Max-Planck-Gesellschaft unterstreicht ihre Schlüsselrolle im forschungspolitischen Reformprozess

Jahresversammlung in Stuttgart / Stärkung des Wissenschaftsstandortes gemeinsam mit Universitäten / Innovationen durch Grundlagenforschung

Die Max-Planck-Gesellschaft sieht sich beim Prozess der Weiterentwicklung des deutschen Forschungssystems in einer Schlüsselrolle. Dies erklärte der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss, anlässlich der Jahresversammlung der Forschungsorganisation in Stuttgart. Durch gemeinschaftliche Initiativen mit den Universitäten will die Max-Planck-Gesellschaft den Wissenschaftsstandort Deutschland im zunehmenden internationalen Wettbewerb stärken. Beim Vergleich mit den wichtigsten Forschungseinrichtungen etwa der USA behauptet die Max-Planck-Gesellschaft bereits seit langem eine Spitzenstellung. Doch auch in Deutschland wird die Aufgabe der Max-Planck-Gesellschaft als Impulsgeber für Innovationen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft immer wichtiger.

„Deutschland hat ein enormes wissenschaftliches Potenzial für die Zukunftssicherung. Dieses Potenzial müssen wir jetzt für Innovationen in allen gesellschaftlichen Bereichen mobilisieren“, erklärte Peter Gruss. Dabei dürfe Innovation nicht auf Produktentwicklung beschränkt werden, denn: „Innovation ist das letzte Glied in einer wechselseitig verschränkten Prozesskette, die mit der Ideenbildung und der Erforschung der Grundlagen beginnt und über anwendungsorientierte Forschung zu marktfähigen Produkten führt.“

Innovative Durchbrüche entstünden häufiger als angenommen aus staatlich finanzierter Forschung und nicht aus wettbewerblichen Prozessen des Marktes, die oftmals nur „Verbesserungsinnovationen“ zur Folge hätten. Präsident Gruss lehnte daher die gelegentlich vorgebrachte Kurzformel „Forschung kostet Geld, Innovationen schaffen Geld“ entschieden ab: „Ohne kreative Forschungsergebnisse gibt es keine Innovation.“

Die Max-Planck-Gesellschaft als Organisation der Grundlagenforschung habe sich immer wieder als Impulsgeber für Innovationen erwiesen und – über ihr Tochterunternehmen Garching Innovation – mit über 60 Unternehmensausgründungen seit 1990 mehrere tausend Arbeitsplätze geschaffen.

An der bestehenden Struktur des deutschen Forschungssystems aus Universitäten und außeruniversitären Organisationen will die Max-Planck-Gesellschaft grundsätzlich festhalten; diese Differenzierung sei, so Gruss, „unter den Wettbewerbsbedingungen der Globalisierung sinnvoller denn je“. Insbesondere die Aufgabenteilung zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und den Hochschulen habe sich bewährt. Dabei greift die Max-Planck-Gesellschaft zukunftsträchtige und innovative Forschungsgebiete außerhalb der etablierten Disziplinen auf, die an den Universitäten noch keinen Platz finden. Sie ergänzt damit die Universitäten, die ihrerseits das etablierte Fächerspektrum mit Forschung und Lehre abdecken müssen.

Die Auswahl der Forschungsthemen und die Berufung der Forscherinnen und Forscher nimmt die Max-Planck-Gesellschaft flexibel, in eigener Verantwortung und allein nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vor. Als „unverzichtbaren Garant“ für diese Autonomie bezeichnete Gruss die auflagenfreie, institutionelle Grundfinanzierung durch Bund und Länder.

Die Konzentration auf innovative Forschung hat – in Verbindung mit wissenschaftlicher Autonomie und organisatorischer Flexibilität – die Max-Planck-Gesellschaft an die Weltspitze geführt. „Was derzeit in Deutschland unter dem Stichwort Elite diskutiert wird, existiert an den Max-Planck-Instituten bereits seit langem mit konstanter, herausragender Qualität“, betonte Gruss. Selbst im Vergleich mit US-amerikanischen Eliteuniversitäten wie Stanford oder Yale zählt die Max-Planck-Gesellschaft zu den international führenden Einrichtungen, gemessen am Einsatz der finanziellen Mittel und der Anzahl von Publikationen in den wichtigsten Fachzeitschriften.

Die Begründung, die USA hätten hervorragende Universitäten, weil es keine außeruniversitäre Forschung gebe, bezeichnete der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft als Trugschluss. Denn der Anteil der außeruniversitären Forschung ist in den USA etwa gleich hoch wie der in Deutschland. Als weitere Fehlannahme entlarvte Gruss auch die Idee, exzellente Forschung sei allein eine Frage der Finanzausstattung, und verwies auf das vergleichsweise geringe Budget der Max-Planck-Gesellschaft, das nur den Etat von zwei deutschen Universitäten umfasst. „Würde man diese Gelder in die Universitäten umleiten, könnte man wohl kaum den Erfolg der Max-Planck-Gesellschaft automatisch auf die deutschen Universitäten verteilen“.

