Luxemburg investiert in die biomedizinische Forschung

Die luxemburgische Regierung hat am 5. Juni 2008 die Umsetzung einer strategischen Partnerschaftsinitiative mit drei amerikanischen Forschungsinstituten bekannt gegeben. Gegenstand dieser Initiative, in die die Regierung in den nächsten fünf Jahren ca. 140 Mio Euro investieren wird, ist die Gründung eines Kompetenzzentrums auf dem Gebiet der Molekularmedizin.

Sie basiert auf Partnerschaften mit drei Zentren, die auf diesem Gebiet weltweit anerkannt sind: dem Translational Genomics Research Institute (TGen) in Phoe-nix unter der Leitung von Dr. Jeffrey Trent, dem Institute for Systems Biology (ISB) in Se-attle unter der Leitung von Dr. Leroy Hood und dem Partnership for Personalized Medici-ne (PPM) in Phoenix unter dem Vorsitz von Dr. Leland Hartwell.

Zur Durchführung dieser Initiative zählt die Regierung auf die Zusammenarbeit der öffentlichen Forschungszentren, Centres de recherche publics (CRP) Santé, Henri Tudor und Gabriel Lippmann, sowie der Universität Luxemburg, die eng in die Vorbereitungsphase eingebunden sind. In die-sem Zusammenhang sollte auch darauf hingewiesen werden, dass die Société Nationale de Crédit et d'Investissement (SNCI) gewisse Finanzmittel zur Verfügung stellt, um sich an der Finanzierung kommerzieller Projekte im Bereich der Gesundheitstechnologien zu beteiligen.

Die drei Projekte dienen insbesondere zur Intensivierung der Forschung auf dem Gebiet der Molekulardiagnostik, dem Eckpfeiler der Individualmedizin. Diese gründet auf einer besse-ren Prophylaxe, einer präzisen Krankheitsfrüherkennung, einer frühzeitigen Diagnose, ei-ner Behandlung der Krankheitsursachen mit Medikamenten auf Basis biologischer Verfah-ren sowie einer gezielten und auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen medizinischen Versorgung.

Dahinter steckt die Idee, dass zukünftig das richtige Medikament der richtigen Person zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Dosis verabreicht werden kann.

Dieses Vorhaben fördert die Umsetzung des Regierungsprogramms von 2004, zu dessen Prioritäten die Einrichtung wissenschaftlicher und technologischer Kompetenzzentren, die Planung von Forschungstätigkeiten, die zur Diversifizierung des luxemburgischen Wirt-schaftsstandorts, insbesondere im Bereich der Biotechnologie, dienen können, und die Weiterentwicklung der Präventivmedizin zählen.

Drei sich ergänzende Projekte: Den Mittelpunkt des Gesamtprojekts bildet die Errichtung einer luxemburgischen „Bio-bank“ in Zusammenarbeit mit dem Translational Genomics Research Institute unter dem Namen Integrated Biobank of Luxembourg (IBBL).

Offen für europäische und internationale Kooperationen, konzentriert diese Organisation ihre Bemühungen in einem ersten Schritt auf die Erfassung und Analyse biologischer Pro-ben (Gewebe, Blut, etc.) und diesbezüglicher Daten für Zwecke der Krebsforschung (Lun-ge und Darm). Die Aktivitäten der IBBL werden von hochmodernen Ressourcen in den Bereichen Biotechnologie und Bioinformatik unterstützt. Die Biobank, die von den drei Centres de Recherche Publics und der Universität von Luxemburg gegründet wird, ent-spricht den ethischen Standards und Datenschutzbestimmungen, die von den äußerst re-striktiven internationalen Normen vorgegeben werden.

Diese Einrichtung sollte es zukünftig ermöglichen, die Realisierung nationaler und internationaler Forschungsprojekte zu för-dern und zu begleiten – einschließlich der Forschungsprojekte von Dr. Hartwell und Dr. Hood -, die translationale Forschung zu erleichtern, d.h. die Umsetzung neuer Kenntnisse in die medizinische Praxis zu vereinfachen; und dabei das Wissen um die Prophylaxe, die Diagnose und die Behandlung von Krankheiten zu unterstützen.

Der zweite Teil des Forschungsabkommens bezieht sich auf eine Partnerschaft zwischen dem Institute for Systems Biology von Dr. Hood und der Universität Luxemburg in Zusammenarbeit mit den staatlichen Forschungszentren; Ziel ist die Einrichtung eines Kom-petenzzentrums in Luxemburg auf dem Gebiet der Systembiologie – Center for Systems Biology Luxembourg (CSBL) – innerhalb der nächsten fünf Jahre. Die erste Achse dieses Forschungsprojekts bezieht sich auf die Sequenzanalyse des Erbguts – genauer gesagt die Analyse genetischer Systeme -, während sich die zweite Achse dem molekularen Profil – Blutproteinen – der wichtigsten Organe widmet. Diese Forschungsbemühungen dienen zum besseren Verständnis der Funktionsstörungen des Organismus im Krankheitsfall zu Nach-weis- und Kontrollzwecken. Das Projekt beinhaltet auch einen bedeutenden technologi-schen Anteil, der sich auf die Weiterentwicklung und Integration von Instrumenten auf dem Gebiet der Genomik (Analyse der Genome), der Proteomik (Analyse der Proteine) und der Bioinformatik (Anwendung der Informationstechnik auf die Biologie) fokussiert.

Bei dem dritten und letzten geplanten Projekt handelt es sich um ein Demonstrationsprojekt im Rahmen der Partnership for Personalized Medicine (PPM), eine Initiative, die in 2007 von zwei wohltätigen Stiftungen unter dem Vorsitz von Dr. Hartwell (Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin 2001) in Phoenix gestartet wurde. Das Ziel besteht darin, das Konzept der Individualmedizin zu fördern, indem Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Molekulardiagnostik finanziert werden. Es handelt sich im Wesentlichen um die Auswahl und Validierung von Biomarkern, die ein effizienteres Eingreifen während einer Krankheit, von der frühzeitigen Aufdeckung bis zur therapeutischen weiteren Kontrolle, ermöglichen. Das luxemburgische Projekt bezieht sich auf den Lungenkrebs, eine in den meisten Fällen unheilbare Krankheit, da sie im Allgemeinen erst in einem fortgeschrittenen Stadium fest-gestellt wird (jedes Jahr sterben etwa 180 Menschen in Luxemburg an Lungenkrebs). Die-ses Projekt ist Gegenstand einer Forschungspartnerschaft zwischen dem PPM und dem CRP-Santé.

Für die drei Minister, die dieses gemeinsame Vorhaben in die Wege geleitet haben, Jeannot Krecké, Minister für Wirtschaft und Außenhandel, François Biltgen, Minister für Kultur, Hochschulen und Forschung, und Mars di Bartolomeo, Gesundheitsminister, stellt diese strategische Partnerschaft zwischen den luxemburgischen Forschungsinstituten und den renommierten Instituten in den Vereinigten Staaten eine einmalige Gelegenheit dar:

– ein Kompetenzzentrum zu entwickeln, das die Intensivierung der Forschung in Luxemburg ermöglicht und gleichzeitig deren Ansehen auf nationaler Ebene und den Einfluss auf internationaler Ebene verstärkt;

– die wirtschaftliche Diversifizierung in einem führenden und wachsenden Sektor zu fördern und

– den Interessen der Bevölkerung zu dienen, da das Gesundheitssystem weitgehend von den Erkenntnissen der Forschung profitieren kann.

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Britta Schlüter idw

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