Schule ist mehr als PISA

Am 6. und 7. März 2008 veranstaltete die ZEIT-Stiftung in Hamburg die Expertenkon-ferenz „Schule ist mehr als PISA – Zur Bedeutung reformpädagogischer Ansprüche an die schulische Bildung von heute“ und veröffentlicht eine „Hamburger Erklärung“.

Die PISA-Ergebnisse haben vielfältige pädagogische und strukturelle Maßnahmen ausgelöst, von der Intensivierung frühkindlicher Bildung bis zur Reform der Lehrerbil-dung. Das deutsche Schulsystem kommt durch Leistungsvergleiche, Erhebungen zur Lernentwicklung und kompetenzorientierte Tests unter bislang ungekannten Erfolgs-druck. Kritiker sehen darin eine Reduzierung des schulischen Bildungsanspruchs – wo bleiben individuelle Förderung, entdeckendes und selbstgesteuertes Lernen, äs-thetische und politische Elemente, der Allgemeinbildungsauftrag der Schule?

Auf der Konferenz „Schule ist mehr als PISA“ diskutierten Experten, darunter Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin (München), Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann (Bielefeld), Prof. Dr. med. Joachim Bauer (Freiburg), Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt, (Potsdam), ihre unterschiedlichen Positionen in den vier Foren „Ästhetische Bildung“, „PISA und die Folgen“, „Schulkultur gestalten“ und „Beziehungen gestalten“.

Dr. Markus Baumanns, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der ZEIT-Stiftung, zu der doppelten Absicht der Konferenz: „Die reformpädagogischen Aspekte von schuli-scher Bildung sind für die ZEIT-Stiftung ein wichtiges, zukunftweisendes Thema. Wir erhoffen uns, dass die Konferenz Impulse gibt, die an den Schulen umgesetzt wer-den können. Und wir selbst wollen wissen, worauf eine gemeinnützige Stiftung künf-tig im Schulbereich achten sollte, welche Themen einer Vertiefung bedürfen, was förderungswürdig ist. Die „Hamburger Erklärung“ ist dabei wichtig – sie geht vom ganzen jungen Menschen aus und unterstreicht den hohen Stellenwert von reform-pädagogischer schulischer Bildung.“

Hier die sieben zentralen Thesen der „Hamburger Erklärung“:

1. Bei aller Notwendigkeit der Qualifikation der Schüler und Schülerinnen in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften – Schule macht mehr aus als in diesen Fächern vermittelt wird.

2. Schule muss die Heranwachsenden umfassend mit den Grundlagen unserer Kul-tur vertraut machen, neben Wissenschaft und Technik mit Musik, Kunst, Theater und Sport, mit Religion, Ethik und Philosophie.

3. Sie muss den ihr anvertrauten Kindern und Jugendlichen die Chance geben, Ta-lente zu entwickeln und zu pflegen. Nur so wird Vertrauen zu sich gefasst und Ich-Stärke entwickelt.

4. Schwächere benötigen den Schutz der Stärkeren, Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Menschen sind eine Bereicherung, Regeln und Werte sind nur von Bedeutung, wenn sie von allen auch akzeptiert und gelebt werden. Gemeinschaftserfahrungen dieser Art sind die Basis für Charakterbildung und die spätere Bewährung in einer demokratischen Gesellschaft.

5. Für all dies muss Schule einen Raum bieten. Und vor allem muss es hierfür eine hohe öffentliche Wertschätzung geben, damit Schule diese Aufgaben erfolgreich gestalten kann.

6. In Schulen mit einem solchen Profil muss allerdings auch finanziell investiert wer-den. Schulen mit einer solchen Programmatik sind Ganztagsschulen mit angemes-senen Räumlichkeiten, unterschiedlich, aber immer gut ausgebildetem Personal und einem rhythmisierten Tagesablauf mit einem gesunden Mittagstischangebot. Mit der derzeitigen personellen und materiellen Ausstattung der Schulen ist dies nachhaltig und flächendeckend nicht zu erreichen.

7. Den verantwortlichen Politikern, muss bewusst werden, dass diese Investitionen lohnen, denn Defizite im Bildungsbereich sind fatal, sie schlagen langfristig mit dem Faktor 7 zu Buche. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Investitionen in Bildung sind die Basis für eine auch wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft unserer Gesellschaft.

Den vollständigen Text der Hamburger Erklärung finden Sie unter www.zeit-stiftung.de im Bereich Presse/Downloads.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die ZEIT-Stiftung, Frauke Hamann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 040/41 33 68 71, E-Mail: hamann@zeit-stiftung.de

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Kirsten Drees idw

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