Max-Planck-Institute – "Best Places to Work for Postdocs 2003"

Umfrage der Fachzeitschrift „The Scientist“ zeigt: Max-Planck-Institute bieten international konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen für Nachwuchswissenschaftler

Max-Planck-Institute gehören international zu den 30 „Besten Arbeitgebern für Postdoktoranden (Postdocs)“, also für hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler, und rangieren bei den Institutionen außerhalb der USA nach neun ausländischen Universitäten auf Platz 10. Das ergab eine Internet-Umfrage des auf die Biowissenschaften spezialisierten US-amerikanischen Fachjournals „The Scientist“, die sich an 30.000 Teilnehmer in den USA, Canada und Westeuropa richtete und auf 2.800 gültigen Antworten von Nachwuchswissenschaftlern aufbaut. Die Befragten stuften ihre Universitäten bzw. Forschungsinstitute ein nach Qualität der Betreuung, Ausbildung und beruflicher Förderung, nach Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten, aber auch persönlicher und familiärer Lebensqualität, Kinderbetreuung und Bezahlung. Insgesamt zeigte die Umfrage, dass Postdocs besonders jene Institutionen als Arbeitgeber schätzen, die – neben der wissenschaftlichen Qualität – die Kooperation und Betreuung in den Mittelpunkt stellen. Auch wenn es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie handelt, liefern die Umfrage und die darin zum Ausdruck gebrachten Meinungen ein treffendes Bild der aktuellen Ziele und Erwartungen von Nachwuchswissenschaftlern (The Scientist, 10. Februar 2003).

Postdocs (engl. postdoctoral scholar) haben nach einer mindestens dreijährigen Forschungszeit einen Doktorgrad oder ein entsprechendes ausländisches Äquivalent (Ph.D., M.D., D.D.S, Pharm.D., D.V.M., D.P.H., D.N.S.) erworben und werden unter der Leitung eines Mentors für eine Laufbahn als Wissenschaftler ausgebildet. Postdocs arbeiten in einem Forschungsinstitut, um eine neue Technik zu lernen, Zugang zu adäquaten Forschungsmöglichkeiten zu haben oder um bei einem speziellen Mentor zu arbeiten. Bei der Entscheidung, wohin man als Postdoc geht, spielt allerdings auch die Situation im Heimatland oder an der Universität (wie der Mangel an Entwicklungsmöglichkeiten oder Ressourcen für die Forschung) eine Rolle.

Die Fachzeitschrift „The Scientist“ erscheint jede zweite Woche und wird weltweit über mehr als 75.000 Abbonements in den meisten biowissenschaftlichen Labors gelesen. Sie berichtet über neueste Forschungsergebnisse, technologische Entwicklungen und Berufsperspektiven speziell in den Life Sciences. Auf ihre Umfrage haben in den USA, Kanada und Westeuropa 2.920 Postdocs reagiert, davon waren 2.800 Antworten gültig. Gefragt wurde nach insgesamt 34 Kriterien, wobei die Teilnehmer zu jeweils positiven Aussagen auf einer Skala von 1 bis 5 Stellung nehmen sollten. 5 stand für starke Übereinstimmung (strongly agree), 1 für starke Verneinung (strongly disagree) und 3 für Unentschieden (neither agree or disagree).

Insgesamt beteiligten sich Postdocs von 681 Institutionen, von denen 150 (mit 5 und mehr Antworten) in die engere Bewertung einbezogen wurden. Die Plätze 1-10 belegen danach neun Universitäten bzw. Institute aus den USA sowie die Dalhousie University/Canada. Diese Universität belegt zugleich Platz 1 der besten Arbeitgeber unter den Institutionen außerhalb der USA, gefolgt von den Universitäten in Basel/Schweiz, Nottingham/UK, Utrecht/NL, Leuven/Belgien, Calgary/Canada, Ghent/Belgien, King’s College London, Karolinska Institute/Schweden und der Max-Planck-Gesellschaft. In der Länderwertung liegt Dänemark auf Platz 1, gefolgt von Belgien, Finnland, Schweiz, Holland, Schweden, USA und Canada, Deutschland kommt auf Platz neun, immerhin noch vor Großbritannien, Frankreich und Italien.

