Innovationskraft Deutschlands vor der Nagelprobe

Bericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit 2002 erschienen /

Forschung leidet unter Konjunkturkrise / Studienkoordinator Hariolf Grupp fordert: „Die Politik sollte ein Zeichen setzen“

Deutschland befindet sich auf einer konjunkturellen Durststrecke – doch darunter dürfen die Anstrengungen für Forschung und Bildung nicht leiden. Das fordert der neueste Bericht zur Technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, der unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erstellt wurde. Der Bericht für das Jahr 2002 wurde heute vom Koordinator der Studie, Prof. Hariolf Grupp (Fraunhofer ISI), gemeinsam mit Dr. Harald Legler vom Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung in der Bundespressekonferenz in Berlin präsentiert und anschließend der Ministerin Edelgard Bulmahn überreicht.

In seiner Rede vor der Bundespressekonferenz sprach Grupp von einer Nagelprobe: Einerseits sei die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nach wie vor hoch, doch es gebe Risse im Fundament. Vor allem durch den Einbruch bei den Informations- und Kommunikationstechnologien sei die Aufholjagd Deutschlands bei den Spitzentechnologien vor zwei Jahren ins Stocken geraten. Zudem hätten vor allem kleine und mittelständische Unternehmen von dieser Entwicklung nicht profitiert.

Der Bericht bemängelt, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung zyklisch der Haushaltslage folgen. Zwar gaben öffentliche Institutionen und Privatwirtschaft auch im vergangenen Jahr wieder 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung aus, doch vom selbst gesteckten Ziel, diese Marke innerhalb der Europäischen Union bis 2010 auf drei Prozent zu schrauben, ist Deutschland weit entfernt. Außerdem hat sich der Charakter der Forschung verändert: Die Hochschulen leiden unter Geldmangel und damit gerade jene Institutionen, die in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung leisten. Gleichzeitig betreibt die Industrie fast nur noch angewandte Forschung, wobei die Anregungen für Innovationen von den Auslandsmärkten kommen. „Noch entsteht kein unmittelbarer Schaden, doch ohne neues Wissen aus der Forschung gerät die deutsche Wirtschaft mittelfristig international ins Hintertreffen“, warnt Hariolf Grupp.

Grupp fordert deshalb gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine antizyklische Forschungspolitik: „Die Politik sollte ein Zeichen setzen“, sagte er auf der Bundespressekonferenz. Die zusätzlichen Milliarden für die Bildung seien so ein positives Signal. Diesem müssten jetzt vergleichbare Anstrengungen in der Forschung folgen.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

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