Wissenschaftsminister aus vierzig europäischen Ländern beschließen europaweite Hochschulreform

„Es zeugt von der politischen Kraft Europas, dass sich hier in Berlin vierzig Staaten auf die Eckwerte einer sehr tief greifenden Hochschulreform in allen beteiligten Ländern geeinigt haben,“ erklärte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn heute zum Abschluss der dritten Minister-Konferenz im Bologna-Prozess in Berlin.

„Es zeugt von der politischen Kraft Europas, dass sich hier in Berlin vierzig Staaten auf die Eckwerte einer sehr tief greifenden Hochschulreform in allen beteiligten Ländern geeinigt haben,“ erklärte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn heute zum Abschluss der dritten Minister-Konferenz im Bologna-Prozess in Berlin. „Die Ergebnisse der zweitägigen Konferenz sind verbindlicher und skizzieren die notwendigen Reformschritte hin zu einem europäischen Bildungsraum präziser als die vorhergehenden Verabredungen von Bologna und Prag. Die Hochschulen werden sich auch in Deutschland wesentlich verändern, wenn es gelingt, die in dieser Konferenz gesetzten Ziele bis 2010 zu verwirklichen“, fügte die Vertreterin der Kultusminister-Konferenz, die Schleswig-Holsteinische Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, hinzu.

Bildungsminister aus über vierzig europäischen Ländern sowie die europäische Kommission, der Europarat und die wichtigsten Vertretungen der Hochschulen und Studierenden auf europäischer Ebene waren der Einladung am 18. und 19. September nach Berlin gefolgt. Sie erarbeiteten ein gemeinsames Communiqué, das wesentliche politische Verpflichtungen für alle am Bologna-Prozess beteiligten Staaten enthält:

Bis zum Jahr 2005 sollen in allen Ländern Strukturen für die interne und externe Qualitätssicherung von Hochschulen geschaffen sein. Die Staaten sollen das zweistufige System von Bachelor- und Masterabschlüssen vollständig einführen. Für die Hochschulabsolventen soll es ein weitgehend einheitliches, auch fremdsprachliches Diploma Supplement geben, um die gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse in den Hochschulen und auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Das Doktorandenstudium wurde als weiteres Ziel des Bologna-Prozesses definiert. Ein hoch stehendes, möglichst interdisziplinär angelegtes Doktorandenstudium soll nachhaltig dazu beitragen, dass Europa zu Spitzenleistungen in Forschung und Innovation besser befähigt wird.

Die Hochschulen sind aufgefordert, im Rahmen ihrer Autonomie interne und externe Evaluationsverfahren zu entwickeln. Nationale Qualitätssicherungssysteme mit eindeutigen Verantwortlichkeiten und internationaler Beteiligung werden aufgebaut und das europäische Netzwerk für Qualitätssicherung im Hochschulbereich (ENQA) wird in Zusammenarbeit mit den europäischen Vereinigungen der Rektoren und der Studierenden gemeinsame Standards und Verfahren erarbeiten.

Die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen bis 2010 in allen Ländern des Bologna-Prozesses erfordert, dass die erworbenen Kompetenzen vergleichbar ausgestaltet werden. Damit soll erreicht werden, dass diese Fähigkeiten flexibel und profilgenau im weiteren Studium oder auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden können.
Die Sicherung des Studiums durch Ausbildungsförderung und die Mitnahme einer solchen Förderung ins Ausland sind wichtige Schritte zur Verwirklichung des europäischen Hochschulraums. Die Minister einigten sich darauf, Initiativen zu entwickeln, die eine Unterstützung der Studierenden im Ausland erleichtert. Gleichzeitig befürworten sie eine stärkere Beteiligung der Studierenden in dem Meinungsbildungsprozess an den Hochschulen.

Bundesbildungsministerin Bulmahn wies darauf hin, dass unter anderem auch Vereinbarungen zur Verbesserung von Mobilität und zu gemeinsamen Abschlüssen von Hochschulen aus mehreren Ländern getroffen wurden. „Wir sind mitten in einer grundlegenden europaweiten Hochschulreform, aber noch nicht am Ziel“, betonte Bulmahn. Die Bundesministerin hob hervor, dass Deutschland mit der Berliner Konferenz ein Signal an Europa ausgesendet habe, wie ernst es diesem Land mit dem europäischen Einigungsprozess sei. „Mit der Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten hat die Bildung eines europäischen Bildungsraum eine neue Dynamik erhalten“, so Bulmahn weiter. Die Bildungsminister hatten während der Konferenz die Aufnahme von Albanien, Serbien-Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien sowie von Russland, Andorra und dem Heiligen Stuhl in den Kreis der Mitglieder des Bologna-Prozesses beschlossen.

„Von Europa gehen starke Impulse für unsere Hochschulreform in Deutschland aus“, stellte Ministerin Erdsiek-Rave fest. „Wir wollen, dass Deutschland im europäischen Hochschulraum eine Spitzenstellung einnimmt. Die Umsetzung der Berliner Beschlüsse ist in Deutschland bereits in vielerlei Hinsicht auf den Weg gebracht“, erklärte Erdsiek-Rave. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass längst die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen worden seien, um Bachelor- und Masterstudiengänge als Regelangebote an den Hochschulen anbieten zu können. Auch die Qualitätssicherung werde durch zahlreiche Vorhaben entwickelt und ausgebaut. Deutschland könne beim Doktorandenstudium mit den Graduiertenkollegs beispielhafte Lösungen zur Schaffung internationaler „doctoral studies“ vorweisen. Für die Anrechnung von Studienerfolgen setze sich das European-Credit-Transfer-System (ECTS) zunehmend durch.

Bundesministerin Bulmahn erklärte, mit dem Bologna-Prozess verfolge man gemeinsam mit den Bundesländern ein ehrgeiziges Ziel: bis 2010 einen europäischen Hochschulraum zu verwirklichen, der von hoher Qualität geprägt und damit international wettbewerbsfähig sei.

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Silvia von Einsiedel BMBF

Weitere Informationen:

http://www.bmbf.de

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