Die Max-Planck-Gesellschaft sieht ihre künftige Rolle auch darin, zu einer nachhaltigen Stärkung des gesamten deutschen Forschungssystems beizutragen. Entscheidend hierfür ist die Vertiefung der Kooperationsbeziehungen zu den Universitäten. „Universitäten und Max-Planck-Gesellschaft müssen gemeinsam daran arbeiten, das deutsche Wissenschaftssystem weiter zu verbessern“, erklärte Gruss. Bereits heute beteiligen sich 80 Prozent aller Max-Planck-Wissenschaftler mit jährlich rund 8.000 Semesterwochenstunden an der universitären Lehre. In den Max-Planck-Instituten wurden im vergangenen Jahr über 3.500 Doktoranden, 2.100 Postdoktoranden und ebenso viele studentische Hilfskräfte betreut. Speziell die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses haben sich Max-Planck-Gesellschaft und Universitäten zur gemeinsamen Aufgabe gemacht. Dies geschieht beispielsweise in den mittlerweile 29 International Max Planck Research Schools, in denen Max-Planck-Institute mit ihren Partner-Universitäten attraktive Promotionsstudiengänge anbieten. Von den mittlerweile über 1.000 Schülern kommen über 60 Prozent aus dem Ausland. Die Gründung weiterer International Max Planck Research Schools ist für die kommenden Jahre vorgesehen.

Außerdem unterstützt die Max-Planck-Gesellschaft mit so genannten „Tandem-Projekten“ die Kooperation mit der klinischen Forschung an den Universitäten. Darüber hinaus will die Max-Planck-Gesellschaft weitere Max-Planck-Forschungsgruppen mit Universitäten einrichten, falls dies die Haushaltsentwicklung zulässt. Der Leiter der jeweiligen Forschungsgruppe gehört der Universität an und wird zum Auswärtigen Wissenschaftlichen Mitglied an das entsprechende Max-Planck-Institut berufen.

Mit diesen Maßnahmen will die Max-Planck-Gesellschaft zur Profilbildung der Universitäten und zum Aufbau von wissenschaftlichen Exzellenz-Zentren beitragen, ohne das eigene Profil aufzugeben. Gruss wörtlich: „Wir wollen keine schleichende Umwandlung der Max-Planck-Gesellschaft von einer Forschungsträgerorganisation in eine Förderorganisation!“ Als Forschungsträgerorganisation ist die Max-Planck-Gesellschaft ständig herausgefordert, innovative Wissenschaftsgebiete aufzugreifen, indem beispielsweise neue Institute gegründet werden. In der Planung sind derzeit ein neues Max-Planck-Institut für Softwaresysteme und ein Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns. Darüber hinaus werden Gespräche mit der anwendungsorientierten Fraunhofer-Gesellschaft geführt. Ziel ist, die jeweiligen Forschungsperspektiven abzugleichen und dadurch auch die Lücke zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und der Entwicklung marktfähiger Produkte zu schließen.

Schließlich appellierte Gruss an die Politik, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für erfolgreiche Forschung weiter zu verbessern und Überregulierungen zu vermeiden. Als negatives Beispiel führte er in diesem Zusammenhang das kürzlich verabschiedete restriktive Gesetz zur Grünen Gentechnik an: „Seit Jahren steht bei Millionen von US-Bürgern gentechnisch veränderter Mais auf der Speisekarte, und für die Bekämpfung des Hungers in der Dritten Welt wird diese Technologie unverzichtbar sein.“ Bei der derzeitigen Debatte zur Grünen Gentechnik stelle sich die Frage, ob Deutschland noch nicht aus der Diskussion um die Rote Gentechnik gelernt habe: Hier hätten die Überregulierungsmaßnahmen in den achtziger Jahren zum Abwandern großer Industrien in das Ausland geführt.

Daher hängt der Erfolg der Innovationsoffensive nach Überzeugung von Präsident Gruss auch davon ab, inwieweit es gelingt, Vertrauen in Wissenschaft und Technik zu wecken. Dies setze eine bessere naturwissenschaftliche Bildung vor allem in den Schulen voraus. „Eine rationale Diskussion über Chancen und Risiken neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und über ihre potenziellen Anwendungen ist nur dann möglich, wenn ein gewisses Grundverständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge gegeben ist.“ Die Max-Planck-Gesellschaft will daher auch künftig ihren Beitrag zur Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts leisten. Die zahlreichen Schulvorträge von Max-Planck-Wissenschaftlern im Rahmen der Jahresversammlung seien nur ein Beispiel dieser Aktivitäten.

Media Contact

Dr. Bernd Wirsing Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

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