Die Teilnehmer der Umfrage von „The Scientist“ zeichnen ein positives Bild ihrer Professoren: 76 Prozent der Teilnehmer gaben an, sie könnten mit ihrem Betreuer über berufliche und persönliche Probleme sprechen, 63 Prozent bestätigten, dass ihre Mentoren sie unterstützen, an Konferenzen und Symposien teilzunehmen, und 60 Prozent berichteten, dass ihre Labor-Kollegen sich wechselseitig helfen, berufliche und familiäre Verantwortlichkeiten unter ein Dach zu bringen. Viele Postdocs beschreiben ihre wissenschaftlichen Betreuer (engl. principal investigator = PI) als effektive Leiter, und geben ihren Abteilungen und Institutionen gute Noten für die Unterstützung bei der Entwicklung der für das wissenschaftliche Weiterkommen so wichtigen Netzwerke und Kooperationen. „Eine gute Erfahrung als Postdoc besteht dort, wo der Postdoc wie auch der wissenschaftliche Betreuer einander helfen“, sagt Ishiat Chateerjee, ein Stipendiat an der Rutgers University/USA, der Universität mit dem höchsten Ranking in dieser Umfrage.

Ein eher landläufiges Bild zeichnet dagegen eine Analyse in den EMBO-Reports. Unter dem Titel „How much is a scientist worth? Pay and benefits for postdoctoral researchers“ (EMBO-Reports, vol. 3, no. 11, 2002, 1012-1015) heißt es dort pointiert: „Sie sind die perfekten Arbeitskräfte – jung, mobil und total darauf vorbereitet, jeden Tag so lange zu arbeiten, wogegen in jedem industrialisierten Land die Arbeiter auf die Straße gehen würden. Sie sind bereit, durch die ganze Welt zu ziehen von einem Vertrag zum nächsten, und sie sind billig. Sie sind keine Armen, Einwanderer oder Hilfsarbeiter, die darauf hoffen, etwas Geld zu verdienen, um es dann an ihre Familien in irgendeinem unterentwickelten Land zu schicken. Diese perfekten Arbeitskräfte sind eine Armee hochqualifizierter, gut erzogener junger Fachkräfte, und haben oft eine mehr als zehnjährige strenge Ausbildung an einer der weltweit besten Universitäten hinter sich: Sie sind Postdocs.“ Und „nature“ (nature, vol. 407, 21. September 2000, 427) berichtet über eine Umfrage der European Science Foundation (ESF) unter Marie Curie-Stipendiaten, dass die große Mehrheit der Postdocs in Europa auf der Suche nach einer Dauerstelle sei und nur 5 – 10 Prozent letztlich dabei erfolgreich wären. Die meisten verblieben deshalb in Verträgen mit kurzer Laufzeit, geringer Selbständigkeit und ohne Aufstiegsmöglichkeiten.

In „The Scientist“ gaben tatsächlich nur 41 Prozent aller Postdocs an, sie erhielten eine adäquate Bezahlung. Überhaupt rangierten Beschwerden über die Entlohnung an oberster Stelle unter den Kommentaren. Hinzu kamen Unterschiede in den Gehältern zwischen privaten und staatlichen Stipendien wie auch das Fehlen einer bezahlbaren Kinderbetreuung und, in den USA, das Fehlen einer Krankenversicherung für die Familie. Offensichtlich haben also die in der Umfrage ganz oben rangierenden Institutionen zusätzliche Schritte unternommen, um die Zusammenarbeit nicht nur zwischen den Postdocs untereinander zu verbessern, sondern auch zwischen Postdocs und anderen Graduierten im Labor sowie zwischen mit Wissenschaftlern aus anderen Ländern. Ein hohes Ranking in der Kooperation steht dabei nicht im Widerspruch zur Qualität der Forschung an diesen Top-Institutionen: So arbeiten sieben „hoch-zitierte Biowissenschaftler“ („Highly-Cited Scientists“ nach der Klassifizierung des Institute for Scientific Information, ISI, in Philadelphia) an der University of Rutgers, am Karolinska Institute in Schweden sind es acht und in der Max-Planck-Gesellschaft insgesamt 35.

