Lehreraus- und Weiterbildung, die Erhöhung der Eigenverantwortung für Schulen und Hochschulen und der Ersatz des Staatsexamens durch Bachelor- und Master-Abschlüsse kostenneutral bzw. -reduzierend. Zu Mehrbelastungen führten dagegen zum Beispiel die Einführung einer gründlichen Anamnese der Lernvoraussetzungen, die Etablierung von Ganztags- und Ferienschulen sowie eine bessere Medienausstattung. Die Studie, so Rodenstock, zeige auch, welche politischen Schwerpunktsetzungen unbedingt getroffen werden müssten. Bürger, Unternehmen und Politik seien hier gefordert, Gemeinsinn, Initiative und Mut zur Verantwortung zu entwickeln.

„Was passiert, wenn nichts passiert?“ fragte der vbw-Präsident. Dann werde sich das schon heute erschreckende Szenario im Bildungsbereich noch verschlimmern. Neben den genannten zweistelligen Raten bei den Schulabgängern ohne Abschluss werde es somit auch weiterhin 30% Studienabbrecher und eine weit unter dem OECD-Durchschnitt von 26% liegende Hochschulabsolventen-Quote (derzeit 19%) geben.

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Katja Schlendorf IBW-Bayern

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