Nach dem 11. September erst recht: Internationalisierung an US Universitäten

Vertreter deutscher Hochschulen hatten im Rahmen eines einwöchigen Seminars des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Gelegenheit, sich vor Ort über Möglichkeiten verstärkter Kooperation mit amerikanischen Partnern zu informieren. Anliegen des DAAD war es dabei vor allem, Impulse zu setzen für eine Verstärkung des Auslandsstudiums amerikanischer Studierender in Deutschland. In den letzten 5 Jahren hat die Zahl der amerikanischer Auslandsstudenten um 61% zugenommen. Deutschland konnte aber von dieser positiven Entwicklung nur sehr bedingt profitieren. Mit 4750 amerikanischen Studierenden an deutschen Universitäten und Fachhochschulen im Hochschuljahr 1999/2000 liegt Deutschland als Gastland nur an 7. Stelle. Großbritannien empfing fast 30.000 amerikanischer Gaststudenten, Frankreich immerhin noch 12.000, und 13.000 junge Amerikaner gingen studienhalber nach Italien.

Amerikanische Universitäten sind für den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerhochschulen sehr viel aufgeschlossener als man angesichts der weltweiten Spitzenstellung der amerikanischen Hochschulen und ihrer überwältigend positiven Leistungsbilanz erwarten würde. Isolationismus und Arroganz gegenüber dem Ausland ist an den Universitäten in den USA jedenfalls kein vorherrschender Trend. Und der 11. September hat die Bereitschaft zur Internationalisierung von Lehre und Forschung sogar nachhaltig verstärkt.
Die deutsche Gruppe, die aus Präsidenten und Vizepräsidenten sowie aus leitenden Mitarbeitern der Hochschulverwaltungen von Universitäten und Fachhochschulen aus ganz Deutschland zusammengesetzt war, verbrachte zwei Tage in New York und nahm dann an einer Tagung des Verbandes der großen staatlichen Universitäten in Santa Fe/New Mexico teil. Die Vizepräsidentin der FU Berlin, Professor Gisela Klann-Delius, zeigte sich beeindruckt von der offenen Aufnahme und der Kooperationsbereitschaft der amerikanischen Counterparts. Die deutschen Hochschulen hätten sich bisher vielleicht zu sehr vom Prestige und der perfekten Selbstvermarktung der privaten Unis in den USA beeindrucken lassen und darüber das große Potential an den in akademischer Hinsicht oft keineswegs schwächeren öffentlichen Unis nicht genügend zur Kenntnis genommen. Hier sei sicher noch viel zu tun für die deutschen Universitäten, meint Klann-Delius. Professor Georg Obieglo, Rektor der Fachhochschule Reutlingen, weiß aus der Erfahrung seiner sehr auslandsaktiven Hochschule, wie wichtig die sorgfältige Auswahl der richtigen Partner in den USA ist. Professor Jens E. Olsen, Prorektor der Universität Greifswald, fordert von deutscher Seite mehr Engagement für neue Programme und Aktivitäten, mit denen die Bereitschaft der amerikanischen Partner aufgegriffen werden kann.
Aus der Erfahrung des DAAD ist eines sicher: akademischer Austausch mit den USA ist kein Selbstläufer. Studierende und Hochschulen haben hohe Ansprüche im Hinblick auf die inhaltliche Gestaltung des Studienprogramms und die Betreuung im Ausland. Sich mit diesen Ansprüchen auseinander zu setzen, amerikanischen Standards entsprechende neue Auslandsstudienprogramme zu entwickeln und diese wirkungsvoll in den USA zu vermarkten, kommt aber letztlich den deutschen Universitäten zugute. Die Lerneffekte werden gewiss generalisierbar sein. Und eine zahlenmäßig starke Präsenz amerikanischer Studierender an einer deutschen Hochschulen lässt sich effektiv für die Profilbildung im In- und Ausland nutzen.

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Melanie Hildebrandt idw

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