Von daher schneidet die Max-Planck-Gesellschaft als eine der weltweit führenden Forschungsstätten auch als Arbeitgeber gut ab – im Unterschied zu US-amerikanischen Kaderschmieden wie die University of Stanford, die University of California at San Francisco oder das Massachusetts Institute of Technology. Für Rüdiger Willems, Abteilungsleiter in der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft und verantwortlich für Personalangelegenheiten, kommt das Abschneiden der Max-Planck-Gesellschaft nicht überraschend. Max-Planck-Institute seien ein „Sprungbrett“ für Nachwuchswissenschaftler, mit ihrem ausgewogenen Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Selbständigkeit und Betreuung durch hochqualifizierte Direktoren und Gruppenleiter, dem Forschen in ‚überschaubaren Einheiten’ und der Möglichkeit, sich auf die eigene Forschung konzentrieren zu können. Die Mischung aus exzellenten Forschungsbedingungen und guter Betreuung machen danach die Attraktivität von Max-Planck-Instituten für junge Forscher aus. So arbeiteten im Jahr 2002 insgesamt 2710 Postdocs in Max-Planck-Instituten. Willems fügt hinzu, dass sich die Max-Planck-Gesellschaft aber auch Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Kinderbetreuung angenommen habe. So unterstützt die Gesellschaft von den Instituten ausgehende Eltern-Initiativen zur Einrichtung von Kindergärten bzw. beteiligt sich an öffentlichen Einrichtungen, so dass Plätze für Kinder der MPG-Wissenschaftler bereit stehen. Alle Max-Planck-Wissenschaftler können zudem auf einen speziellen Familien-Service zurückgreifen, der Kinderbetreuungsmöglichkeiten vermittelt.

Darüber hinaus hat die Max-Planck-Gesellschaft sehr frühzeitig in Deutschland Wege aufgezeigt, um Wissenschaftler nach ihrer Postdoktoranden-Phase bei der Vorbereitung auf eine Leitungsfunktion in Wissenschaft und Forschung zu unterstützen. Besonders bewährt haben sich hierbei die „Selbständigen Nachwuchsgruppen“, die bereits seit 1969 an Max-Planck-Instituten eingerichtet werden können. Die Nachwuchsgruppen geben herausragenden jungen Wissenschaftlern für die Dauer von fünf Jahren die Chance, mit einer eigenen Gruppe und einem gesicherten Budget frühzeitig Erfahrungen in der eigenverantwortlichen Arbeit als Forscher zu sammeln. Derzeit bestehen insgesamt 43 solcher Gruppen an Max-Planck-Instituten, hinzu kommen 7 Internationale Nachwuchsgruppen in Frankreich, Polen und China.

Mitte der 1990er Jahre hat die Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam mit Universitäten eine weitere Initiative zur Nachwuchsförderung gestartet: die Einrichtung von „International Max Planck Research Schools“. Sie bieten deutschen und ausländischen Graduierten die Möglichkeit, sich unter den exzellenten Forschungs- und Lernbedingungen an Max-Planck-Instituten und benachbarten Universitäten auf die Promotionsprüfung vorbereiten. Innerhalb weniger Jahre sind bisher insgesamt 26 solcher Ausbildungsgänge mit einem gemeinsamen Programm und einer klaren wissenschaftlichen Verzahnung der einzelnen Promotionsvorhaben entstanden.

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Rüdiger Willems
Max-Planck-Gesellschaft
Abteilung für Personal/Recht
Tel.: 089 2108 – 1310
Fax: 089 2108 – 1312
E-Mail: willems@mpg-gv.mpg.de

Media Contact

Dr. Andreas Trepte Max-Planck-Gesellschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer