Ergebnisse des Bildungsbarometers zum Jahr der Mathematik

Mathematik gehört nach Englisch und Deutsch zu den beliebtesten Fächern von Schülerinnen und Schülern, Ausbildern, Eltern und Lehrkräften. Es ist aber zugleich ein belastetes Fach – so die neuesten Ergebnisse des Bildungsbarometers.

Die Befragten haben auch die allgemeine Bildungssituation eingeschätzt: Fazit: Es gibt keine Entwarnung. Nach wie vor wird die Bildungssituation – dargestellt durch den Bildungsindex – von den Eltern mit der Note Vier-Plus eingeschätzt.

Die Befragung wurde online durchgeführt. Zur Auswertung kamen 2550 vollständig ausgefüllte Datensätze. Das Bildungsbarometer wird vierteljährlich vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau in Kooperation mit der Schülerhilfe (Gelsenkirchen) durchgeführt.

Mehr als die Hälfte der Befragten – auch derjenigen, die nicht „von Berufs wegen“ mit Mathematik zu tun haben – benötigen täglich oder zumindest einige Male in der Woche solide mathematische Kenntnisse, die über eine Anwendung der Grundrechenarten hinausgehen. Wie schätzen sie die Mathematik ein? Das Fach wird positiv bewertet. Mathematik weist aus Sicht aller Befragten viele gute Seiten auf. Sie ist nicht nur für Fachwissenschaftler ein wertvolles Werkzeug, sie ist eher eine interessante, spannende und doch recht logisch strukturierte Herausforderung, und sie wird zugleich als „wichtig“ erachtet.

Mathematik wird als fester Bestandteil der Allgemeinbildung eingestuft. Eine Überbetonung der Mathematik in der Gesellschaft sei nicht zu verzeichnen, ebenso sei Mathematik nicht nur für eine elitäre Gruppe besonders begabter Menschen begreifbar, sondern für Jede und Jeden. Mathematik gehört auch zu den beliebten Fächern. Die Beliebtheit variiert mit dem Schulabschluss, sie ist aber auch in der Gruppe der Personen mit Hauptschulabschluss immer noch mit der Note 2,8 bewertet.

Mathematik muss aber gelernt werden. Das Bildungsbarometer zeigt, dass in den meisten Fällen eher konservative Strategien des Lernens im Vordergrund stehen, nämlich solche, bei denen in der Tradition des Unterrichts verblieben wird (Wiederholung des Stoffs aus dem Unterricht, Nachlesen in Aufzeichnungen, Nachlesen im Mathematikbuch). Andere Strategien, nämlich Personen einzubeziehen, die aus dem Bekanntenkreis oder der Familie stammen bzw. Mitschüler/innen einzubeziehen und sich in der Gruppe vorzubereiten, werden dagegen eher selten genutzt. Hieraus resultiere ein Veränderungsbedarf hinsichtlich des Lernens, Prof. Dr. Reinhold S. Jäger, geschäftsführende Leiter des zepf.

Wie wird die Situation des Unterrichts in Mathematik eingeschätzt? In der Analyse der Daten wird deutlich: Bei den Schülerinnen und Schülern sind es 30,9% und bei den befragten Eltern (die nicht zugleich Lehrkräfte sind) 15,6%, die ihren Lehrkräften die Note „4“ und schlechter für das Erklären geben. „Diese Tatsache einer eher geringen Fähigkeit der Lehrkräfte zum Erklären muss nachdenklich stimmen“, betont Jäger. Auch wenn aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler die Erklärungsfähigkeit ihrer Lehrkräfte unterschätzt sein mag, dann sei doch damit zu rechnen, dass eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern hinsichtlich dieser Voraussetzung in Mathematik unterversorgt seien.

Zugleich geben mehr als 65% der Schülerinnen und Schüler an, Schwierigkeiten in Mathematik zu haben, so dass sie sich erheblich anstrengen müssen. Über 40% der Befragten dieser Gruppe halten Nachhilfe für ein geeignetes Instrument, um die Schwierigkeiten in Mathematik in den Griff zu bekommen. Mehr als 84% der Schülerinnen und Schüler, die Nachhilfe in Mathematik genommen haben, gaben an, ihre Noten durch die Nachhilfe verbessert zu haben.

An das „Lehren und Lernen“ schließt sich unmittelbar die Frage an, wie viel des in der Schule erlernten und dargebotenen mathematischen Stoffes (orientiert an den Standards der Sekundarstufe I) Erwachsene noch „parat“ haben. Teilweise deutlich über 90% der nicht-lehrenden Personen könnten Sachverhalte wie Bruchrechnung, Dreisatz und Prozentrechnung erklären bzw. auch damit operieren und entsprechende Aufgaben lösen.

„Diese drei Aspekte stellen aber nur einen Ausschnitt des bis zum Ende der Sekundarstufe I angebotenen Stoffes dar“ erklärt Jäger. Wenn das Ergebnis dieses Bildungsbarometers als Hinweis genutzt werden solle, dann müsse die Frage gestellt werden, warum die vielen anderen Konzepte – rund 15 weitere Themenfelder werden in der Umfrage benannt – nicht in der gleichen Art und Weise „hängen geblieben“ seien.

„Die Beliebtheit des Faches Mathematik muss viel mehr in der täglichen Arbeit in der Schule genutzt werden. Hierbei spielt die Frage der Förderung durch Lehrkräfte in der weiteren Vermittlung des Fachs und beim Abbau von Voreinstellungen eine bedeutsame Rolle“, so der Landauer Bildungsforscher. Auch sollten die Strategien zum Lernen von Mathematik überprüft werden. Vieles sei schon erforscht. Wenn Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften dieses Wissen nutzen würden, dann könnten im Jahr der Mathematik wesentliche Konsequenzen gezogen, die Mathematik in ihrer nachhaltigen Wirkung zu verstärken.

Kontakt:

Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Geschäftsführender Leiter
des Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23, D-76829 Landau
Telefon: +49-(0)6341-906-175
Telefax: +49-(0)6341-906-166
E-Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de

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