Uni Kassel: Neues Konzept für Wissenstransfer


Mit einem neuen Konzept will die Universität Kassel in den kommenden Jahren für einen wirksameren Wissenstransfer sorgen und damit in der privaten Wirtschaft wie im öffentlichen Sektor kräftigere Innovationsschübe bewirken: Künftig soll dafür an der Universität nicht nur eine Transferstelle zur Verfügung stehen, sondern eine umfassende Transfer-Struktur aufgebaut werden, die die ganze Universität, ihr Vorfeld und ihr Umfeld einbezieht. Als ersten neuen Baustein dieser Struktur stellten Uni-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep und Kanzler Dr. Hans Gädeke am Mittwoch die Gesellschaft für Innovation Nordhessen mbH (GINo) vor, eine von der Universität gemeinsam mit der B. Braun Melsungen AG gegründete Verwertungsgesellschaft für Erfindungen und Patente aus der Hochschule.

Kassel. Mit einem neuen Konzept will die Universität Kassel in den kommenden Jahren für einen wirksameren Wissenstransfer sorgen und damit in der privaten Wirtschaft wie im öffentlichen Sektor kräftigere Innovationsschübe bewirken: Künftig soll dafür an der Universität nicht nur eine Transferstelle zur Verfügung stehen, sondern eine umfassende Transfer-Struktur aufgebaut werden, die die ganze Universität, ihr Vorfeld und ihr Umfeld einbezieht. Als ersten neuen Baustein dieser Struktur stellten Uni-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep und Kanzler Dr. Hans Gädeke am Mittwoch die Gesellschaft für Innovation Nordhessen mbH (GINo) vor, eine von der Universität gemeinsam mit der B. Braun Melsungen AG gegründete Verwertungsgesellschaft für Erfindungen und Patente aus der Hochschule. „Die wirtschaftliche Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen werde künftig neben der Förderung von Unternehmens- und Existenzgründungen eines der neuen Aufgabenfelder des Wissenstransfers sein“, so Präsident Postlep, in denen die Universität „eine aktive Rolle“ übernehmen werde. Demgegenüber werde man die nachfrageorientierte Vermittlung von Transfer-Kontakten „in sinnvoller Arbeitsteilung“ künftig eher den wirtschaftsnahen Einrichtungen überlassen.

Als Vertreter des GINo-Mitgesellschafters begrüßte Klaus Hofer, Vorstandsmitglied der B. Braun Melsungen AG, diese Neuorientierung des Wissenstransfers der Universität nachdrücklich. Es sei nicht nur für sein Unternehmen sondern für die ganze Region Nordhessen von entscheidender Bedeutung, dass die Universität ihr wissenschaftliches Potential als „Motor“ der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung aktiviere. Dabei solle sich die GINo auf solche Felder focussieren, die eine zeitnahe Verwertung patentrechtlich geschützter Forschungsergebnisse in Industrie, Dienstleistung und Handel ermöglichen. Deshalb habe sein Unternehmen die Bitte der Universität gerne aufgegriffen, sich in Fragen der Forschungsverwertung als Partner zur Verfügung zu stellen und die eigenen Vermarktungs-Kompetenzen in dieses Vorhaben einzubringen.

Als Geschäftsführerin der GINo stellte der Uni-Präsident Dr. Heike Krömker vor, die in Personal-Union in der Universität das Patentinformationszentrum (PIZ) leitet. Mit dem universitätseigenen PIZ, in dem alle verfügbaren Informationen zur gewerblichen Schutzrechten aufbereitet werden und das innerhalb der Universität mit Seminaren und Schulungen aktiv ist, sowie der privat-rechtlich operierenden Gesellschaft GINo im Vorfeld verfüge die Universität nun über eine optimale Infrastruktur für dieses Aufgabenfeld.
Dabei gehe es in der GINo , wie Dr. Krömker erläuterte, im einzelnen um die Beratung von Erfindern an der Universität, die Unterstützung bei der Erfindungsmeldung, die Bewertung im Blick auf Patentfähigkeit und Verwertungschancen, die Ausarbeitung geeigneter Patentierungs- und Verwertungsstrategien, die Anmeldung von Schutzrechten in Kooperation mit Patentanwälten und schließlich um die Suche nach Lizenznehmern oder Produzenten, die Gestaltung der entsprechenden Verträge und die Kontrolle der Lizenzeinnahmen. Die Gesellschaft sei seit dem 4. Dezember vergangenen Jahres eingetragen und habe ihre Arbeit inzwischen mit ersten Projekten aufgenommen.

GINo ist zugleich eine der drei hessischen Verwertungsagenturen des Verbundprojekts
„H-IP-O“ (Hessische Intellectual Property Offensive). Diese Projekt setzt hessenweit die „Verwertungsoffensive“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) um, die mit dem Wegfall des Hochschullehrerprivilegs durch die Novellierung des Arbeitnehmererfindungsgesetz gestartet wurde. Danach können die Hochschulen auch die Erfindungen ihrer Professoren in Anspruch nehmen und selbst verwerten. In diesem Rahmen ist GINo nicht nur für die Universität Kassel sondern auch für die FH Fulda tätig und arbeitet mit den Verwertungsagenturen in Mittel- und Südhessen zusammen.

Wie Präsident Postlep unterstrich, seien mit GINo und PIZ als Tandem für eine aktive Verwertungsstrategie der Universität die ersten Elemente einer nach Handlungsfeldern differenzierten Transfer-Struktur auf Seiten der Universität realisiert. Als nächster Bereich werde nun der Aufbau eines Existenzgründer-Zentrums folgen, um dieses Thema noch stärker in Forschung und Lehre zu verankern und „gründerfreundliche Strukturen“ an der Universität zu fördern. Damit werde die Universität eine „Inkubationsfunktion“ für die Gründung neuer Unternehmen übernehmen, die als sogenannte „start-ups“ aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten heraus entstehen und in der Übergangsphase noch auf die besondere Unterstützung und Nähe der Universität angewiesen sind. Die Uni Kassel habe dafür mit dem Förderprojekt „START“ ein umfangreiches Konzept entwickelt, das sich soeben in einem bundesweiten Wettbewerb des BMBF durchgesetzt habe und in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 1 Million Euro gefördert werde (siehe Pressemitteilung 66/02 vom 21. Mai „START für unternehmerische Kultur in Hochschule und Region“). Dabei arbeite die Kasseler Uni ebenfalls mit der FH Fulda sowie den Universitäten Marburg und Göttingen zusammen. Offen sei noch, so Postlep, ob das geplante Existenzgründerzentrum ebenfalls privatrechtlich organisiert werde oder in der Universität selbst angesiedelt werde.

Insgesamt stehe dann für den Wissenstransfer eine aufgabenorientiert differenzierte Infrastruktur zur Verfügung, die teils öffentlich-rechtlich innerhalb der Universität , teils privat-rechtlich im Vorfeld der Universität organisiert sei und sich so sehr flexibel und effizient auf unterschiedliche Anforderungen einstellen könne. Mit den neuen Einrichtungen, so Postlep, habe man die an der Universität schon vorhandenen Bausteine dieser Infrastruktur sinnvoll ergänzt. Dabei verwies Postlep insbesondere auf die Transferbereiche Technologie- und Innovationsberatung, Wissenschaftliche Weiterbildung und Absolventenkontakte sowie auf das Ost-West-Wissenschaftszentrum. Postlep kündigte an, noch im Laufe dieses Jahres „alle diese Bausteine unserer Transfer-Struktur“ sorgfältig aufeinander abzustimmen und zu bündeln. Postlep: „Wir wollen daraus eine fachbereichsübergreifende Dienstleistungseinheit und eine sichtbare Adresse innerhalb und außerhalb der Universität machen“.

Zugleich komme es darauf an, so der Uni-Präsident, im Wissenstransfer auch innerhalb der Region und des Universitäts-Umfelds zu einer sinnvollen Arbeitsteilung bei gleichzeitiger enger Kooperation zu kommen. Die Universität übernehme mit ihrem neuen Konzept eine klarere Rolle in der Zusammenarbeit mit externen Partnern. Sie konzentriere ihr Aufgabe eindeutig auf ihre Kernkompetenz, nämlich aus der wissenschaftlichen und technologischen Forschung und Entwicklung heraus aktiv zu einem produktiven Strukturwandel ihrer Umwelt – insbesondere auch der nordhessischen Region – beizutragen. Die Universität überlasse mit dieser klaren Positionierung zugleich das Feld des nachfrageorientierten Transfers ihren externen Kooperationspartnern und deren Kompetenzen. Dies gelte insbesondere für die wirtschaftsnahe Förderung von Nachfrage nach wissenschaftlichem Know-how oder wissenschaftsbasierten Innovationen in Unternehmen. In einer sinnvollen Arbeitsteilung könne diese Aufgabe kompetenter von wirtschaftsnahen Partnern der Universität wie den Kammern, der Wirtschaftsförderung und deren Netzwerken übernommen werden.
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Kontakt und weitere Informationen:
Dr. Bernt Armbruster, Tel: (0561) 804-2217, E-Mail: armbrust@uni-kassel.de

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Ingrid Hildebrand idw

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